Ohrenschmerzen
Das hilft bei Ohrenschmerzen

Ob nach dem Schwimmen, durch die Klimaanlage oder während einer Erkältung: Ohrenschmerzen haben jetzt Saison. Was schnell hilft
Ohrenschmerzen sind vielseitig: sowohl die Ursachen als auch die Schmerzen selbst. Nicht immer liegt der Auslöser im Ohr selbst.
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In diesem Artikel:
  • Welche Ursachen haben Ohrenschmerzen?
  • Wie äußern sich Ohrenschmerzen?
  • Welcher Schmerz passt zu welcher Ursache?
  • Wann muss ich bei Ohrenschmerzen in ärztliche Behandlung?
  • Welche Hausmittel helfen gegen Ohrenschmerzen?
  • Wie kann ich Ohrenschmerzen vorbeugen?

Was haben Zahnentzündungen, Kieferprobleme und Erkältungen gemeinsam? Sie alle können Ursache für Ohrenschmerzen sein. Wenn Ohrenschmerzen eines sind, dann vielseitig: Es steckt nicht immer die klassische Mittelohrentzündung dahinter. Gelegentlich sind es auch die naheliegenden Organe, die den stechenden, klopfenden oder dumpfen Schmerz hervorrufen. In diesem Artikel klären wir auf, welche Ursachen hinter den verschiedenen Ohrenschmerzen stecken können, wann du deswegen zum Arzt gehen solltest und welche Hausmittel du verwenden kannst.

Welche Ursachen haben Ohrenschmerzen?

Wie bereits erwähnt: Für Ohrenschmerzen gibt es nicht die eine Ursache – es gibt eine ganze Menge. Davon treten manche häufiger auf, manche seltener. Insgesamt lassen sie sich in drei Gruppen einteilen:

  • Ursachen innerhalb des Ohres: entzündliche Ursachen oder Infektionen (z.B. Mittelohrentzündung, Gehörgangsfurunkel usw.), Fremdkörper (z.B. Insekt), Verletzungen (z.B. eingerissenes Trommelfell), akute Hörstörungen, (z.B. Gehörsturz), Ohrenschmalzpfropfen und Flüssigkeitsansammlung (Paukenergüsse)
  • Ursachen am äußeren Teil des Ohres: Entzündung der Ohrmuschel (Perichondritis),
  • Ursachen an anderer Stelle: Kiefergelenks- und Zahnprobleme, Erkältungskrankheiten, Gaumenmandelentzündung

Pauschal lässt sich sagen, dass der Ursprung für Ohrenschmerzen am häufigsten innerhalb des Ohres liegt. Bei den nicht ohrbedingten Ursachen treten Ohrenschmerzen außerdem selten allein auf. Bei Kiefergelenksproblemen wirst du in der Regel nicht nur Ohrenschmerzen haben, sondern auch lokale Schmerzen am Kiefer selbst, die dann in die Ohren ausstrahlen.

"Besonders häufige Ursachen sind vor allem Entzündungen – ob nun im Bereich des Gehörgangs oder im Bereich des Mittelohrs – Ohrschmalztropfen und Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Mittelohrs – das sind sogenannte Paukenergüsse, bei denen sich das Mittelohr mit Sekret füllt", so Dr. Armin Mechkat, HNO-Arzt und Leiter der Hanse-HNO-Praxis in Hamburg.

Wie äußern sich Ohrenschmerzen?

Die Ursachen für Ohrenschmerzen sind äußerst vielseitig, die Ohrenschmerzen selbst sind es aber auch: "Der Schmerz kann dumpf sein, er kann aber auch stechend sein, er kann als Druckgefühl wahrgenommen werden, er kann auch mit Gefühlsstörungen einhergehen – also mit einem Kribbeln im Bereich des Ohres – und er kann mit einem Knacken auftreten", sagt Dr. Mechkat. Auch Juckreiz und Brennen ist möglich. Ohrenschmerzen sind also nicht gleich Ohrenschmerzen.

Die verschiedenen Schmerzen können beidseitig oder einseitig auftreten. Wichtig ist ebenfalls, dass all die verschiedenen Ohrenschmerzen immer auch mit einer Gehörstörung auftreten können. Außerdem ist es möglich, dass sich die verschiedenen Symptome vermischen – ein Stechen kann zum Beispiel mit einem Druckgefühl einhergehen, ein Kribbeln mit Gefühlsstörungen usw. Das ist nicht ungewöhnlich, denn eine Krankheitsursache kann wiederum eine andere auslösen. Eine Mittelohrentzündung kann zum Beispiel auch durch einen Trommelfellriss entstehen, wodurch sich die Symptome vermischen.

Welcher Schmerz passt zu welcher Ursache?

Letztendlich hängt die Art des Schmerzes von der Schmerzursache ab, aber nicht immer lässt sich so leicht von einem aufs andere schließen. Denn wie bereits erwähnt: Durch eine Kettenreaktion von Ursache und Wirkung kann es auch zu einer Vermischung der Beschwerden kommen. Und dennoch: Die Symptome sind ausschlaggebend, um die Ursache zu erkennen. Das sind die Beschwerden bei den häufigsten Ohrenkrankheiten:

  • Mittelohrentzündung: Sie ruft normalerweise plötzlich auftretende, stechende Schmerzen hervor, geht aber oft auch mit Druckgefühl einher. Auch Fieber ist bei einer Mittelohrentzündung nicht ungewöhnlich.
  • Entzündung der Ohrmuschel: Einfach zu erkennen, da sie sichtbar für uns ist. Oft sind es Piercings oder Ohrringe, die die Entzündung auslösen. Diese sind die Eintrittspforte für Bakterien. Die Ohrmuschel ist bei einer Entzündung rot verfärbt. Die Symptome sind neben den lokalen Schmerzen Fieber und Schüttelfrost.
  • Flüssigkeitsansammlung (Paukenerguss): Tritt häufig als Folge einer Entzündung auf und sorgt durch Flüssigkeitsansammlung im Innenohr für eine Hörstörung. Ausgeprägte Schmerzen und Schwindel sind die klassischen Symptome.
  • Fremdkörper: Tritt häufiger bei Kindern auf und sorgt für neben einer Hörminderung auch für Juckreiz und Schmerzen im Gehörgang.
  • Ohrenschmalzpfropf: "Er kann unheimlich schmerzhaft sein, weil er den Gehörgang akut verlegt", sagt Dr. Mechkat. Somit geht er einher mit einer Hörminderung, macht sich aber auch durch einen dumpfen drückenden Schmerz bemerkbar. Auch Ohrensausen und Schwindel sind mögliche Symptome.

Wann muss ich bei Ohrenschmerzen in ärztliche Behandlung?

Das kommt ganz darauf an. Natürlich musst du bei Ohrenschmerzen nicht immer in ärztliche Behandlung – das gilt zum Beispiel bei ein wenig Wasser im Ohr nach dem Schwimmen oder leichtem Druck bei einer Erkältung. Als Faustregel kannst du dir aber trotzdem merken: Sind die Schmerzen nach 24 Stunden nicht wieder verschwunden, ist es Zeit eine:n Mediziner:in aufzusuchen. "Vor allem dann, wenn der Ohrenschmerz einhergeht mit einer Hörstörung und/oder Schwindel", so Mechkat. "Aber auch bei sehr starkem Stechen ist der Gang in die Praxis empfohlen." Für eine kurzfristige Besserung der Beschwerden wird dieser dann zunächst Schmerzmittel verordnen und anschließend zielführende Maßnahmen einleiten, welche die Ursache der Schmerzen bekämpfen.

Die vielen verschiedenen Ursachen machen es nicht leicht, sofort den Auslöser für die Schmerzen zu finden – schon gar nicht als Laie. Deswegen ist ein ärztlicher Besuch vor allem bei unklarer Ursache wichtig. " Auch bei Kindern ist noch einmal besondere Vorsicht geboten", mahnt Dr. Mechkat. "Da sollte man nicht lange mit dem Praxisbesuch warten, vor allem wenn dazu noch Fieber auftritt." Generell gilt: Ohrenschmerzen sind nicht zu verharmlosen und können durchaus gefährlich werden – vor allem wenn die Symptome länger andauern und/oder besonders schmerzhaft sind.

Welche Hausmittel helfen gegen Ohrenschmerzen?

Sicher kennst du noch das gute alte Zwiebelsäckchen, vielleicht auch noch die Senfwickel: zwei natürliche und bewährte Hausmittel, die den Schmerz im Ohr mit ihren beruhigenden, entzündungshemmenden Wirkstoffen lindern können. Klingt gut. Doch Vorsicht! Hausmittel können dein Ohr zwar beruhigen und den Schmerz eindämmen, Wunder bewirken sie aber nicht.

Vor der Anwendung solltest du daher sicherstellen, dass hinter deinen Ohrenschmerzen keine gefährliche Erkrankung steckt. Denn schwerwiegende Entzündungen und Verletzungen kannst du mit Hausmitteln nicht in den Griff kriegen und – je nach Ursache – die Symptome sogar noch verschlimmern. Bedeutet also: im Zweifel keine Experimente. Und auf gar keinen Fall etwas in den Gehörgang stecken. Ist die Ursache jedoch abgeklärt und nicht gefährlich, kannst du versuchen, den Heilungsprozess mit diesen 5 Hausmitteln einzuleiten:

  • Zwiebelsäckchen: Zwiebeln enthalten ätherische Öle, die schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Außerdem wirken die enthaltenden Senföle sehr gut gegen Entzündungen. Leichte Schmerzen können somit sehr einfach gelindert werden. So geht's: Kleingeschnittene Haushaltszwiebeln kurz in einer Pfanne erwärmen und dann in ein Stoffsäckchen oder eine Baumwollsocke geben und ans Ohr halten. Alternativ kannst du die Zwiebeln roh ins Säcken geben und es in der Mikrowelle oder auf einer Wärmwäsche kurz erwärmen. Leg das warme (keinesfalls zu heiße!) Säckchen etwa ein bis zwei Stunden auf das betroffene Ohr, und zwar so, dass der Knochen hinter dem Ohr bedeckt ist.
  • Rotlichtlampe: Die warme Infrarotstrahlung einer Rotlichtlampe regt die Durchblutung des Ohres an und hilft vor allem bei chronischen Ohrenschmerzen. Außerdem kann sie durch die Wärme Ohr-Sekrete verflüssigen, wodurch diese besser abfließen können.
  • Abschwellende Nasentropfen: "Abschwellende Nasentropfen helfen, wenn man einen Infekt mit einer verstopften oder verlegten Nase hat, um die Belüftung des Mittelohrs zu optimieren", sagt Dr. Mechkat. Der in den abschwellenden Nasentropfen enthaltene Wirkstoff Xylometazolin sorgt für eine Verengung der feinen Blutgefäße in der Nasenschleimhaut. Das hat zur Folge, dass das Nasensekret wieder abfließen kann.
  • Behandlung mit Kochsalz: Kochsalz eignet sich sehr gut, wenn die Ohrenschmerzen mit Erkältungssymptomen einhergehen. Befreist du deine verstopfte Nase, verringerst du den Druck auf deine Ohren. Dafür kannst du zum Beispiel eine Nasenspülung mit Kochsalz durchführen. Aber auch Gurgeln mit Kochsalz kann Abhilfe schaffen. Dazu einen Teelöffel normales Kochsalz in 250ml lauwarmem Wasser vermischen, auflösen lassen und anschließend fünf Minuten lang gurgeln. Das kannst du alle zwei bis drei Stunden wiederholen.
  • Dampfbad mit Kamille: Ein Dampfbad mit Kamille ist ein altbewährtes, traditionelles Hausmittel und wirkt entzündungshemmend. Bereits vor 3000 Jahren haben die alten Ägypter Kamille als Mittel gegen Krankheiten verwendet. Es enthält außerdem ätherische Öle, die zur Schmerzlinderung beitragen. Für das Dampfbad einfach 1-2 Esslöffel Kamillenblüten oder Kamillosan mit 1 Liter kochendem Wasser aufbrühen. Dann das Ohr nach etwa fünf Minuten mit ausreichend Abstand für einige Minuten über das aufgebrühte Dampfbad halten. Dabei aber unbedingt den Abstand einhalten, zum Schutz vor Verbrennungen.

Wie kann ich Ohrenschmerzen vorbeugen?

Gezieltes Vorbeugen von Ohrenschmerzen ist nur in seltenen Fällen möglich – dafür sind die Ursachen einfach zu vielseitig. Trotzdem kannst du Maßnahmen ergreifen, die zumindest das Risiko für Ohrenschmerzen verringern – vor allem bei Aktivitäten, die immer wieder Auslöser für Ohrenschmerzen sind. Hier sind 4 Tipps:

  • Ohren nicht mit Wattestäbchen reinigen: Eine gute Intention, dein Ohr wird es dir aber nicht danken. Das weiß auch Dr. Mechkat: "Mit Wattestäbchen wird der Ohrenschmalz nur noch tiefer in den Gehörgang hineingestopft. Außerdem bekommt man nicht wirklich viel Ohrenschmalz heraus." Generell solltest du dir aber jegliche Manipulation am Gehörgang verkneifen. Also alles im Ohr sollte dem/der HNO-Ärzt:in überlassen werden. Auf Reinigung im Ohr kannst du generell verzichten, denn: "Bei den allermeisten Menschen reinigt sich der Gehörgang selbst", so Mechkat. "Reinigung der Ohrmuschel mit den Fingern – zum Beispiel unter der Dusche – reicht zur Ohrhygiene aus", ergänzt der HNO-Arzt.
  • Beim Schwimmen einen Ohrenschutz tragen: Das muss natürlich nicht jeder. Schließlich führt das Schwimmen ohne Ohrenschutz bei den Allermeisten nur zu etwas Wasser im Ohr, das keine Schmerzen bereitet und zügig wieder abfließt. Es gibt aber eine Ausnahme: Wenn du zu Gehörgangsentzündungen neigst. "Ist das der Fall sollte man – in Rücksprache mit seinem/seiner HNO-Ärzt:in – darüber nachdenken, wasserdichte Ohrstöpsel zu tragen", sagt Dr. Mechkat. Ohrschützer für Schwimmer schützen den Gehörgang vor eindringendem Wasser, das bei empfindlichen Menschen Entzündungen fördert. Was aber für alle gilt: "Beim Rauskommen aus dem Wasser sollte das Ohr gut mit einem weichen Handtuch abgetrocknet werden", so Mechkat.
  • Erkältungen schnellstmöglich behandeln: Je länger du damit wartest, desto schlechter für deine Ohren. Du solltest das Problem an der Wurzel packen und die Atemwege so früh wie möglich freiräumen, damit die Nasenatmung wieder ordentlich funktioniert. So löst sich dann meistens auch der angesammelte Druck im Gehörgang.
  • Nicht im Luftstrom sitzen: Jeden Sommer sind wir dankbar für unsere Klimaanlage – und das soll auch so bleiben. Achte aber darauf, dass du nicht direkt im Luftzug sitzt. "Durch die lokale Auskühlung kann die lokale Abwehr geschwächt werden, wodurch Keime im Ohr wachsen können, die Beschwerden bis hin zu richtigen Entzündungen verursachen können", so Dr. Mechkat. Extra-Tipp: Achte darauf, dass deine Klimaanlage regelmäßig gewartet wird: "Sonst wird sie schnell zu einer Keimschleuder für Schimmelpilzsporen und sonstige Bakterien", warnt der Arzt.
  • Bei Schnupfen nicht die Nase hochziehen: Ziehst du bei Schnupfen ständig deine Nase hoch, drückst du die Erreger durch die Ohrtrompete in das Mittelohr. Die Folge: Der Druck im Ohr steigt, das Risiko für eine Mittelohrentzündung auch.

Nimm Ohrenschmerzen nicht auf die leichte Schulter – die vielen verschiedenen Ursachen sind ein Grund dafür. Tritt nach 24 Stunden keine Besserung ein heißt es: ärztliche Hilfe suchen. Ist der Auslöser jedoch bekannt und die Schmerzen nicht so groß, können Hausmittel den Heilungsprozess befördern. Und für die Zukunft gilt: verzichte auf Q-Tips und achte auf die Klimaanlage.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 20.09.2023