Nach dem intensiven Workout fühlen sich die Beine bleiern an, die Muskeln brennen. Die Hoffnung liegt auf der Massagepistole, schließlich versprechen Theragun und Co., Laktat effizient abzubauen. Aber stimmt das wirklich?
Der Laktat-Mythos aufgelöst
Zunächst die unbequeme Wahrheit: Keine Massagepistole baut direkt Laktat ab. Das ist ein Missverständnis, das sich hartnäckig hält.
Bei intensivem Training produzieren deine Muskeln Energie sehr schnell. Dabei entstehen Laktat und Wasserstoffionen (H+). Diese Wasserstoffionen machen das Muskelgewebe saurer und sind der Grund für das Brennen während des Workouts. Laktat selbst ist nicht das Problem, es ist tatsächlich ein Brennstoff.
Das Wichtige: Beide Stoffe werden nach dem Training durch deinen Körper selbst abgebaut – hauptsächlich über leichte Bewegung und verbesserte Durchblutung.
Die Massagepistole kann diesen Abbau nicht direkt beschleunigen. Aber sie kann die Bedingungen verbessern: Durch die Vibration wird die Muskulatur besser durchblutet, Verspannungen lösen sich, die Faszien werden geschmeidiger. Das bedeutet: Der Abtransport dieser Stoffe funktioniert etwas besser, der Muskelkater nimmt ab und du fühlst dich schneller erholt. Es ist also ein indirekter Effekt. Es ist nicht die Massagepistole allein, sondern ein optimiertes Umfeld für deine natürliche Regeneration.
Theragun Pro vs. Hypervolt 2 Pro – Der Vergleich
Die zwei Premium-Geräte verfolgen unterschiedliche Strategien: Theragun setzt auf maximale mechanische Power, Hypervolt auf alltägliche Praktikabilität.
Die Theragun Pro (ca. 650 Euro) ist das Kraftpaket. Mit einer Amplitude von 16 mm und einer Stall Force von bis zu 60 lbs (ca. 27 kg Druck) liefert es maximale Tiefenwirkung – ideal für sehr dichte Muskulatur wie Gesäß und Oberschenkel. Die Stall Force zeigt, wie viel Widerstand das Gerät aushalten kann, bevor der Motor stoppt. Eine hohe Stall Force bedeutet: Auch wenn du fest andrückst, arbeitet die Massagepistole mit voller Kraft weiter und dringt wirklich tief in die Muskulatur ein. Der Preis dieser Leistung: Das Gerät ist mit 63–66 dB deutlich lauter und wirkt aggressiver in der Anwendung.
Die Massagepistole Hypervolt 2 Pro (ca. 379 Euro) verfolgt einen anderen Weg. Mit 14 mm Amplitude und 30–40 lbs (ca. 14–18 kg Druck) Stall Force ist die Leistung etwas geringer, aber für den Durchschnitts-Sportler völlig ausreichend. Das Gerät ist deutlich leiser (ca. 54 dB), angenehmer in der Hand und lädt dich zu regelmäßiger Nutzung ein.
Das Fazit ist pragmatisch: Wenn du das komfortablere Hypervolt regelmäßig nutzt, profitierst du mehr als von seltener Nutzung des stärkeren Theragun. Allerdings: Athleten mit sehr großer, dichter Muskulatur werden mit dem Theragun Pro bessere Ergebnisse in der Tiefenwirkung spüren.
Der Geheimtipp: Blackroll Fascia Gun
Es geht allerdings auch günstiger. Die Stiftung Warentest kürte die Blackroll Fascia Gun (ab ca. 150 Euro) zum Testsieger. Sie bietet ein überzeugendes Gesamtpaket aus Leistung und Handhabung.
Budget-Tipp: Die Beurer MG 99 Compact ist ein solides Einstiegsprodukt für Gelegenheitsnutzer, das bei Online-Händlern bereits für 60 Euro erhältlich ist.
So nutzt du die Massagepistole richtig
Vor dem Training: 30 bis 60 Sekunden pro Muskelgruppe, geringe Intensität zur Aktivierung.
Nach dem Training: Mehrere Minuten pro Bereich bei mittlerer bis hoher Intensität. Längere Sitzungen reduzieren Muskelkater nachweislich besser.
Wichtig: Kombiniere mit Dehnungen, Wasser, guter Ernährung und Schlaf, dann beschleunigst du Recovery wirklich.
Kontraindikationen: Nicht bei Thrombose, akuten Entzündungen, offenen Wunden oder Herzschrittmacher verwenden.
FAQ: Die wichtigsten Fragen zu Massagepistolen und Laktat
Nein, direkt nicht. Sie unterstützt den systemischen Abbau indirekt durch bessere Durchblutung und gelockerte Faszien.
Nach dem Training mindestens mehrere Minuten pro Muskelgruppe bei mittlerer Intensität. Längere Sitzungen wirken besser gegen Muskelkater.
Für ambitionierte Athleten ja. Für Hobby-Sportler: wahrscheinlich nicht. Hier reichen günstigere Modelle. Regelmäßige Nutzung ist wichtiger als maximale Leistung.





