- Was sind Bettmilben?
- Warum fühlen sich Milben im Bett so wohl?
- Sind Bettmilben gefährlich?
- Wie merke ich, ob ich gegen Bettmilben allergisch bin?
- Was kann ich gegen Bettmilben tun?
- Kann ich mir Bettmilben aus dem Urlaub einschleppen?
Jeder hat sie, keiner sieht sie – auch du nicht. Die Rede ist von Bettmilben. Dass die kleinen Spinnentiere sich in großer Anzahl in deinem Bett befinden, hast du vielleicht schon gehört – unheimlich klingt es aber trotzdem. Vor allem dann, wenn du die winzigen Achtbeiner einmal vergrößert und in voller Pracht gesehen hat. Beim Blick auf dein ordentliches Bett kommt dir das sicher völlig surreal vor. Denn auch bei ganz genauem Hinsehen kannst du keine Milbe erblicken. Die leicht panische Frage "Was mache ich jetzt?" ist dann oft die nächste Reaktion. Warum diese Panik aber meistens völlig unberechtigt ist und wie du gegen Milben effektiv vorgehen kannst, erklären wir hier.
Was sind Bettmilben?
Bettmilben, auch Hausstaubmilben genannt, gehören zur Gattung der Spinnentiere. Sie sind im Gegensatz zu anderen Spinnentieren allerdings so klein, dass wir sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen können. Gerade einmal winzige 400 Mikrometer – das sind 0,04 cm – können die Gliederfüßer groß werden. "Sie gehören zu den nicht-parasitären Milbenarten und leben, wie auch Hausspinnen, neben uns her", sagt PD Dr. Vieluf, Facharzt für Dermatologie und Leiter des Zentrums für Allergologie am Dermatologikum Hamburg. Dabei gibt es neben der Bettmilbe noch viele weitere Milbenarten – insgesamt etwa 50.000 verschiedene.
Der Körper einer Milbe besteht aus zwei verschiedenen Teilen mit acht Beinen und bis zu fünf Augen. Auf dem Speiseplan der "Dermatophagoides" stehen neben winzigen Pilzen (zum Beispiel Schimmelpilzen) und Nahrungsmittelbestandteilen vor allem Hautschuppen des Menschen: ein bis zwei Gramm verlieren wir davon täglich – häufig im Bett. Weil die Milben diese dann aber auch verdauen müssen, landen ihre Ausscheidungen ebenfalls in unserem Bett. Und genau hier liegt für Allergiker das Problem: nicht die Milben, sondern ihr Kot sorgt für die überempfindliche Reaktion.

Warum fühlen sich Milben im Bett so wohl?
Warm, feucht und dunkel: So gefällt es den Milben am besten. Kein Ort der Welt kann ihnen diese Kombination so gut bieten wie das Bett. Der Grund: du selbst. Denn erst der Mensch mit seinem Schweiß und seiner Körperwärme sorgt für dieses hervorragende Ambiente. Bei einer Temperatur von 20-30 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von über 55 Prozent fühlen sich die Milben besonders wohl. Nicht selten gibt das Bett genau diese Bedingungen her.
Bettbezug und Co. sind aber auch wegen ihres Stoffes ein perfekter Lebensort für die kleinen Achtbeiner. Generell dient alles was stoffbezogen ist – Stofftiere, stoffbezogene Polstermöbel, Teppiche, aber eben auch das Bettzeug – als idealer Rückzugsort für die Bettmilbe. Die Kombination aus dem Stoff und der dunklen, warm-feuchten Umgebung macht das Bett zu einem "Eldorado" – dem perfekten Lebensterritorium für Milben.
Sind Bettmilben gefährlich?
Grundsätzlich nein. Denn im Gegensatz zu anderen Milbenarten beißen sie nicht und verbreiten keine Krankheiten. Für Menschen ohne eine genetische Veranlagung zu Allergien stellen sie also tatsächlich kein Problem dar. "Für Menschen mit einer Hausstaubmilbenallergie sind die winzigen Spinnentiere aber sehr relevant", so Dr. Dieter Vieluf. "Der ständige Kontakt zu ihren Ausscheidungen kann bei ihnen zu einem allergischen Dauerschnupfen, einem Asthma bronchiale oder Neurodermitis führen", sagt Dr. Vieluf. Habe ich eine Lungenerkrankung?
Leidest du bereits an einer dieser Krankheiten durch andere Allergen wie zum Beispiel Pollen, kann ein zusätzlicher Kontakt zu Bettmilben die Symptome sogar noch verschlimmern. Die Grundformel lautet also: Hast du keine gesundheitlichen Probleme, dann mach dir auch keine Sorgen um die Milben. Hast du eine Milbenallergie und/oder noch zusätzlich Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis, solltest du Maßnahmen ergreifen. Welche genau, liest du unten. So schläfst du erholsamer.
Wie merke ich, ob ich gegen Bettmilben allergisch bin?
Häufig zeichnet sich die Neigung zu Allergien bereits im Kindesalter ab. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass du erst im Laufe deines Lebens dafür anfällig wirst. "Generell sind Frauen im Erwachsenenalter etwas häufiger von Allergien betroffen als Männer", sagt Dr. Vieluf. "Spezifische Daten zeigen aber für Männer eine signifikant höhere Rate an Sensibilisierungen auf Hausstaubmilbenallergene." Treten folgenden Symptomen bei dir häufig auf, und das auch noch vermehrt nach dem Aufstehen, solltest du nicht zögern und dich bei einem Hautarzt, HNO-Arzt oder Lungenfacharzt auf eine Hausstaubmilbenallergie testen lassen:
- eine laufende oder verstopfte Nase und starkes Niesen
- juckende, tränende oder geschwollene Augen
- hartnäckiger, schleimiger Husten
- erschwerte Atmung
- Kreislaufprobleme
- Verstärkung von Juckreiz bei Neigung zu Neurodermitis
Was kann ich gegen Bettmilben tun?
Eines vorweg: Bettmilben wirst du nie ganz vermeiden können. Eine große Anzahl der Milben in die Flucht schlagen, kannst du aber schon. Die meisten der folgenden Maßnahmen sind unkompliziert und können von dir sofort umgesetzt werden.
1. Senke die Luftfeuchtigkeit auf 50 Prozent: Das solltest du mit regelmäßigem Lüften problemlos erreichen können. Bei besonders trockenem Wetter solltest du noch öfter (dafür kürzer) breit durchlüften. Wenn du zwischendurch kontrollieren willst, wie es mit der Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer steht, kannst du ganz einfach ein Hygrometer verwenden. Durchlüften gilt übrigens auch für dein Bettzeug: Kissen und Decke solltest du regelmäßig draußen ausschütteln und kurz raushängen. Warum nicht jeden Morgen als fest integrierter Bestandteil deiner Morgenroutine? Gerade im Winter ist das sehr effektiv: Milben hassen nämlich extreme Temperaturen – heiß wie kalt.
2. Sorge für die richtige Temperatur: Dein Thermometer sollte eine Raumtemperatur von über 19 Grad Celsius nicht übersteigen. Im Temperaturbereich von 20-30 Grad Celsius fühlt sich die Bettmilbe nämlich besonders wohl. Sorgst du für eine Raumtemperatur, die außerhalb dieses Bereichs liegt, fühlt sich die Bettmilbe schon viel unwohler in deinen Gemächern.
3. Wechsele deine Bettwäsche regelmäßig: Je länger du die Bettwäsche nicht gewechselt hast, desto mehr Milben werden sich vermutlich auf ihr tummeln. Schließlich bleiben verlorene Hautpartikel wie Schuppen in der Regel auf ihr liegen. Das zieht die Gliederfüßer an. Für ein milbenreduziertes Schlafen gilt daher: Spätestens alle 2 Wochen die Bettwäsche wechseln. Generell gilt aber: je regelmäßiger, desto besser. Deswegen solltest du nackt schlafen.
4. Wechsele deine Matratze: Nach einigen Jahren hat die alte Matratze ausgedient – auch wenn sie noch bequem ist. Denn tiefer liegende Kotpartikel, die sich den Weg ins Innere der Matratze gebahnt haben, können nur schwer wieder entfernt werden.
5. Verwende milbenallergendichte Überzüge: "Eine weitere zu empfehlende Standardmaßnahme sind milbenallergendichte Überzüge", sagt Dr. Vieluf. Das sind Überzüge aus speziellen fein gewobenen, atmungsaktiven Materialien, welche die gesamte Matratze umhüllen. "Die Fasern der Überzüge sind so fein gewoben, dass Milbenallergene keine Möglichkeit haben, diese Barriere zu überwinden und in Kontakt zu der Haut oder den Schleimhäuten zu kommen und dadurch Symptome auszulösen.“ Diese Überzüge gibt es auch für Bettdecken und Kissen – und auch als dreiteiliges Set.
6. Saug mit einem HEPA-Staubsauger: Natürlich sollte auch häufiges Durchwischen und Saugen auf der Tagesordnung stehen. Doch Vorsicht beim Saugen: Draufgängerische Staubschleudern entfernen den Staub zwar vom Tatort, wirbeln ihn dafür aber auf. Folge: Die Milbenallergene schweben jetzt für eine Weile in der Luft, du atmest sie nun unmittelbar ein. Sogenannte HEPA-Staubsauger entfernen den Staub auf grazile Art und Weise: Der HEPA-Filter ist in der Lage 99,9% aller Staubpartikel – inklusive der Milbenallergene – aus der Luft zu filtern.
7. Heiß waschen oder einfrieren: Wie bereits erwähnt: Milben hassen extreme Temperaturen. Experte Vieluf empfiehlt daher, die Bettwäsche inklusive sämtlicher Stofftiere unbedingt bei 60 Grad Celsius zu waschen. Ist das nicht möglich, kann man kleine Bettutensilien, wie die Kuscheltiere, auch zuvor für 48 Stunden bei -18°einfrieren. "Das können die Milben kaum überleben", so der Experte. Im Winter kannst du auch einfach die gesamte Matratze für eine Weile nach draußen legen.
Kann ich mir Bettmilben aus dem Urlaub einschleppen?
Gerade im Hinblick auf mögliche Urlaubsreisen nach den Corona-Lockerungen ist das eine berechtigte Frage. "Das ist gar nicht so ungewöhnlich", urteilt Dr. Vieluf. Milbenallergene können in der Tat mitgeschleppt werden und von einem Ort zum anderen transportiert werden. Der Experte weiter: "Sie können durch Wolldecken, Kissen, Matratzen, Kleidung oder auch durch Polstersitze in öffentlichen Verkehrsmitteln verschleppt werden." Heißt konkret: Wer zu Hause auf eine milbenfreie Zone angewiesen ist, muss auch im Urlaub und auf dem Weg dorthin, den möglichen Kontakt mit Milbenallergenen vermeiden. Auf den Urlaub verzichten muss man deswegen aber nicht. Schließlich gibt es dafür heute allergikergerechte Hotelzimmer und Ferienwohnungen. Und wie sieht es für Nichtallergiker aus? Ganz einfach: Mach dir keine Sorgen und genieße deinen Urlaub.
Klar, Bettmilben sehen unappetitlich aus, dich vor ihnen fürchten musst du aber nicht. Sie übertragen weder Krankheiten, noch können sie dich beißen. Achte jedoch auf Anzeichen für eine Allergie, denn für Allergiker gelten ganz besondere Maßnahmen. Anwenden kannst du diese aber auch als Nicht-Allergiker.