Hier können Sie diese Podcast-Folge auf iTunes hören.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.
Fabian Hambüchen im Interview über sein neues Leben und die Erfolgs-Geheimnisse dahinter
Herr Hambüchen, Ihre Profi-Karriere ist vorbei. Dennoch führen wir dieses Interview in einer Turnhalle. Ein Zufall?
Natürlich nicht. Turnen ist nach wie vor ein Teil meines Lebens, und ich genieße es, im Training endlich den Spaß in den Vordergrund zu stellen. Dass wir hier in der Turnhalle der Deutschen Sporthochschule Köln sitzen, hängt mit meinem Bachelor-Studium zusammen, das ich derzeit hier zu Ende bringe.
Wie muss man sich Ihr Leben als Sportstudent vorstellen?
Untypisch, denn ich bin jetzt noch eingespannter, als ich es während meiner Turn-Karriere war. Zum einen setze ich viele Projekte mit Sponsoren um, zum anderen halte ich Vorträge über mentale Stärke und bin als Reporter im TV unterwegs. In meiner Heimat baue ich zudem gerade ein Haus. So muss ich morgens oft überlegen, in welcher Stadt ich aufwachse.
Apropos aufstehen: Welcher Gedanke treibt Sie zurzeit an, früh aus dem Bett zu steigen?
Früher war das meiner großer Lebenstraum, der Olympiasieg. Heute ist es die Vorfreude auf die Variation, die mein Leben nun prägt. Um die Übersicht zu behalten, gehe ich jeden Abend den Folgetag gedanklich durch.
Haben Sie weitere Rituale, um mentale Klarheit zu wahren?
Einige sogar. Was etwa hilft, um nachts das Gedankenkarussel zu stoppen, ist der Schubladen-Trick. Stellen Sie sich dau einen großen Schreibtisch mit vielen Schubladen vor. Fangen Sie an zu überlegen, welche Themen Sie gerade stark beschäftigen. Die legen Sie dann in eine Schublade, schließen ab und verlassen das Gebäude. Anschließend wenden Sie sich einem Ort zu, an dem Sie perfekt entspannen können Bei mir ist das immer ein Strand. Gedanklich dort angekommen, schlafe ich meistens direkt ein. Je genauer man sich die Details dieser Gedankenwelt vorstellt, desto besser funktioniert die Methode. Gerade nachts vorm Wettkampf hat mir das geholfen.
Wie lief Ihr größter Wettkampf bei Olympia 2016 in Rio ab?
Dazu kann ich gar nichts sagen, weil ich während der Übung so unfassbar im Flow war. In dem Moment hat sich das jahrelange Mental-Coaching ausgezahlt. Der erste richtige Gedanke kam erst am Ende der Performance: Ich reflektierte, wie gut es bis dahin lief. Darunter litt mein Fokus, und ich machte einen Mini-Schritt bei der Landung, der mich bis zum Ende zitter ließ. Als mein Sieg verkündet wurde, brüllte ich vor Freude unfassbar laut, so Ohrenzeugen.
Welche Lebenslektion hat Sie der Profi-Sport gelehrt?
Nie aufzugeben. Viele Menschen stecken einfach viel zu früh auf. Sich große Träume zu erfüllen, erfordert Durchhaltevermögen. Wenn man seine Leidenschaft gefunden hat, geht die mitunter harte Arbeit viel leichter von der Hand. Würde ich das Turnen nicht so lieben, wäre ich niemals so weit gekommen. Und unser Interview heute hätte sicherlich woanders stattgefunden.
Mach's wie Fabian Hambüchen
Theoretisch könnte der Olympiasieger nach seiner Profi-Karriere getrost die Beine hochlegen. Aber genau das tut der 30-Jährige nicht. Stattdessen ist sein Terminkalender voller denn je – und auch viel abwechslungsreicher. Mit den richtigen Mental-Tricks behält er nicht nur stets den Überblick, sondern auch stets den optimalen Fokus.