Everybody’s Darling – so jemanden gibt es nicht. Und diese Position wäre auch nicht gerade erstrebenswert. „Viele Menschen denken, Sie müssten sich im Kollegenkreis verstellen. Das ist auf die Dauer allerdings ziemlich anstrengend, und zwar für beide Seiten“, erklärt Karriere-Coach Angelica Egerth aus Berlin (www.egerth.de). Ein gutes Verhältnis zu den Kollegen sorgt hingegen für Spaß bei der Arbeit und kann dem beruflichen Erfolg helfen. Wie schnell Sie die Karriereleiter erklimmen, erfahren Sie, wenn Sie sich das Verhalten der Kollegen genau ansehen. Hält man Sie für den Helden der Stunde? Oder für den Deppen vom Dienst? Überprüfen Sie mit diesen sieben Fragen Ihr Standing in der Firma.
Bis die Ohren bluten: Wie häufig beginnen die Kollegen eine Unterhaltung mit Ihnen?
Kennen Sie diese Situation? Sie gehen den Flur entlang, da kommt Kollege Krahl auf Sie zu – ein Typ vom Vertrieb. Er klopft Ihnen auf die Schulter und erzählt Müll, bei dem selbst Robinson nach tausend Jahren Einsamkeit die Ohren bluten würden
Auch wenn Sie diese Begegnung anders empfinden, Krahl genießt sie. Er unterhält sich mit einem Menschen, dem er sich verbunden fühlt. Auf dem Weg in Ihr Büro begegnen Ihnen noch die Kollegen Krause und Clasen. Wieder das gleiche Spiel. Auch wenn es Sie oft nervt: So ist es, wenn man beliebt ist. Sind die einzigen Worte, von denen Sie wissen, dass Ihre Kollegen sie in Ihrer Sprache kennen, „Morgen“, „Mahlzeit“ und „Tschö“, dann bedeutet das wahrscheinlich, dass Sie nicht so gut ankommen.
Gesichter erzählen Geschichten: Welche Gestik und Mimik zeigen die Kollegen im Gespräch?
Lächelt Kollege Jansen, wenn Sie mit ihm plaudern? Nickt der Hansen eifrig, wenn Sie sich unterhalten? Wenden sich die Kollegen ganz dem Gespräch zu? Erröten ihre Wangen, wenn Sie etwas Nettes sagen?
Dann müssen Sie sich keine Sorgen machen. „Unser Körper ist schneller in seinen Reaktionen als das, was wir verbal kommunizieren“, erklärt Egerth. Was also, wenn die Leute immer sehr beschäftigt aussehen, sobald Sie auf sie zugehen? Unterbrechen Sie vielleicht das laufende Gespräch, wenn Sie den Raum betreten, sagen Dinge wie „Lass uns später weiterreden“ und gehen auseinander? Schauen die Menschen während eines Gesprächs mit Ihnen häufig auf die Uhr? Dann ist es Zeit, was zu ändern.
Zusammen zu Mittag essen: Gehen sie allein in die Pause?
Es ist völlig in Ordnung, wenn die Kollegen Graf, Schrimpf und Siegl Sie nicht jedes Mal fragen, ob Sie mittags mit zum Italiener an der Ecke wollen
Aber wenn die Gang vom Flur auf ihrem Weg zum Fastfood-Laden grundsätzlich lachend an Ihrer Tür vorbeipoltert, ohne auf die Idee zu kommen, Sie dazuzubitten, dann haben Sie offensichtlich ein Problem. Oder die lieben Kollegen haben eins mit Ihnen.
Empfinden die Kollegen Sie als kompetent: Fragt man Sie nach Ihrer Meinung?

Jeder, der sich länger als zwei Wochen in der Arbeitswelt bewegt, ist mit der schlichten Wahrheit vertraut: 99,9 Prozent aller Meetings sind komplette Zeitverschwendung
Erträglich werden Sie nur, wenn es Ihnen gelingt, möglichst oft mit Leuten zu tun zu haben, die Ihnen sympathisch sind und deren Ansichten Sie wenigstens ansatzweise respektieren. Wenn der professionelle verbale Austausch einen beträchtlichen Teil Ihrer täglichen Arbeitszeit ausmacht, mag man Sie. „Einladungen zum Gespräch sind Zeichen persönlicher Wertschätzung“, so die Karriere-Expertin. Wenn Sie hingegen nur per E-Mail an Vorgängen beteiligt werden, zu denen Sie tatsächlich Intelligentes beisteuern könnten, sind Sie eventuell unbeliebt.
Sind Sie der Schorsch oder der Herr Meier: Haben Sie einen Spitznamen?
Ruft man Sie auf ewig bloß Herr Melcher, sind Sie sicher nicht der Firmenliebling
Mag man Sie leiden, heißen Sie schon früh mindestens „Alter“. Es ist wie beim Sport: Die Namen der beliebtesten Spieler werden verniedlicht. Aus Oliver wird Olli, Wolfgang wird zu Wolfi, Stefan zu Steffi. Es macht das Arbeitsleben einfach erträglicher, wenn die Leute um einen herum Kosenamen tragen.
Erfreuen Sie sich am Ihrigen, wenn Sie einen bekommen sollten. Aber seien Sie nicht zu besorgt, wenn das nicht passiert – Ole beispielsweise lässt sich einfach schlecht abkürzen. Spitznamen wie Sesselpupser oder Armleuchter zeigen dagegen eher Antipathie.
Gag oder Körperverletzung: Werden Sie geneckt – Oder eher gemobbt?
Grenzen die Streiche, die Ihnen der Kollege Topka am 1. April spielt, an Körperverletzung?
Oder lästert er gern über Ihren neuen Haarschnitt? Oftmals ist die Art von Verhalten auch als ein zärtliches Necken zu verstehen. Aber wenn es anfängt, Sie zu ärgern, müssen Sie eingreifen.
Dies lässt sich meistens mit einem pointierten „Du mich auch!“ bewerkstelligen. Wählen Sie Ihre Waffe selbst. Nur die Menschen werden ständig schikaniert, die es auch zulassen.
Wie ist es eigentlich andersrum?: Mögen Sie eigentlich Ihre Kollegen?

Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, was Ihre Kollegen über Sie denken könnten. Fragen Sie sich lieber, was Sie von Ihren Kollegen halten
Fällt die Antwort positiv aus, stehen die Chancen gut, dass diese auch ähnlich über Sie denken. „Begegnen Sie Ihren Kollegen mit Respekt und Feinfühligkeit“, rät Egerth. Dann arbeiten die anderen auch gerne mit Ihnen zusammen. Lassen Sie dagegen den rücksichtslosen Mistkerl raushängen, werden Ihre Kollegen Sie dafür hassen und halten sich von Ihnen fern.
So funktioniert’s: Bei Kollegen beliebter werden
Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, was Ihre Kollegen über Sie denken könnten. Fragen Sie sich lieber, was Sie von Ihren Kollegen halten
Zuhören
Im Leben der meisten Menschen geht es hauptsächlich darum, sich selbst darzustellen. Wenn Sie gerade kein besonderes Mitteilungsbedürfnis haben, dann lassen Sie die anderen ruhig plappern. Hören Sie genau zu und fragen Sie da, wo es sich anbietet, kurz nach. Zeigen Sie Verständnis für die Probleme anderer. Lassen
Sie zu, dass sich die Kollegen bei Ihnen so richtig austoben können – dann sind Sie für sie der beste Kollege der Welt.

Die beim Zuhören gewonnenen Informationen können Sie später ins Gespräch einbauen. „Hey, Jens!“, könnten Sie zum Beispiel zu Jens sagen (und passen Sie auf, dass Sie ihn nicht mit Jan verwechseln). „Was macht die gezerrte Sehne?“ Das zeugt von Interesse und ist persönlicher, als wenn Sie vor seinem Schreibtisch stehen und versuchen, ihn mit der endlosen Story Ihrer missglückten Grillfeier am Wochenende zu unterhalten.
Abgeben
Großzügigkeit ist eine Eigenschaft, die gern gesehen wird und schnell beliebt machen kann. Geben Sie mal einen Kuchen aus oder einem Kollegen einen Tipp, den er als seine eigene Idee verkaufen kann, um vor dem Chef gut dazustehen. Das merken sich die Leute. Ihre Nettigkeiten sollten aber nicht so oft vorkommen, dass Ihre Kollegen sie als normal empfinden. Dann wirken sie nicht mehr. Und Ihre Abteilung bekommt Übergewicht.
Gut angezogene und gepflegte Männer werden geschätzt. Dazu gehört auch ein angenehmer Duft. Aber übertreiben Sie es bitte nicht: Wenn die Kollegen von der Duftwolke, die Sie umgibt, einen kratzigen Hals bekommen, macht Sie das nicht beliebter. Zu viel Styling ist auch nicht ratsam, schnell sind Sie als Fashion-Victim verschrien. Gut eignen sich Accessoires, die Ihnen als Markenzeichen dienen. Ausnahme: Motivsocken.