
Stärken wie Schwächen stärken
Reus ist gerade mal 27. Bereits 2011 rettete er seinen damaligen Verein Borussia Mönchengladbach fast im Alleingang vor dem Abstieg. 2012 wurde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Er wechselte nach Dortmund, stand im Finale der Champions League, wurde Deutscher Vizemeister.
Was er mitbringt, sind Fähigkeiten, um wichtige Matches zu entscheiden. Marco Reus ist ein pfeilschneller, wendiger Stürmer, der Spielsituationen antizipiert und scheinbar mühelos an seinen Gegnern vorbeizieht. Und außergewöhnlich sind auch seine Torschüsse: präzise, hammerhart und kaum zu berechnen. Sein Talent ist unverkennbar. Hart trainieren muss er trotzdem, auch und vor allem seine Stärken: „Ich arbeite fortwährend an meiner Schusskraft, auch Tempo und Dynamik stehen immer wieder auf dem Programm. Nur so kann ich diese Qualitäten später im Spiel abrufen.“
Von den außergewöhnlichen Fähigkeiten des Fußballprofis können auch Sie profitieren. Wie? Mit dem richtigen Training, das wir mit einem Experten für Sie zusammengestellt haben. Bei der Planung und Entwicklung dieses Trainingsprogramms beriet uns der Athletik-Coach Lars Schlichting, der in Frankfurt/Main Bundesliga-Fußballer in Top-Form bringt (www.lars-schlichting.de). „Um maximale Trainingseffekte zu erzielen, sollten Sie wie auch bei einem Krafttraining Ihre Einheiten nach Schwerpunkten aufsplitten“, empfiehlt der Experte.
Direkt und zielgerichtet fliegen
Reus fackelt nicht lange. Regelmäßig landen seine Bälle per Direktflug im Netz. Doch das war nicht immer so. „In meiner Jugend hatte ich noch keinen harten Schuss. Daher traute ich mich nur selten, aus der Distanz aufs Tor zu zimmern. In den letzten Jahren habe ich mich zunehmend aufs Torabschlusstraining konzentriert“, sagt der gebürtige Dortmunder. Mit Erfolg, wie im Schnitt mehr als 10 Saisontore zeigen. Reus’ Erfolgsrezept: eine nahezu unberechenbare Flugkurve, die seine Schüsse einzigartig macht. Wie funktioniert das? Kurz vor einem Schuss schaut er auf den Ball (und nicht auf das Tor). Den trifft er dann mit der Innenseite und dem Spann zugleich. Das sorgt für seitlichen Effet, vor dem es jeden Torwart gruselt. Anschließend lässt Reus sein Schussbein nicht nach vorne schwingen, stattdessen stoppt er die Bewegung abrupt. Dadurch erhält der Ball einen Topspin (Vorwärtsdrall), der das Spielgerät gefährlich sinken lässt.
Ohne die nötige Schusshärte kann sich jeder Torhüter aber in aller Seelenruhe richtig postieren. Die Kraftentwicklung ist die Grundvoraussetzung für den Torerfolg – und jetzt kommt die gute Nachricht: Sie können diese trainieren. „Beim Torschuss arbeiten Bein- und Rumpfmuskeln eng zusammen. Nur ein starker Rumpf erlaubt auch einen starken Abdruck“, erklärt Experte Schlichting, der selbst lange Zeit als Profi in Griechenland und auf Zypern Fußball gespielt hat. Während der Trainingseinheit für die Schusskraft arbeitet Ihr Rumpf auf Hochtouren, muss ständig Stabilisationsarbeit leisten – fast so beim Sambatanzen.
Umgebung im Eiltempo erkunden

Schnelligkeit gehört zu den Spezialitäten, mit denen Marco Reus auftrumpft. Dass er Gegenspieler regelmäßig alt aussehen lässt, verdankt er ebenfalls zielorientiertem Training. „Besonders in der Vorbereitung auf die Saison oder ein Turnier schrauben Trainer an der Geschwindigkeit der Spieler“, berichtet Reus. Um Spritzigkeit perfekt auf den Platz zu bringen, reicht es nicht, im Training reguläre Sprints durchzuziehen. Trainingsteil Coach Schlichting: „Fürs Tempo sind die schnell kontrahierenden Muskelfasern vom Typ 2 verantwortlich.“ Und genau diese werden bei den hier gezeigten Übungen optimal gefordert. Zugleich verlangt so ein Speed-Workout nach intramuskulärer Koordination (wie etwa bei Koordinations-Skippings). So nennt sich das Zusammenspiel zwischen Nervensystem und Muskeln. Es gilt: Wer mental schneller koordiniert, kann auch seine Tempowerte verbessern. Jeder Sprint ist somit also auch Kopfsache. Wer weiter daran arbeiten will, kann seitliche Temposprünge übrigens auch rückwärts ausführen. Das Geniale: Alle 3 Übungen lassen sich an fast jedem Ort absolvieren. Auf der Straße brauchen Sie lediglich eine Hauswand und ein Stück Kreide, mit der Sie eine Linie und eine Koordinationsleiter aufzeichnen. Am Strand können Sie die ganze Angelegenheit im Sand erledigen – und eine Wand für Wall-Drills wird sich ebenfalls finden lassen, zum Beispiel an der Promenade.
Teamwork – Problemzonen gekonnt angehen
Im Akkord umkurvt Reuss die Gegner in der Bundesliga und zieht leichtfüßig davon. Doch der Anblick täuscht. „Gerade die optische Geschmeidigkeit seiner Bewegungen zeigt, wie genau Marco sie verinnerlicht hat. Es ist die Kunst des Dynamik-Trainings, eine perfekte Kombi aus spielnahen Situationen zu finden, die der Spieler im Wettkampf immer wieder abrufen kann“, erläutert Experte Schlichting.
Keine Sorge! Sie müssen nicht erst einen Trainerschein machen, bevor Sie Ihren Bewegungsfluss verbessern können. Im Gegenteil, das perfekte Dynamik-Workout finden Sie hier. Diagonale Sprünge schulen den Antritt und die Wendigkeit. Stellen Sie sich dabei am besten vor, Sie würden Ihre Gegenspieler wie Fahnenstangen beim Slalom umkurven. Auf die Explosivität zielen Kniebeugensprünge ab. Diese dürfen Sie hier bereits in der Praxis, also mit Ball, umsetzen. Wichtig: Im Schlusssprint unbedingt auf eine enge Ballführung achten! Dadurch fügen Sie der Übung eine technische Komponente hinzu. Das technische Niveau steigt noch einmal bei der dritten Dynamik-Übung – da ist eine Körpertäuschung gefragt. Zudem können Sie dabei endlich Ihre in der Rumpf-Einheit gewonnene Schusskraft unter Beweis stellen. Ihre Stamm-Beachbar samt Keeper erinnert Sie an ein Fußballtor? Okay, aber die Übung sollten Sie doch besser auf einem richtigen Bolzplatz durchziehen.
Nie aufhören, besser zu werden
Sogar ein etablierter Spieler wie Marco Reus wird nicht müde, sich weiterzuentwickeln. Eifern Sie ihm nach! Athletik- Trainer Schlichting: „Junge Spieler legen mit diesem Athletik-Training die Grundlagen für eine torreiche Zukunft. Doch selbst Kicker im gehobenen Fußballeralter können sich damit verbessern, zudem Verletzungen vorbeugen.“