So hält sich Superstar David Beckham mit 48 fit

Interview mit einem Fußball-Superstar
Auf dieses Training schwört David Beckham jetzt

Zuletzt aktualisiert am 26.01.2024
David Beckham war für Viele der erste Fußball-Popstar überhaupt
Foto: Cass Bird

Fast 11 Jahre ist es schon her, dass David Beckham seine Kicker-Karriere beendet hat. Doch auch heute noch hat jeder Fußballfan sofort die genialen Pässe, die millimetergenauen Flanken und die traumhaften Tore Beckhams vor Augen, wenn der Name des heute 48-jährigen Briten fällt. Mit 17 gab er sein Profi-Debüt beim englischen Rekordmeister Manchester United. Darauf folgten die Stationen Real Madrid, Los Angeles, Mailand und Paris, bis der 115-malige englische Nationalspieler im Mai 2013 seine Karriere schließlich beendete. Wirklich ruhig wurde es um David Beckham allerdings nie. Ein großer Sportler und Mensch, der uns im Exklusiv-Interview spannende Einblicke in sein ereignisreiches Leben gewährt hat.

Obwohl Sie schon seit fast 11 Jahren nicht mehr aktiv sind, wirken Sie topfit. Wie haben Sie Ihre Form nach dem Karriereende gehalten?

Nach meinem letzten Spiel für Paris Saint-Germain im Mai 2013 wollte ich eigentlich ein halbes Jahr lang nichts Sportliches machen. Nach den ersten 4 Monaten habe ich mich jedoch körperlich und mental nicht gut gefühlt. Ich war schlapp und antriebslos. Schon als kleiner Junge habe ich mich nämlich immer viel bewegt, und ich habe auch sehr früh angefangen, Fußball zu spielen. Also habe ich die Mission „Erst mal 6 Monate chillen“ vorzeitig abgebrochen und wieder angefangen zu trainieren. Obwohl das gar nicht so einfach war, weil ein ganz entscheidender Faktor, der mich mein ganzes Leben lang im Training gepusht hat, plötzlich nicht mehr da war.

Welcher Faktor war das?

Meine Teamkollegen! Ich war es gewohnt, mit Anderen zu trainieren, wir haben uns immer gegenseitig motiviert. Ob im Kraftraum oder auf dem Fußballplatz, ich habe so gut wie nie alleine trainiert. Aus diesem Grund habe ich mir dann auch etwas gesucht, bei dem ich nicht auf mich alleine gestellt war. Ich habe mich in der Gruppe auf dem Indoor-Bike ausgepowert und war darüber hinaus lange ein Fan von Bootcamp-Training. Mir gefiel daran die Mischung aus Ausdauer- und Kraft-Elementen. Die Einheiten waren äußerst abwechslungsreich, mir wurde niemals langweilig dabei. Allerdings bin ich von dieser Form der Workouts in den letzten Jahren wieder ein bisschen weggekommen.

Was steht stattdessen bei Ihnen auf dem Programm?

Ich trainiere mittlerweile fast jedes Mal zusammen mit meiner Frau, möglichst an 5 Tagen pro Woche. Victoria und mir macht das großen Spaß, während des Workouts lachen wir viel. Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir uns zwar fit halten wollen, das alles aber auch nicht mehr übertrieben ernst nehmen.

Wie sieht denn ein Workout im Hause Beckham aus?

Wir variieren sehr viel, wenn wir trainieren. Mal arbeiten wir mit freien Gewichten, ein anderes Mal am Kabelzug, dann aber gern auch mal komplett ohne Geräte oder Tools. Klassisches Kardiotraining steht inzwischen nicht mehr allzu oft auf dem Programm, dank intensiver Intervalle mit hohen Wiederholungszahlen kommt jedoch auch das Ausdauertraining bei uns nicht zu kurz. Allgemein ist es mir einfach sehr wichtig, in Bewegung zu bleiben, aktiv zu sein, und das nicht nur im Fitness-Studio, sondern auch im Alltag. Ich fahre gern mit dem Rad, gehe mit unseren Hunden raus oder bin mit den Kids unterwegs. Es müssen nicht immer harte Workouts sein. In erster Linie ist es die permanente, die regelmäßige Bewegung, die einen rundum fit und gesund bleiben lässt.

Wie wichtig ist das Thema mentale Fitness für Sie?

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als mentale Fitness kein Thema war, über das offen gesprochen wurde. Erst gegen Ende meiner Karriere änderte sich das allmählich. Mentale Gesundheit ist nach meiner Auffassung genauso wichtig wie die körperliche, und ich habe den Eindruck, dass sich in diesem Bereich zum Glück inzwischen einiges getan hat. Wir erleben mehr denn je, dass junge Spieler kommen und über ihre mentale Gesundheit oder Fitness sprechen können. Wichtig ist, dass darüber aufgeklärt wird, wie und wo man als Betroffener Hilfe finden kann.

Hätten Sie sich gewünscht, sich zu Ihrer aktiven Zeit mehr und offener über das Thema auszutauschen?

Ja, schon. Allerdings hatte ich immer das Glück, einen Teamsport auszuüben. Ich war nie komplett auf mich allein gestellt. Die Probleme, mit denen wir auf mentaler Ebene konfrontiert wurden, mussten wir immer auch als Gruppe lösen. Das stelle ich mir bei Individualsportlern noch mal viel schwieriger vor als im Mannschaftssport.

"Becks" ist immer noch top in Form. Sein Geheimnis? "Ich trainiere mittlerweile fast jedes Mal zusammen mit meiner Frau, möglichst an 5 Tagen pro Woche."
Cass Bird

Als Fußballprofi waren Sie immer sehr fokussiert und diszipliniert. Haben Sie diese Eigenschaften auch in die Zeit nach Ihrer Karriere übernommen?

Absolut. Vor allem habe ich auch übernommen, dass ich einen klaren Tagesablauf brauche. Ich bin niemand, der einfach in den Tag hineinlebt. Ich stehe früh auf, mache Frühstück für meine Familie, bringe die Kinder zur Schule, trainiere, gehe ins Office. Ich brauche diese Struktur, bin immer schon gut organisiert gewesen.

Wie in Ihrer Netflix-Dokumentation – Ihr Kleiderschrank ist ja noch ordentlicher als die Auslage eines Nobel-Designerladens.

(lacht) Ja. Erst vor Kurzem wurde ich in einem Geschäft darauf angesprochen – von einem Mann, der mit seiner Frau unterwegs war. Er sagte mit einem Lächeln zu mir: 'Na, vielen Dank auch, da hast du ja echt was angerichtet! Du räumst dauernd auf und machst überall alles sauber, bist superordentlich – seit meine Frau die Doku gesehen hat, erwartet sie all das auch von mir.' Klar, darüber habe ich schmunzeln müssen.

Haben Sie den Übergang vom Profi zum Fußball-Rentner eigentlich auch so akribisch vorbereitet?

Ja, sicher. Schon während meiner aktiven Zeit habe ich die Vorbereitungen dafür getroffen, dass ich mich direkt nach dem letzten Spiel auf andere Dinge stürzen kann. Und so kam es auch: Am Tag nach meinem Rücktritt bin ich in die USA geflogen, um mich um alles zu kümmern, was mit der Bekanntgabe der Gründung von Inter Miami zu tun hat – des Clubs also, dessen Miteigentümer ich bin.

Hat dieser Aktionismus den Abschied vom Fußball für Sie erträglich gemacht?

Sehr guter Punkt, denn ich gebe zu: Ich vermisse meine Zeit als Fußballprofi sehr – eigentlich jeden einzelnen Tag. Umso wichtiger war es, dass mir der Übergang vom Fußballprofi zum Geschäftsmann so schnell und ohne große Probleme gelungen ist.

Haben Sie Ihren Rücktritt zu irgendeiner Zeit bereut?

Ich bin generell niemand, der Dinge bereut, da ich sämtliche Entscheidungen, die ich treffe, gut durchdenke. Bei allen wichtigen Schritten, die ich im Leben gegangen bin, habe ich mich stets auch auf mein Bauchgefühl verlassen. Von daher bin ich nie an den Punkt gekommen, dass ich zurückgeschaut und gedacht habe, dass ich diese oder jene Entscheidung so nicht hätte treffen dürfen. Natürlich gibt es trotzdem ein paar Dinge, von denen ich mir wünsche, sie wären niemals passiert.

Nennen Sie mal ein Beispiel.

Da ist etwa die Rote Karte im WM-Achtelfinale 1998 gegen Argentinien, der Tritt gegen Diego Simeone. Anschließend sind wir im Elfmeterschießen ausgeschieden. Ganz klar, auf die Erfahrung hätte ich sehr gern verzichtet. Die Monate danach waren ohne Zweifel die schlimmste Phase, die ich in meiner Fußballprofi-Zeit durchlebt habe. Mittlerweile weiß ich, dass mich das alles am Ende stärker gemacht hat und ich gerade deshalb einige andere Situationen in meiner Karriere gut gemeistert habe.

Nur ein Jahr nach der Roten Karte bei der WM haben Sie dann die Herzen deutscher Fußballfans gebrochen.

Oh ja, ich weiß, das Finale der Champions League gegen Bayern München, meine zwei Ecken in der Nachspielzeit, aus denen dann die Tore von Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjær resultierten. So bitter das natürlich für den FC Bayern und die Fans des Vereins gewesen ist, mir hat das gezeigt, dass ich die negative Erfahrung in positive Energie umgewandelt hatte.

Sie bezeichnen sich selbst als Bauchmensch, galten als Instinktfußballer, und auch der Duft, für den Sie mit Ihrem Namen stehen, heißt Instinct. Verraten Sie uns, welche Bedeutung der Begriff Instinkt für Sie hat?

Ein Grund dafür, dass wir den Duft so genannt haben, ist die Tatsache, dass ich in vielen wichtigen Momenten meinem Instinkt gefolgt bin.

Aber wie passt das mit Ihrem Bedürfnis zusammen, wenn möglich, alles im Voraus zu planen und zu organisieren?

Seinem Instinkt zu folgen heißt ja nicht zwangsläufig, Dinge überstürzt anzugehen oder unüberlegt zu handeln. Wenn ich für meine Familie oder mit ihr gemeinsam Entscheidungen treffe, folge ich meinem Instinkt genau so, wie ich es bei allen wichtigen Schritten in meiner Karriere und auch bei geschäftlichen Entscheidungen getan habe. Die besten Entscheidungen meines Lebens habe ich jedes Mal instinktiv getroffen.