Sie kommen jedes Jahr pünktlich zum Sommer: Die Rede ist von Wespen, die als ungebetene Gäste um die Teller und Getränke surren und einem das Essen im Freien verleiden. Gerade bei trockenem und warmem Wetter quälen uns die fliegenden Plagen. Dr. Melanie von Orlow, Biologin und NABU Expertin von der Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera (Hautflügler), erklärt, wie du dich richtig bei Wespen verhälst und gibt SOS-Tipps, wenn du doch gestochen wurdest.
Welche Lebensmittel ziehen Wespen an?
Kaum sitzen wir nach dem Training bei einem Post-Workout-Eiweißshake, schwirren die gelb-schwarzen Insekten an und wollen, dass wir unser Essen mit ihnen teilen. Kein Grund sie gleich totzuschlagen. "Wespen sind nützliche Tiere und haben in der Natur ihre Aufgabe", sagt von Orlow, "Sie sind natürliche Schädlingsbekämpfer. Es sind nur zwei Wespenarten, die lästig sind, die deutsche und die gemeine Wespe. Alle restlichen Arten fliegen nicht an den Tisch."
Wichtig: Wespen interessieren sich nicht für Menschen, sondern ausschließlich für Lebensmittel. Besonders eiweiß- und zuckerhaltige Speisen, wie zum Beispiel Fleisch, Milchspeisen oder süße Kuchen, ziehen die Tiere an. "Am besten gar nicht ans Essen heran kommen lassen", rät die Expertin, "Wenn eine Wespe weiß, wo es Nahrung gibt, bringt sie ihre Artgenossen mit."

Was kann ich tun, wenn eine Wespe ums Essen schwirrt?
Um die Insekten schonend loszuwerden, stülpst du am besten ein leeres Glas über das einzelne Tier und lässt es nach dem Essen wieder frei. Sobald eine Wespe besonders lästig wird, schieb diese sanft mit einem Stück Pappe wieder weg.
Die wichtigste Regel lautet jedoch: Cool bleiben! Wenn die Tiere hektisch um uns herum fliegen, versuchen sie nur, scharf zu sehen, da sie dies erst bei Fluggeschwindigkeit können. Sie sind auf Futtersuche und attackieren uns nicht. In der Regel werden Wespen nur dann aggressiv, wenn du dich ihrem Nest näherst. Dann stechen sie, um sich zu verteidigen, ansonsten nie grundlos. Indem du nach dem Tier schlägst oder es anpustest, provozierst du es erst zum Stechen.
Was tun bei einem Wespenstich?
Falls du in der Nähe eines Nests gestochen wurdest, heißt es: Weglaufen! Am besten ins Dunkle oder in den Schatten, wo die Tiere dich schlechter verfolgen können. Bei einem Stich sondern Wespen Alarm-Pheromone (Lockstoffe) aus. Sie werden freigesetzt, um andere Tiere zu warnen und gestochene Personen zu markieren. Nach einem Stich solltest du schnell handeln.
Wichtig: Nicht sofort kühlen! Dies ist der letzte Schritt. Laut Wespenforscherin von Orlow solltest du zunächst gegen die Schmerz-Ursachen vorgehen. Da Wespengift aus einem Eiweißgemisch besteht, das durch den Stachel in die Haut injiziert wird, reagiert unser Körper mit einer Abwehrreaktion, die Schwellungen und Schmerzen verursacht. Deshalb sollten zuerst die fremden Eiweiße zerstört werden.
Welche Mittel helfen am besten bei Wespenstichen?
- Batteriebetriebener Stichheiler: "Stichheiler sind das beste Mittel zur Behandlung von Wespenstichen", sagt von Orlow. Ein Stichheiler erhitzt die Stichstelle lokal, wodurch fremde Eiweiße zerstört werden.
- Hausmittel: Auch Hausmittel wie eine aufgeschnittene Zwiebel, Zitrone oder Rhabarber helfen. Die darin enthaltenen Säuren zerstören die Eiweiße des Gifts, sind jedoch weniger effektiv als Hitze.
- Insektenstick: Insektensticks wirken durch eine Ammoniaklösung und zerstören Eiweiße basisch.
Erst nach den Sofortmaßnahmen ist es ratsam, die Stichstelle zu kühlen, um die Schwellung und die Schmerzen zu lindern. Übrigens ist es im Gegensatz zu einem Bienenstich unüblich, dass ein Wespenstachel in der Haut steckenbleibt. Ist dies jedoch der Fall, sollte man diesen sofort seitlich mit dem Fingernagel entfernen.

Wann sollte man mit einem Stich zum Arzt gehen?
Behalte den Stich langfristig im Auge, rät die Expertin. Da Wespen mit Aas in Kontakt kommen, ist es möglich, dass sich eine Stichstelle infiziert. Falls diese über mehrere Tage hinweg eitert, rötet oder schmerzt, solltest du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Auch bei Symptomen wie Kreislaufproblemen, Schwindel oder Übelkeit solltest du zum Doc, da die Wahrscheinlichkeit einer Wespenallergie besteht. Doch die Expertin gibt Entwarnung: "Nur etwa 3 Prozent der Bevölkerung leidet an einer Allergie." Dennoch: Eine allergische Reaktion ist sehr gefährlich und sollte ernst genommen werden.
Habe ich eine Wespenstich-Allergie?
Wenn du fürchtest, eine Wespenallergie zu haben, kannst du das untersuchen lassen: Bei einem Provokationstest, den man zum Beispiel im Krankenhaus durchführen lassen kann, wird Gift unter die Haut injiziert. Ein negatives Ergebnis bedeutet jedoch nicht, dass du dauerhaft allergiefrei bist. Allergien können sich entwickeln. Die gute Nachricht ist, dass sich eine Wespenallergie sehr gut durch eine Hyposensibilisierung behandeln lässt. Dabei wird der Körper schrittweise an Wespengift gewöhnt.
Fazit: Bei Wespenattacken cool bleiben
Wenn Wespen um dich herum surren, sind sie hinter deinem Essen, nicht hinter dir her. Entziehe ihnen den Grund ihres Interesses – und die ungebetenen Tischgäste schwirren wieder ab.