Mehr Muskeln, schneller regenerieren, jünger aussehen: Das Wachstumshormon Human Growth Hormone (HGH) wird in seiner künstlichen Form Somatropin in Fitness- und Anti-Aging-Kreisen hoch gelobt. Besonders im Bodybuilding gilt es als leistungssteigerndes Mittel. Doch zwischen versprochener Wirkung und realen Nebenwirkungen klafft eine gefährliche Lücke.
Im Leistungssport gehört das Mittel zu den unerlaubten Dopingmethoden und hat schon manchen im Profisport seine Medaille gekostet.
Was ist HGH – und wofür wird Somatropin eingesetzt?
Sylvester Stallone spricht offen darüber, dass er HGH nutzt. Andere Nutzer halten sich bedeckt und das aus gutem Grund: Die Dunkelziffer beim Wachstumshormon-Doping ist hoch. Das liegt nicht nur an den Vorteilen im Muskelaufbau, sondern auch daran, dass der Nachweis schwierig ist. Denn herkömmliche Tests sind unzuverlässig, und die Spanne zwischen therapeutischem Einsatz und Missbrauch ist schmal.
Dabei wird oft übersehen, dass HGH – also Human Growth Hormone – eigentlich ein medizinisch anerkanntes Medikament ist. In synthetischer Form als Somatropin wird es bei Wachstumshormonmangel, etwa im Kindesalter oder bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen, verordnet.
"HGH ist ein sehr wichtiges Hormon für das Wachstum des Menschen", erklärt Professor Matthias Weber, Leiter des Schwerpunkts für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten an der Universität Mainz. Wird zu wenig Somatropin produziert, etwa durch eine Störung der Hypophyse, muss der Körper entsprechend unterstützt werden.
Wie wirkt HGH im Körper?
Wenn du nachts schläfst, läuft dein Hormonhaushalt auf Hochtouren. Die Hypophyse – eine etwa kirschkerngroße Drüse an der Schädelbasis – schüttet dabei unter anderem das Wachstumshormon HGH aus. Das Wachstumshormon besteht aus 191 Aminosäuren und zirkuliert über die Blutbahn durch den Körper.
Dort wirkt es auf mehreren Ebenen:
- Fettabbau: HGH regt Fettzellen an, gespeicherte Energie freizusetzen.
- Regeneration und Zellwachstum: Es fördert Reparaturprozesse im Gewebe.
- Muskelaufbau: In der Leber stimuliert HGH die Bildung von IGF-1 (Insulin-like Growth Factor 1) – ein Schlüsselfaktor für den Aufbau von Muskeln und Knochen.
Im Kindes- und Jugendalter erreicht HGH seine höchsten Werte. Danach nimmt die körpereigene Produktion mit steigendem Alter kontinuierlich ab.
Gibt es Nebenwirkungen bei HGH?
Noch bis 1985 wurde Somatropin aus den Hypophysen Verstorbener gewonnen – mit fatalen Folgen: Es kam zu Übertragungen von HIV und Creutzfeldt-Jakob. Erst mit der Entwicklung gentechnisch hergestellter Varianten änderte sich das. Heute wird HGH biotechnologisch in Bakterien kultiviert, sicher und in kontrollierten Prozessen.
In der medizinischen Anwendung hilft HGH bei Wachstumsstörungen oder Hormonmangel, wobei das Hormonlevel gezielt per Injektion reguliert wird. Beim Einsatz im Bodybuilding ist die Dosierung oft deutlich höher. Damit steigt auch das Risiko. "Bei einer Überdosierung treten teilweise gravierende Nebenwirkungen auf", warnt Endokrinologe Prof. Matthias Weber.
Dazu gehören:
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Wassereinlagerungen
- Erhöhtes Diabetes-Risiko
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Wucherndes Gewebe (Akromegalie)
Weber empfiehlt stattdessen, den HGH-Spiegel natürlich zu steigern – zum Beispiel durch Schlaf, Training und gesunde Ernährung. Das seien deutlich gesündere und natürliche Möglichkeiten, das Somatropin-Level zu steigern, so Weber.

Du willst Muskeln aufbauen, stärker werden und dich rundum fitter fühlen? Dann setz lieber auf hartes Training statt auf riskante Hormon-Injektionen – dein Körper wird es dir danken.
HGH im Bodybuilding: Wirkung auf Muskeln und Fett
Wunsch: Fettabbau und Muskelaufbau gleichzeitig erreichen. Im Bodybuilding gilt HGH daher als großer Hoffnungsträger. Die Muskeln wachsen und das Fett schmilzt – was in Masse- und Definitionsphasen normalerweise getrennt abläuft, soll mit Somatropin parallel möglich sein. Kein Wunder, dass viele Athleten und Athletinnen nach Creatin, Protein und Co. zu HGH-Spritzen greifen.
Realität: Viele kombinieren HGH mit Testosteron oder anderen anabolen Steroiden. Doch welcher Wirkstoff am Ende den Effekt bringt, ist schwer messbar. Ein Experiment australischer Forscher bringt Klarheit:
- 96 Männer, aufgeteilt in 4 Gruppen
- 8 Wochen lang Injektionen: HGH, Testosteron, beides – oder Placebo
- Ergebnis: Nur die Kombi-Gruppe zeigte leichte Verbesserungen
- Muskelmasse wuchs nicht signifikant durch HGH allein
"Ein gesunder Mensch ohne Hormonmangel baut durch HGH nicht wie von Zauberhand Muskeln auf – und verbrennt auch nicht magisch Fett", stellt Prof. Weber klar.
Darum ist HGH-Missbrauch im Bodybuilding riskant
Ja, HGH beeinflusst den Stoffwechsel – aber nur dann, wenn im Körper ein echter Hormonmangel vorliegt. Bei gesunden Menschen bringt eine zusätzliche Zufuhr oft keine Vorteile. Und wenn doch, sind die Risiken erheblich.
"Die so aufgebaute Muskulatur ist gestört", warnt Professor Weber. "Im schlimmsten Fall wird der Herzmuskel geschädigt."
Mögliche Folgen von HGH-Missbrauch:
- Vergrößerung innerer Organe (z. B. Herz, Leber)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Erhöhtes Krebsrisiko durch Zellwachstum
- Psychische Abhängigkeit
- Schwere Stoffwechselstörungen
Hinzu kommt die rechtliche und finanzielle Komponente: Wer HGH illegal auf dem Schwarzmarkt kauft, zahlt mitunter bis zu 10.000 Euro pro Jahr – oft für unsichere oder gepanschte Substanzen. Die Zusammensetzung ist selten überprüfbar, Fälschungen weit verbreitet.
Fazit: Somatropin ist kein Shortcut zum Traumkörper. Der Einsatz von Wachstumshormonen klingt verlockend und einfach. Jedoch bringt Somatropin ohne medizinische Notwendigkeit kaum Vorteile, birgt aber viele Risiken.
Unterstützt HGH die Heilung von Verletzungen?
Wunsch: Schneller zurück ins Training. Ob Kreuzbandriss, Tennisarm oder OP nach Sportverletzungen – für viele Athlet:innen beginnt danach ein langer Weg zurück. Monate ohne Training, Muskelabbau, psychische Belastung sind die Folge. Ein betroffenes Bein kann nach einer Bewegungspause bis zu 40 Prozent an Kraft verlieren. Schmerzmittel helfen zwar gegen Entzündungen, bringen aber wenig für den Wiederaufbau – und schlagen oft auf den Magen.
Wachstumshormone wie HGH sollen genau hier ansetzen. Über den Botenstoff IGF-1 fördern sie gezielt den Muskel- und Gewebeaufbau, blockieren dabei Myostatin, ein Protein, das Muskelwachstum hemmt. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein.
Realität: Die Studienlage ist noch unklar. "Die Forschung ist im Gange, aber leider gibt’s noch keine eindeutigen Ergebnisse", sagt Endokrinologe Prof. Weber. Eine US-Studie an der University of Michigan hat geprüft, ob Somatropin nach Kreuzband-OPs tatsächlich die Regeneration beschleunigt. Der Verlust von Muskelkraft im Knie wird durch die Gabe von HGH deutlich verringert. Weitere Studien sind notwendig, um den vollen Umfang der Wirksamkeit zu erforschen.
Fazit: Die Wirkung von HGH bei Verletzungen ist vielversprechend – aber wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Die Risiken sind real, vor allem bei unsachgemäßer Dosierung. Eine medizinische Zulassung für diesen Zweck steht deshalb noch aus.

Du willst nach einer Verletzung schneller wieder fit werden? Wachstumshormone wie HGH versprechen genau das – doch die Studienlage ist noch unklar. Setz auf bewährte Reha-Strategien und sprich mit Ärzt:innen, bevor du zu Hormonen greifst.
Jungbrunnen HGH – was ist dran?
Wunsch: Den Alterungsprozess aufhalten. Mit zunehmendem Alter sinkt die Hormonproduktion des Körpers, das ist ein natürlicher Prozess. Auch das Wachstumshormon HGH (Somatropin) wird nach der Pubertät deutlich weniger ausgeschüttet: Mit 40 produziert die Hypophyse nur noch etwa die Hälfte der Menge wie mit 20. Die Folge: Muskelmasse schrumpft, Fettanteil steigt – ein klassischer Nebeneffekt des Älterwerdens.
Kein Wunder also, dass das Versprechen einer Anti-Aging-Waffe auf offene Ohren stößt - bei Stars wie Charlie Sheen oder Sylvester Stallone ebenso wie bei Wohlhabenden mit Zugang zu Privatkliniken. Eine HGH-Therapie soll den Alterungsprozess stoppen – oder sogar umkehren.
Realität: Anti-Aging mit HGH ist mehr Mythos als Medizin. Tatsächlich ist eine HGH-Gabe bei klinischem Mangel wirksam. Doch gesunde Erwachsene ohne diagnostizierten Hormonmangel profitieren kaum. Verjüngungseffekte sind wissenschaftlich nicht belegt, warnt auch Endokrinologe Prof. Weber: "Der erhoffte Verjüngungseffekt hat keinerlei medizinischen Zweck. Die Natur hat sich beim Herunterfahren der Hormonproduktion etwas gedacht."
Eine präventive HGH-Therapie kann sogar schaden, wenn beispielsweise unerkannte Krebszellen im Körper vorhanden sind. HGH fördert das Zellwachstum ohne Unterscheidung zwischen gesundem und krankem Gewebe. Auch andere Nebenwirkungen wie Diabetes, Gelenkschmerzen oder Organvergrößerungen sind dokumentiert.
Fazit: HGH ist kein Wundermittel! Wer sich ohne medizinische Indikation Somatropin spritzt, handelt fahrlässig – gegenüber seinem Körper und seiner Gesundheit. Besondere Vorsicht ist bei Hormonen vom Schwarzmarkt geboten, bei denen möglicherweise keine Qualitätskontrolle gegeben ist.
Hilfe bei Traumata durch HGH?
Wunsch: Hormontherapie gegen Spätfolgen von Kopfverletzungen. Ob beim Sport, im Straßenverkehr oder im Kampfeinsatz – Kopfverletzungen zählen zu den häufigsten und folgenreichsten Traumata. In Sportarten wie Boxen oder Football ist das Gehirn regelmäßig Erschütterungen ausgesetzt. Problematisch dabei: Auch die Hypophyse kann geschädigt werden. Wird diese zentrale Hormondrüse beeinträchtigt, kann das die körpereigene Produktion von HGH deutlich verringern. Die Folge können Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Angstzustände, Muskelschwund, Knochenschwäche und vermehrtes Körperfett sein. Eine gezielte Gabe von Wachstumshormon könnte die Symptome lindern.
Realität: Nur bei nachgewiesenem Hormonmangel wirksam. In einer Studie der University of Washington (Seattle) wurden US-Soldaten nach Kampfeinsätzen auf Hormondefizite untersucht. Bei rund der Hälfte hat man eine Hypophysen-Unterfunktion festgestellt. Für solche Fälle mit klarem Somatropin-Mangel infolge eines Schädel-Hirn-Traumas ist der medizinische Einsatz von HGH bereits zugelassen und kann sinnvoll sein. Allerdings ist die Diagnose komplex. Endokrinologe Prof. Weber erklärt: "Es müssen mehrere Hormone betroffen sein, um eine sichere Diagnose stellen zu können." Ein isolierter HGH-Mangel reicht in der Regel nicht aus. Zudem ist die Therapie teuer, die Kassen prüfen daher genau.
Fazit: Nur bei klarer Indikation sinnvoll. Der Einsatz von HGH nach Kopfverletzungen ist medizinisch denkbar – aber nur bei nachweisbarem Hormonmangel. Wer nach einem Trauma unter Symptomen wie anhaltender Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder Muskelabbau leidet, sollte sich endokrinologisch untersuchen lassen.
5 Möglichkeiten HGH natürlich zu steigern – so geht’s
Legal und gesund von den Vorzügen von HGH profitieren ist gar nicht so schwierig. Mit ein paar gezielten Anpassungen in deinem Alltag kannst du die natürliche Ausschüttung des Wachstumshormons spürbar anregen.
1. Intensives Ausdauertraining
Kardio mit hoher Intensität bringt deinen Hormonhaushalt auf Touren. Egal ob Joggen, Spinning oder Rudern – entscheidend ist nicht die Dauer, sondern die Belastung.
Tipp: Zwei Einheiten pro Woche, je 30–45 Minuten, bei Tempo, das dich wirklich fordert.
2. Krafttraining ohne Pausen
Auch gezieltes Krafttraining hebt deinen HGH-Spiegel – besonders, wenn du mit kurzer Pause, hohem Gewicht und vielen Muskelgruppen trainierst.
Tipp: Trainiere im Zirkelstil, 8 Wiederholungen mit ca. 75 % deines Maximalgewichts. Zwei Sessions pro Woche sind ideal.
3. Guter Schlaf – besser regenerieren
Die meiste HGH-Ausschüttung passiert im Tiefschlaf – besonders in der ersten Nachthälfte. Schlafmangel wirkt direkt dämpfend auf die Hormonproduktion.
Tipp: Dunkles, ruhiges und nicht zu warmes Schlafzimmer, mindestens 7 Stunden Schlaf.
4. Bauchfett reduzieren
Fett im Bauchraum blockiert die natürliche HGH-Ausschüttung. Eine gesunde Ernährung unterstützt den Fettabbau – und bringt deinen Hormonhaushalt ins Gleichgewicht.
Tipp: Viel Gemüse, gesunde Fette (zum Beispiel aus Nüssen und Olivenöl), wenig Zucker und Weißmehl.
5. Tägliche Bewegung statt Pillen
Zwar gibt es Supplemente wie L-Arginin oder sogenannte HGH-Releaser, doch die Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt – und in der Praxis oft enttäuschend.
Tipp: Bleib in Bewegung – das ist nach wie vor der wirksamste und sicherste Reiz für deinen Körper, mehr Wachstumshormon zu produzieren.
Die häufigsten Fragen zu Wachstumshormonen
HGH ist das primäre Wachstumshormon. Es regt die Leber zur Produktion von IGF-1 an – einem insulinähnlichen Wachstumsfaktor, der die eigentlichen muskel- und gewebeaufbauenden Effekte vermittelt. Beide wirken also im Tandem.
Langfristiger Missbrauch kann zu Akromegalie (krankhaftem Gewebewachstum), Organvergrößerungen, Stoffwechselstörungen und Krebsrisiko führen – besonders, wenn keine ärztliche Kontrolle erfolgt.
Die Dosierung hängt von Alter, Körpergewicht und medizinischem Bedarf ab – in der Regel zwischen 0,2 und 1,0 mg pro Tag. Die Halbwertszeit von HGH liegt bei etwa 2 bis 3 Stunden, die biologische Wirkung hält aber deutlich länger an.
Fazit: HGH ist kein Wundermittel
Die Versprechen rund um HGH klingen verlockend. Doch wer auf Injektionen ohne medizinische Indikation setzt, riskiert ernsthafte Schäden – ohne gesicherte Wirkung. Die gute Nachricht: Du brauchst keine Spritzen. Mit gezieltem Training, gutem Schlaf und gesunder Ernährung kannst du deinen Somatropin-Spiegel auf natürliche Weise steigern – legal und ohne Nebenwirkungen.