Bevor er "kugelsicher" wurde, brachte IT-Manager Dave Asprey 135 Kilogramm auf die Waage. Der US-Amerikaner hatte extrem schlechte Blutwerte, fühlte sich permanent müde und gestresst, litt andauernd unter Atemwegsinfekten. Auch im Kopf stimmte es nicht: Oft fühlte er sich wie benebelt, Konzentrationsprobleme machten ihm arg zu schaffen. Er musste etwas ändern. Auf einer Tibet-Reise genoss er den dort typischen Tee mit Yak-Butter - und fühlte sich bald viel besser. Nach seiner Rückkehr stellte er seine Ernährung radikal um und entwickelte eine Kaffee-Version von dem tibetischen Butter-Tee: schwarzen Kaffee mit mehreren Teelöffeln Butter und Kokosöl. „Bulletproof Coffee“, so nannte Asprey ihn euphorisch. Er fühlte sich kugelsicher, denn er verlor nicht nur rund 50 Kilo Gewicht, sondern wurde körperlich wie geistig leistungsfähiger. Die Umstellung der Lebensweise hat so große Auswirkungen auf Körper und Geist, dass Asprey nicht von Diät, sondern von „Biohacking“ spricht, also vom Eindringen ins Lebensprogramm. Im Jahr 2013 gab er seinen Job auf und schrieb ein Buch, das jetzt auf Deutsch erschienen ist („Die Bulletproof-Diät“). Seit Mai 2016 gibt es nun auch das passende Kochbuch ("Das Bulletproof Kochbuch").
© PR / VICUSCHKA / Shutterstock.com
Darin listet Asprey insgesamt 14 Schritte auf, die zu komplett kugelsicherer Ernährung führen. Er betont aber, dass Sie nicht alle Maßnahmen sofort übernehmen müssen, sondern sich auch jene herauspicken können, die sich am einfachsten umsetzen lassen. Die vollständige Umstellung ist zugegebenermaßen nicht leicht, die Regeln sind komplizierter als bei den meisten anderen Diäten. Zusammengefasst geht es um diese Ziele:
Es gelten aber noch weitere Grundsätze. Dazu gehört, dass Sie sich bei einer Allergie oder bei Akne im Zusammenhang mit Milchprodukten auf Ghee (Butterschmalz) als einziges Milchprodukt beschränken. Vom Kalorienzählen rät Asprey strikt ab. Zwischenmahlzeiten (Snacks) sind nicht erlaubt. Wer möchte, kann hingegen intermittierend fasten, also beispielsweise auf sein Frühstück verzichten und erst am Mittag gegen 14 Uhr die erste Mahlzeit einnehmen. Normalerweise gelten mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die in vielen Pflanzenölen enthalten sind, als gesund. Bulletproof-Papst Asprey hält jedoch nichts von solchen Ölen — er geht davon aus, dass die Fettsäuren im Körper Entzündungsprozesse begünstigen. Von Raps-, Distel-, Erdnuss- oder Sonnenblumenöl rät Asprey ab, empfiehlt stattdessen Kokos- oder Olivenöl.
Ob Sie das volle Programm der Bulletproof-Diät durchziehen möchten, entscheiden Sie selbst. Leichte Abweichungen gelten bei der Ernährungsweise nicht als Schummelei. Wenn Ihnen die eine oder andere Maßnahme nicht ganz geheuer ist, lassen Sie diese erst einmal weg. Das betrifft vor allem den Verzicht auf Getreide und Hülsenfrüchte. Es ist möglich, dass Sie schon mit der abgespeckten Variante ordentlich Gewicht verlieren. Falls nicht, legen Sie noch eine kugelsichere Schippe drauf.
David Asprey hat bei sich selbst viele positive Veränderungen festgestellt, die über eine bloße Gewichtsabnahme hinausgehen. Es kam zum Beispiel seltener zu Wutausbrüchen, nachdem er auf Gluten verzichtet hatte. Als er testweise wieder Glutenhaltiges zu sich nahm, war er schon nach zwei Tagen wieder leichter reizbar und fühlte sich wie benebelt. Ehe er seine eigene Ernährungsweise entwickelte, hatte Asprey eine eiweißreiche Diät getestet. Er nahm 25 Kilo ab, stellte aber eine ähnliche Benommenheit an sich fest wie unter Gluten. Laut Asprey haben Proteine ebenfalls das Potenzial, Entzündungsprozesse im Körper auszulösen, da sie schwerer verdaulich sind als Kohlenhydrate und als Fette. Bei der Bulletproof-Diät liegt der Eiweißanteil deswegen bei eher moderaten 10 bis 30 Prozent. Der Kohlenhydratanteil ist extrem niedrig, er liegt bei 5 bis 30 Prozent, während der Fettanteil mit 50 bis 80 Prozent überragt. Von Fleisch aus intensiver Mast, wie es im Supermarkt und bei konventionellen Metzgern erhältlich ist, rät Asprey dringend ab, da es zu wenig Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien, Vitamine und Spurenelemente enthält.
Eher kritisch sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Bulletproof-Diät, auch wegen der Sache mit den Pflanzenölen. Die Ernährungswissenschaftler prophezeien da einen Mangel an bestimmten Nährstoffen und ein höheres Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Durch den Verzicht auf Hülsenfrüchte und Getreideprodukte fallen wichtige Quellen für Mineral- und Ballaststoffe weg“, warnt Antje Gahl, Ökotrophologin bei der DGE in Bonn. „Auch gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege, dass eine glutenfreie Diät für Gesunde Vorteile hat.“ Darüber hinaus sei ein gewichtssenkender Effekt bis heute nicht nachgewiesen. Allerdings gewinnt die DGE der Bulletproof-Ernährung auch gute Seiten ab: „Positiv an dieser Diät sind der Verzicht auf Lebensmittel mit zugesetztem Zucker, der reichliche Verzehr von Gemüse, Obst und Fisch sowie die vorrangige Verwendung frischer Zutaten, die schonend zubereitet werden“, sagt Gahl.
Viele Jahre versuchte Kollege Alex Evans (25), 10 Kilo zu verlieren. Die Bulletproof-Methode schlug auf Anhieb an. Hier ist sein Bericht:
Mehr Energie, bessere Haut und immer satt98, 100, 105, 110: Über Jahre blieb ich in der Kilo-Spirale gefangen. Aber das passiert, wenn man Knusperdinos und Schokomilch gegenüber fettarmem Quark und magerem Hähnchenfleisch bevorzugt. Der Umschwung erfolgte am 13. April 2015. An dem Tag landete das Buch „The Bulletproof Diet“ auf meinem Tisch, und direkt am 14. legte ich los. Als Frühstücksmuffel muss ich morgens auf nichts verzichten. Von meinem Doppelespresso zu Butterkaffee zu switchen, war allerdings schon eine Umstellung. Es fühlt sich einfach komisch an, löffelweise Butter in den morgendlichen Kaffee zu rühren. Mittlerweile bin ich aber ergebener Butterkaffee-Trinker. Der sättigt und verleiht eine andere Art von Energie als der herkömmliche Koffein-Kick. Und Fleisch und Gemüse esse ich sowieso ganz gerne. Auf diesen Teil der Diät habe ich mich deshalb auch gefreut. Mein Geldbeutel teilte den Enthusiasmus nicht, denn Biogemüse und Weidefleisch sind schon um einiges teurer. Am Anfang aß ich weiterhin Fleisch aus Massentierhaltung – nach Weidefleisch suchte ich in meiner Umgebung vergeblich. Aber irgendwann stolperte ich über Gourmetfleisch.de, einen Online-Metzger. Dort fand ich alles, was das Bulletproof-Herz begehrt. Schnell machte sich die Umstellung bemerkbar: Ich fühlte mich insgesamt wohler und bekam eine reinere Haut. Zurück zum Abnehmen, das war ja das Ziel. Es klappte besser denn je – in 6 Wochen 10 Kilo weniger! Also, ich werde auf jeden Fall bei Weidefleisch und Butter im Kaffee bleiben.
Alex' Erfolge: Kurz und KnappBinnen 6 Wochen sank sein Gewicht (bei 1,87 Meter Größe) von 110 auf 100 Kilo. Der Taillenumfang sank in der Zeit von 101 auf 95 Zentimeter. Auch seine sportliche Leistung wurde besser: Mittlerweile läuft Alex die 5 Kilometer in 30 Minuten (vorher in 32). Alex bloggte unter letsgetf.it
Sie fragen sich, wie man bis zu 80 Prozent Fett in seinen Speiseplan reinkriegt? Drei typische Rezepte zum Ausprobieren:
Bulletproof-Kaffee ist die Basis für einen energiereichen Start in den Tag.
Zutaten:0,5 Liter frisch aufgebrühter Kaffeebis zu 2 EL Weidebutter (nach Hunger, keine Kalorienvorgabe) bis zu 2 EL Kokosöl
Butter/Öl in den Kaffee einrühren, fertig
Mittagessen mit Mini- Aufwand.
Zutaten:1 Avocadokaltgeräucherter Wildlachs (je nach Hunger)eine Prise Meersalz
Avocado und Lachs in Streifen schneiden, vermischen und mit Meersalz bestreuen. Nach Belieben mit Kräutern dekorieren.
Eignet sich mittags wie abends.
Zutaten:2 bis 3 Handvoll Gemüse Ihrer Wahl (zum Beispiel Kohl, Mangold oder Spinat)2 EL Butter oder Ghee2 EL Cashewnüsse oder Mandeln2 Eiereine Prise Meersalz
Eier pochieren (also in Heißwasser garen, jedoch nicht kochen). Das Eigelb soll weich bleiben. Gemüse in der Pfanne garen, die zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Wasser abgießen, die Butter hinzugeben, Gemüse darin schwenken. Am Schluss das Gemüse mit Nüssen und mit Salz bestreuen, die Eier darauf anrichten.
Auf den Geschmackl gekommen? Dann probieren Sie die Bulletproof-Diät doch direkt selbst einmal aus.