Viele Nahrungsmittel lassen sich in die Kategorien "gesund" (Obst, Gemüse) oder "ungesund" (Pizza und Pommes) einteilen. Light-Getränke bilden da eine Ausnahme, denn sie befinden sich in einer gewissen Grauzone: Keiner weiß so richtig, ob nun die Cola mit Zucker oder die mit Süßstoffen besser oder schlechter ist.
Und so verachten die einen die Diät-Drinks als künstliche Chemiebomben, während die anderen geradezu süchtig nach dem kalorien- und zuckerfreien Genuss sind. Wie sind die sogenannten Light-Drinks wirklich zu bewerten? Das klären wir hier?
Was sind Light-Getränke?
Von vielen Softdrinks gibt es eine zuckerfreie Light-Variante, die (fast) genau so schmeckt wie das zuckrige Getränk. Die Süße wird jedoch nicht durch Zucker, sondern durch Süßstoffe wie Aspartam erzeugt.
Diese Süßstoffe haben, wie der Name schon sagt, eine hohe Süßkraft, jedoch besitzt dein Körper keine Enzyme, um diese zu spalten, daher kannst du die Kalorien nicht verwerten. Aspartam & Co. stehen jedoch immer wieder im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein.
Wieso sind Softdrinks ohne Zucker so beliebt?
Jane Ogden, Professorin für Gesundheitspsychologie an der University of Surrey in Guildford (England), sieht die Ursache in einer weitverbreiteten Grundhaltung zu Ernährung und Körperideal: "Viele Menschen sind dauerhaft auf Diät. Das Wort Diät bedeutet für sie, schlank zu sein und sich unter Kontrolle zu haben." Die Mehrheit strebt danach, den Körperfettanteil niedrig zu halten.
Die negativen Zucker-Schlagzeilen in den letzten Jahren haben ihr Übriges dazu beigetragen, dass zuckerfreie Softdrinks sehr beliebt sind. Viele entscheiden sich für die zuckerfreie Variante, weil sie weniger Zucker zu sich nehmen möchten und mit den Light-Getränken dennoch die Lust auf Süßes besänftigen können.
Machen Light-Drinks dick?
Die Werbebotschaften von Diät-Drinks vermitteln Genuss ohne Reue, ohne Kalorien und ohne Übergewicht. Doch eine im "American Journal of Clinical Nutrition" erschienene Studie hat die Auswirkung von Softdrinks auf das Körpergewicht untersucht und dabei festgestellt: Teilnehmer, die jeden Tag einen Liter eines zuckerhaltigen Softdrinks konsumierten, nahmen in 6 Monaten rund 10 Kilo zu. Testpersonen, die stattdessen ein Diät-Getränk zu sich nahmen, legten im Vergleich nur 1,5 Kilo zu – aber sie nahmen zu.
Süßstoffe wirken sich demnach viel positiver auf das Gewicht aus als Zucker und können beim Abnehmen durchaus hilfreich sein. Dennoch sind Light-Getränke nicht gewichtsneutral, auch wenn sie keine Kalorien enthalten.
Was bewirken Light-Getränke?
Der Verzehr von künstlichen Stoffen löst eine Reihe von biochemischen Vorgängen in deinem Körper aus und kann ihn so anfälliger für Übergewicht machen. "Die Personen mit den Light-Getränken in der Studie legten nicht deshalb an Gewicht zu, weil sie mehr Kalorien zu sich genommen hatten, sondern weil ihr Insulinspiegel angestiegen war", erläutert Robert Lustig, Professor für Endokrinologie an der US-University of California in Oakland. "Je mehr Insulin sich in ihrem Blut befindet, desto mehr Zucker wird in den Zellen als Fett gespeichert." Insulin transportiert Zucker in die Körperzellen und wird dort entweder in Energie umgewandelt oder in Form von Fett gespeichert.
Somit lassen zuckerfreie Getränke deinen Insulinspiegel ansteigen, obwohl sie keinen Zucker enthalten. Das zeigten auch die Ergebnisse einer in der US-Fachzeitschrift "Diabetes Care" veröffentlichten Studie. Gruppe 1 nahm ein alkohol- und kalorienfreies Getränk zu sich, Gruppe 2 gar nichts. Anschließend wurde bei allen Teilnehmern der Glucose- und Insulinspiegel gemessen. Dabei kam heraus, dass die Gruppe mit den Drinks 20 Prozent mehr Insulin im Blut hatte als die Kontrollgruppe.
Wieso beeinflussen Light-Getränke den Insulinspiegel?
Trifft der süße Reiz auf unsere Zunge, werden spezielle Rezeptoren aktiviert, die dem Gehirn signalisieren, dass Zucker aufgenommen wurde. "Das Gehirn meldet dann der Bauchspeicheldrüse, dass Insulin ausgeschüttet werden soll, um die Glucose in die Zellen zu transportieren", erläutert Professor Robert Lustig. Das alles passiert in deinem Körper, obwohl kein Zuckermolekül über deine Lippen gegangen ist.

Egal ob du Zucker oder den in Light-Getränken enthaltenen Süßstoff zu dir nimmst, dein Insulinspiegel steigt an
Süßstoffe verwirren die Geschmacksknospen
Sie heißen Aspartam, Saccharin und Sorbit und haben keine Kalorien, aber auch keine Nährstoffe. Die Süßkraft der künstlichen Zucker-Alternativen aus dem Labor ist jedoch um ein Vielfaches höher als die von Zucker. Wegen ihrer hohen Süßkraft werden sie nur in geringen Mengen eingesetzt. Vor allem bei Menschen, die komplett auf Zucker verzichten, wirken Süßstoffe sehr aggressiv auf die Geschmacksrezeptoren.
"Es kann Folgen haben, wenn man künstlich gesüßte Getränke trinkt, ohne echten Zucker zu essen", sagt Lustig. "Der Sinn eines zuckerfreien Lebensstils ist ja eigentlich, sich für süße Speisen zu sensibilisieren. Nimmt man stattdessen aber regelmäßig Light-Getränke mit Süßstoffen zu sich, passiert genau das Gegenteil." Die Geschmacksnerven werden durch Süßstoffe derart überstrapaziert, dass auch andere natürlich süß schmeckende Lebensmittel nicht mehr als süß empfunden werden. Dadurch wird das Verlangen nach den Light-Drinks noch größer.
Wie ungesund sind Light-Getränke?
Zum Thema Süßstoffe gibt es zahlreiche Studien – die Wissenschaft ist sich aber immer noch nicht einig, ob der chemische Zuckerersatz denn nun gesund oder ungesund ist. Fakt ist: Nahrungsmittel, die nicht sicher sind, werden in Deutschland nicht zugelassen. Trotzdem mangelt es an Langzeitstudien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die European Food Safety Authority schätzen Süßstoffe wie Aspartam als unbedenklich ein, wenn sie in Maßen konsumiert werden. Studien weisen allerdings immer wieder auf eine Verbindung mit Krebs, Diabetes und Übergewicht hin. Die gängigsten Thesen:
- Süßstoffe sollen der Darmflora schaden: Sie tun dies, indem sie auf Mikroorganismen einwirken. Diese sind an der Verdauung beteiligt und zersetzen Kohlenhydrate. Es wird vermutet, dass Süßstoffe die Ausbreitung der Mikroorganismen fördern. Dadurch würde die Zuckeraufnahme in den Körper beschleunigt werden. Für Wissenschaftler klingt der Zusammenhang durchaus plausibel. Allerdings konnten die an Mäusen gewonnenen Ergebnisse bislang nicht an Menschen bestätigt werden.
- Süßstoffe stehen in Verdacht, Krebs auszulösen: Die Aussage lässt sich durch aktuelle Studien weder stützen noch widerlegen. Eine Untersuchung in den 1960er-Jahren hatte den Zusammenhang zwischen Saccharin und Blasenkrebs bei Ratten nachgewiesen. Allerdings wurde den Ratten damals eine extrem hohe Menge verabreicht, die von einem Menschen so niemals konsumiert werden könnte (20 Kilogramm Zucker bzw. 4000 Süßstoff-Tabletten). Aspartam steht weiterhin immer wieder in Verdacht, Krebs auszulösen. Dies wurde ebenfalls an Ratten getestet. Hintergrund: Abbauprodukte von Aspartam sind die krebserregenden Stoffe Methanol und Formaldehyd. Ob aber die in Betracht kommenden Mengen für eine Gefährdung ausreichen, ist weiter strittig.
- Süßstoffe könnten Ursache für Heißhunger sein: Süßstoffe wirken auf das Gehirn und lösen dort Heißhunger aus, weil das Hirn durch den Süßreiz auf Zucker wartet. Bleibt der aber aus, ist das Gehirn verwirrt und kann die Information nicht deuten. Passiert dies häufig, deutet es den Vorgang als Nährstoffkrise und fordert mehr Nahrung ein. Der Zusammenhang gilt in der Forschung mittlerweile als ziemlich gesichert.
Fazit: Wasser ist immer noch das beste Getränk
Light-Getränke bleiben umstritten: Sie versprechen kalorienfreien Genuss, können aber dennoch durch den erhöhten Insulinspiegel indirekt zur Gewichtszunahme beitragen. Trotzdem wurden Süßstoffe wie Aspartam von mehreren Behörden als unbedenklich eingeschätzt und machen weniger dick als zuckerhaltige Getränke, da Süßstoffe kalorienfrei sind. Möchtest du aber abnehmen, solltest du versuchen, auf Zucker und Süßstoffe zu verzichten, und damit auch auf Light-Getränke.