Muskelzucken: Mögliche Ursachen und Hilfe

Zuckende Muskeln
Muskelzucken: Mögliche Ursachen und Hilfe

Zuletzt aktualisiert am 05.06.2025
The single man meditating alone at home, doing breathing exercises. Concentrate on deep breathing, holding his chest, doing hand mudra or hand gesture technique.
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Muskelzucken kann reichlich lästig sein. Macht sich bei dir der eine oder andere Muskel durch Zucken bemerkbar, kann das verschiedene Ursachen haben. Wir haben den Arzt und Schmerzforscher Dr. Tobias Weigl dazu befragt. Neben seiner Arbeit in einer Uniklinik erklärt er auf seinem YouTube-Kanal medizinische Themen.

Was sind Muskelzuckungen?

Unter Muskelzuckungen versteht man das blitzartige, meist arrhythmische Zusammenziehen einzelner kleiner Muskelbündel. Diese Muskelbündel heißen Faszikeln. Daher spricht man beim Muskelzucken im Oberarm, Bein oder in anderen Körperteilen auch von der Faszikulation.

Warum zucken Muskeln?

Merkst du ein Muskelzucken im Oberschenkel oder stellst du fest, dass der Bizeps zuckt? Dann kommen zwei Möglichkeiten dafür infrage, warum sich die Muskeln bemerkbar machen. Experten unterscheiden zwischen diesen Arten von Muskelzuckungen:

  • Benigne Faszikulationen: Der Begriff klingt etwas bedrohlich. Aber keine Angst: "Benigne" bedeutet "gutartig". Bei der benignen Faszikulation entsteht das Zucken der Muskeln meist durch Stress, aber auch durch körperliche oder anderweitige nervliche Belastung. Es ist auch möglich, dass bestimmte Medikamente oder fehlende Nährstoffe für das Zucken verantwortlich sind. (Mehr dazu liest du im folgenden Abschnitt zu den möglichen Ursachen von Muskelzucken.) "Diese Zuckungen finden sich primär in den Waden, im Bereich um die Augen (speziell im Augenlid) sowie in der Oberarmmuskulatur", erklärt Dr. Weigl.
  • Pathologische Faszikulationen: Fachleute sprechen von pathologischen Faszikulationen, wenn das Muskelzucken in der Brust, im Bein oder ganzen Körper wegen einer Schädigung der Nervenzellen auftritt. Diese Form des Muskelzuckens ist typischerweise bei der Krankheit ALS (amyotrophe Lateralsklerose) zu beobachten. Das ist eine degenerative Erkrankung des Nervensystems.

Benigne Faszikulationen, also das "gutartige Muskelzucken", ist die weitaus häufigere Art der ungewollten Muskelkontraktion. Sollten also beispielsweise deine Brustmuskeln zucken, ist das nicht zwingend ein Grund zur Sorge. Beobachten solltest du das Phänomen jedoch. Und auch Veränderungen solltest du registrieren und ggf. ärztlich abklären lassen. Beachte dazu auch unseren Hinweis ganz am Ende des Textes.

Wann kann sich Muskelzucken zeigen?

Das gutartige Muskelzucken kann sich in verschiedenen Situationen und an verschiedenen Muskeln zeigen. Denkbar sind neben vielen weiteren diese Szenarios:

  • Muskelzucken in Ruhe
  • Muskelzucken nach dem Sport
  • Muskelzucken am ganzen Körper
  • Zucken in den Beinen im Ruhezustand
  • Muskelzucken der Wade in Ruhe
  • Muskelzucken der Oberschenkel in Ruhe

Dabei können sich die Muskelzuckungen ganz unterschiedlich anfühlen: Mal ist es vielleicht nur ein leichtes Pulsieren, bei anderen Menschen können sich die Zuckungen wie Stromschläge anfühlen. Lasse dich im Zweifel immer von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen. Er oder sie kann in vielen Fällen auch die Ursache für das Muskelzucken finden.

6 Mögliche Ursachen für Muskelzuckungen

Für benigne Faszikulationen, also gutartige Muskelzucken, können u. a. diese Auslöser infrage kommen:

1. Stress und psychische Belastungen

Die mit Abstand häufigste Ursache für Muskelzucken ist Stress. Psychische Probleme und andere Belastungen erhöhen deinen Stresspegel und sorgen für eine Überlastung des Gehirns. "Dies kann zu unwillkürlichen sowie unerwünschten Reizweiterleitungen führen", erläutert Dr. Weigl. "Diese können sich möglicherweise durch Muskelzucken äußern."

2. Elektrolytmangel

"Ein Ungleichgewicht im Mineralienhaushalt – vor allem in Bezug auf Calcium und Magnesium – kann zu Störungen der Muskelaktivität führen", betont der Experte. Elektrolyte leiten im Körper Nervensignale an die Muskelzellen, wodurch sich die Muskeln anspannen oder entspannen. Ist der Elektrolythaushalt gestört, können die Impulse der Nerven nicht richtig weitergeleitet werden. Auch das kann beim Muskelzucken die Ursache sein. Einem Elektrolytmangel wirkst du mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung entgegen.

3. Flüssigkeitsmangel

Ganz gleich, ob du Muskelzuckungen am ganzen Körper in Ruhe oder nur in einzelnen Körperpartien in anderen Situationen hast: Wichtig ist immer, dass du genügend trinkst. Ist dein Körper dehydriert, verdickt sich das Blut. Dadurch können die Nährstoffe nicht mehr gut zu den Muskelzellen gelangen. Das kann sie in ihrer Funktion beeinträchtigen und zu Muskelzuckungen führen. Du trinkst nicht gern? Hier sind 7 Tipps, um täglich mehr Wasser zu trinken.

Man drinking water after exercising, hydrating himself. Morning workout or meditation routine for a young single man.
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4. Bewegungsmangel

Dass ständiges Sitzen ungesund ist, weißt du sicher schon. Aber dass Inaktivität zu nervösen Muskelzuckungen führen kann, ist weniger bekannt. "Ein Bewegungsmangel kann einen verminderten Blutdruck zur Folge haben. Dadurch ist die Muskulatur unterversorgt und reagiert darauf möglicherweise mit Faszikulationen", erklärt Dr. Weigl. Achte daher auf eine ausreichende körperliche Aktivität, um Muskelzuckungen der Brust oder in anderen Muskelpartien vorzubeugen.

5. Falsche Körperhaltung

Auch eine schlechte Körperhaltung kann bei Muskelzucken die Ursache sein. Werden Teile des Körpers dauerhaft falsch belastet, werden u. U. Muskeln ständig oder auf unnatürliche Weise angespannt. So können Krämpfe entstehen und Durchblutungsstörungen. Es ist auch möglich, dass verspannte Muskeln Nerven beeinflussen. Dies alles kann zu Muskelzucken führen.

6. Koffein und Alkohol

Ähnlich wie Stress und psychische Belastungen wirken auch Koffein und Alkohol auf das Gehirn. "Stimulierende Substanzen wie Koffein oder Alkohol können zu sog. 'Impulskurzschlüssen' führen", erklärt Dr. Weigl. Die Folge kann ein ungewolltes Muskelzucken in der Brust oder anderen Muskelpartien sein. Es lohnt sich daher, die Menge des aufgenommenen Koffeins und Alkohols zu verringern. Welche gesundheitlichen Vorteile eine Alkoholpause außerdem hat, liest du hier.

Mögliche Hilfe gegen Muskelzucken

Deine Muskeln haben Zuckungen? Dann haben wir eine gute Nachricht für dich: Benigne Faszikulationen, also die Art von Muskelzuckungen, die unter anderem durch Stress oder Nährstoffmangel entstehen, musst du nicht einfach hinnehmen. Du kannst ihnen relativ gut vorbeugen. Achte vor allem auf die folgenden Dinge.

Ernähre dich ausgewogen: Pommes, Pizza und Nudeln schmecken super, keine Frage. Dennoch solltest du genügend Nährstoffe zu dir nehmen: Dein Körper braucht sie, um richtig zu funktionieren. Ansonsten riskierst du einen Nährstoffmangel mit einer fehlerhaften Muskelaktivität als Begleiterscheinung.

Achte darauf, dir Lebensmittel auf den Teller zu packen, in denen die wichtigsten Nährstoffe für deine Muskeln enthalten sind. Diese drei Nährstoffe sind besonders wichtig:

  • Magnesium: Den Mineralstoff Magnesium findest du besonders reichlich in Bananen, Himbeeren, Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornprodukten, Leinsamen.
  • Kalium: Kalium ist ebenfalls ein wichtiger Mineralstoff für die Muskeln. Es steckt in großer Menge in Aprikosen, Bananen, Hülsenfrüchten, Tomaten, roter Paprika, Lachs, Spinat, Amaranth.
  • Calcium: Versorge dich mit dem Mineralstoff Calcium über Milchprodukte, grünes Gemüse, Mandeln, Grünkohl, Käse, Eier, Beeren.

Denke außerdem wie erwähnt daran, ausreichend zu trinken. So dehydriert dein Körper nicht und die Nährstoffe können optimal an die Muskeln weitergeleitet werden. Leidest du aktuell unter Muskelzucken, solltest du Kaffee und Alkohol möglichst meiden.

Sei aktiv: Regelmäßige Bewegung im Alltag sorgt dafür, dass du dich fitter fühlst und dein Herz-Kreislauf-System angeregt wird. Gleichzeitig gelangen bei körperlicher Aktivität die Nährstoffe aus dem Blut zu den Muskeln. Achte beim Sport und auch im Alltag jedoch stets auf eine gute Körperhaltung, um falsche Belastungen zu vermeiden.

Entspanne dich: In vielen Fällen sind die Ursachen für Muskelzuckungen Stress oder andere psychische Belastungen. Nimm dir bewusst Zeit für dich selbst. Entspanne dich und versuche, Stressfaktoren zu eliminieren. Sport ist eine gute Möglichkeit, um den Kopf freizubekommen. Und auch diese Entspannungsübungen können dabei helfen, den Stress zu reduzieren.

The single man exercising alone at home while listening to music through wireless headphones. Young man is happy, relaxed, and content with his life. Solo home workout and meditation, morning or evening workout routine.
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Wann solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen?

Meist ist das Zucken der Muskeln harmlos. Im Blick haben solltest du es dennoch. In einigen Fällen solltest du dich von einem Arzt oder einer Ärztin untersuchen lassen. Diese Fälle sind beispielsweise diese:

  • Das Muskelzucken hält seit 2 bis 3 Wochen an.
  • Das Zucken ist von Schmerzen begleitet.

Mache dann einen Termin bei deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin und sprich das Thema an. Der Arzt oder die Ärztin wird dich vermutlich zu einem Neurologen oder einer Neurologin überweisen, um die Ursachen für das Muskelzucken zu finden. Der Nervenarzt bzw. die Nervenärztin wird dann eine passende Behandlung einleiten.

Die häufigsten Fragen zu Muskelzucken

Was für einen Mangel hat man, wenn man Muskelzucken hat?

Welche Krankheiten lösen Muskelzucken aus?

Wie bekomme ich Muskelzucken weg?

Fazit: Muskelzucken ist meist harmlos – im Blick behalten solltest du es aber

Mögliche Gründe für zuckende Muskeln gibt es viele. Glücklicherweise ist die Mehrzahl von ihnen harmlos. Oft kannst du mit einer angepassten Ernährung oder mehr Bewegung schon viel erreichen. Ernstnehmen solltest du das Muskelzucken dennoch. Hält es über mehrere Wochen an oder hast du dabei sogar Schmerzen, ist der Gang zum Arzt oder zur Ärztin wichtig, um ernste Ursachen auszuschließen.