Ohren reinigen: So geht's richtig!

Ohren säubern
So reinigst du deine Ohren endlich richtig

ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 20.11.2025
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Mit Q-Tips sollte man nur die Ohrmuschel, nicht das Innenohr reinigen
Foto: Dean Drobot / Shutterstock.com

Viele greifen nach dem Duschen automatisch zum Wattestäbchen – schließlich fühlt sich ein sauberes Ohr einfach gut an. Doch genau das kann mehr schaden als nützen.

Wattestäbchen drücken Ohrenschmalz tiefer in den Gehörgang, reizen die Haut und gefährden im schlimmsten Fall sogar dein Trommelfell. Dabei hat dein Körper längst ein cleveres System entwickelt: Deine Ohren reinigen sich nämlich selbst – ganz ohne fremde Hilfe.

Was ist Ohrenschmalz und wie funktioniert es?

Ohrenschmalz ist vollkommen natürlich und absolut notwendig. Talgdrüsen im Gehörgang produzieren Ohrenschmalz. Dieser hält deinen Gehörgang geschmeidig und schützt vor Infektionen. Die gelb-bräunlich und fettige Körperflüssigkeit ist auch dazu da, um Schmutz und abgestorbene Zellen aus dem Gehörgang abzutransportieren – und zwar selbstständig. Durch Kaubewegungen während des Essens wandert das Ohrenschmalz vom Innenohr über den nur 1,5 Zentimeter kurzen Gehörgang nach draußen. Und zwar so "schnell" wie deine Fingernägel wachsen.

Warum sind Q-Tips oder Wattestäbchen gefährlich?

Wenn du dir ein Wattestäbchen in den Gehörgang schiebst, arbeitest du dem Selbstreinigungsmechanismus deines Ohres entgegen. Es bleibt zwar etwas Ohrwachs an der Baumwollspitze hängen. Das ist aber nur ein Bruchteil. Den Großteil des Ohrenschmalzes stopfst du wieder ins Innenohr zurück.

Das Problem: Kurz bevor das Trommelfell beginnt, gibt es eine kleine Einkerbung im Gehörgang. "Dort pfropft sich das Ohrenschmalz letztendlich fest", erklärt Dr. Adrian Münscher, Chefarzt für HNO-Heilkunde am Marienkrankenhaus Hamburg. Das kann zu Verstopfungen und Schwerhörigkeit führen. Dann hilft nur noch eine professionelle Ohrreinigung. Also, Q-Tips haben im Gehörgang schlicht nichts zu suchen. Auch nicht ein bisschen.

Wofür brauche ich dann Q-Tips überhaupt?

Nur in einem Fall gibt unser Experte für ihre Anwendung im Ohr Entwarnung: Wenn du mit den Wattestäbchen lediglich und vorsichtig die Ohrmuscheln reinigst.

Ohren reinigen ohne Wattestäbchen: Die besten Methoden

Deine Ohren sind echte Selbstreiniger. Trotzdem kann sich mit der Zeit etwas Schmalz ansammeln. Statt mit Wattestäbchen im Gehörgang herumzustochern, gibt es schonendere und effektivere Wege, ihn sauber zu halten. Hier kommen die besten Methoden, mit denen du deine Ohren sicher pflegst – ganz ohne Risiko für Trommelfell oder Gehör.

Hausmittel: Salzlösung, Öl und Dampfbad

Wenn du deinen Ohren trotzdem etwas Gutes tun willst, helfen einfache Hausmittel:

  • Kochsalzlösung oder Mandelöl: Du kannst Salzlösungen (z. B. von Lenscare) oder hochwertige Öle wie Mandelöl benutzen. Beide verfolgen dasselbe Ziel: Sie weichen das Ohrenschmalz auf. Träufele einfach 1 bis 2 Tropfen ins Ohr. Dann lass es 10 Minuten einwirken. Danach fließt das Ohrenschmalz einfach heraus. Einmal im Monat ist die Anwendung in Ordnung.
  • Dampfbad: Ohrenschmalz ist wasserlöslich. Tipp: Lass ein Dampfbad in einen Topf ein. Gerne auch mit etwas Kamille, das wirkt beruhigend. Halte dein Ohr für ein paar Minuten über den Dampf. Das Ohrenschmalz wird dadurch jetzt flüssig. Anschließend wischst du mit einem feuchten Waschlappen einmal durch deine Lauscher.

Ohrendusche und Ohrenspray

Wenn du es etwas gründlicher angehen willst, gibt es spezielle Tools, die dir helfen können, Ohrenschmalz schonend zu entfernen – ganz ohne Wattestäbchen:

  • Ohrendusche: Die Ohrendusche gibt es in der Apotheke, du kannst sie aber auch hier online bestellen. Das Tool ist in der Regel aus Gummi, um Verletzungen des Gehörgangs vorzubeugen. Manchmal liegt direkt eine Lösung bei, die hilft, Ohrenschmalz aufzuweichen. So geht's: Einfach warmes Wasser in die Dusche und das Ohr vorsichtig damit ausspülen. Der genaue Ablauf steht auf der Packungsbeilage. Das geht zwar schneller als ein Dampfbad. Aber übertreibe es nicht mit dem Spülen.
  • Ohrensprays: 1 bis 2 Sprühstöße in jedes Ohr. Dann den Kopf neigen, damit die Flüssigkeit das Ohrenschmalz aufweicht. Das Spray ist aber nicht unumstritten. HNO-Ärzte warnen: Hat man durch falsche Behandlung mit Q-Tips schon zu viel Ohrenschmalz im Ohr, kann das Spray nur die ersten Schichten des Ohrenschmalzes aufweichen. Das eigentliche Problem löst Ohrenspray in so einem Fall also nicht. Es kann dann sogar zu Verklebungen kommen und das Problem verschlimmern. Letzter Ausweg: professionelle Ohrreinigung. Hier gibt's ein Ohrenspray für nur 10 Euro.

Ohren reinigen beim Duschen

Beim Duschen reicht es, etwas warmes Wasser über die Ohrmuschel laufen zu lassen – aber bitte nicht direkt mit dem Strahl ins Ohr! Danach sanft mit einem Handtuch trocknen. Das reicht völlig aus, um deine Ohren sauber zu halten.

Das Gesundheitsportal Cochrane wertete übrigens 10 Studien aus, um herauszufinden, welche der oben genannten Methoden bei einem teilweise oder vollständig verschlossenen Gehörgang am besten helfen kann. Das Ergebnis: Es konnte nicht festgestellt werden, dass bestimmte Sprays oder wirkstoffhaltige Tropfen besser wirken als andere oder als reines Wasser bzw. eine Kochsalzlösung. Das heißt, du musst im Zweifelsfall selbst ausprobieren, was dir am besten hilft.

Wie oft sollte ich meine Ohren reinigen?

Deine Ohren brauchen keine tägliche Reinigung. In der Regel genügt es, alle paar Wochen überflüssiges Ohrenschmalz sanft zu entfernen – zum Beispiel mit einem feuchten Tuch an der Ohrmuschel.

Wer zu übermäßiger Ohrenschmalzbildung neigt, kann einmal im Monat mit einer milden Salzlösung oder einem Dampfbad nachhelfen.

Tägliche Reinigung oder Wattestäbchen schaden mehr, als sie nützen – und bringen den Selbstreinigungsprozess durcheinander.

Was sollte ich bei einer Ohrenreinigung auf keinen Fall tun?

Stifte, Nägel, Büroklammern – Finger weg! Spitze und scharfe Gegenstände haben im Ohr nichts zu suchen. Immerhin wühlst du mit den Geräten quasi blind im Ohr herum. Die Chance ist groß, dass du deine sehr empfindliche Gehörgangshaut verletzt.

Auch ernst zu nehmende Verletzungen im Gehörgang sind nicht auszuschließen, das belegen wissenschaftliche Studien. Ein kleiner Kratzer reicht oftmals schon aus. Dann dringen Bakterien ein. Folge: Es können sich Entzündungen festsetzen, die zu Infektionen führen. "Das ist super unangenehm und schmerzhaft", warnt Experte Dr. Münscher.

Und wenn das Ohr mal wieder schrecklich juckt?

Steck dir einen Finger ins Ohr. Er ist dick genug, dass er nur bis an den Gehörgang reicht, aber nicht hinein. So bleibt dein Gehörgang unverletzt. Aber halte deine Fingernägel kurz! Allerdings: Juckt es öfter im Ohr, solltest du einen Ohrenarzt bzw. eine Ohrenärztin aufsuchen. Es kann auf eine Entzündung hindeuten.

Was ist von Ohrenkerzen und elektronischen Ohrenreinigern zu halten?

Diese beiden Produkte werden immer wieder kontrovers diskutiert:

  • Ohrenkerzen: Hohlkerzen bestehen etwa aus Bienenwachs. Durch die Wärmeentwicklung soll ein Unterdruck erzeugt werden. Dadurch soll das Ohrenschmalz aus dem Gehörgang herausgesaugt werden. Die Kerzen werden oftmals im Wellness-Bereich und in der Alternativmedizin angewendet. Unser Experte hält von den Kerzen zum Reinigen der Ohren wenig. Der Unterdruck sei viel zu gering, um das Ohrenschmalz wirklich herauszubekommen. Die US-Gesundheitsbehörde warnt sogar vor einem Gebrauch der Hohlkerzen: Es kann zu Verbrennungen und zu Trommelfellverletzungen durch tropfendes Kerzenwachs kommen.
  • Elektronische Ohrenreiniger: Es gibt die kleinen Plastikgeräte zwar schon ab 6 Euro. Manche kannst du direkt mit farblich unterschiedlichen Silikonaufsätzen für die ganze Familie kaufen. Ähnlich wie bei der Hohlkerze soll durch Unterdruck das Ohrenschmalz herausgesaugt werden. Was sagt unser Experte? Spar dir das Geld.

Für wen ist eine Ohrenreinigung besonders gefährlich?

Es gibt tatsächlich 2 Risikogruppen, die besonders aufpassen sollten bei der Reinigung ihrer Ohren.

    • Wassersportler, wie (Kite-) Surfer, Taucher oder Schwimmer: Diese setzen ihr Ohr durch das Wasser nämlich einem sogenannten "Kälte-Reiz" aus. Dieser Reiz kann dazu führen, dass ein überflüssiges Knochenwachstum angeregt wird, erklärt Dr. Münscher. Ergebnis: eine Verengung des Gehörgangs. Eine solche Exostose erschwert den Selbstabtransport des Ohrenschmalzes. Im Englischen spricht man auch vom Surfer’s Ear, weil Surfer besonders oft betroffen sind. Die Folge: eine Gehörgangsentzündung. In so einem Fall hilft kein Waschlappen. Die Ohren müssen dann professionell gereinigt werden.
    • Träger von In-Ear-Kopfhörern und Hörgeräten: Damit stopfst du bei jedem Einsetzen das Ohrenschmalz ein wenig weiter in den Gehörgang. Der Selbstabtransport durch den Körper wird dadurch behindert. Auch hier gilt: Betroffene sollten bei Veränderungen des Hörvermögens ihre Ohren in einer HNO-Praxis säubern lassen.

Wann sollte ich zum Ohrenarzt gehen?

Sobald du Schmerzen hast. Oder wenn du unter folgenden Symptomen leidest:

  • Starkes Druckgefühl
  • Veränderung deiner Hörleistung. Etwa, wenn du nur noch dumpf hörst, so als ob du Watte im Ohr hättest. Entweder hast du vorher den Q-Tip falsch benutzt. Oder: Es kann aber auch auf einen Hörsturz hindeuten.
  • Schmerzen außen an der Ohrmuschel. Das kann ein Symptom für eine Entzündung im Ohr sein.
  • Ständiger Juckreiz (mit oder ohne eitrigem Ausfluss). Ebenfalls ein Hinweis auf eine Gehörgangsentzündung.

Häufige Fragen zur Ohrenreinigung

Fazit