Hämorrhoiden: Ursachen und Behandlung

Juckreiz und Schmerzen am Po
Diese 7 Tipps schützen dich vor Hämorrhoiden

Zuletzt aktualisiert am 25.03.2025
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Foto: Shutterstock.com/Me dia

Gehörst du auch zu jenen, die ihre Zeit auf der Toilette gerne ausdehnen, angezogen von der Stille und Gemütlichkeit dieses privaten Ortes? Wir müssen dir allerdings eine weniger erfreuliche Nachricht überbringen: Eine solche Gewohnheit birgt ernsthafte Risiken. Ausgedehnte Sitzungen können zu unangenehmen, schmerzhaften und juckenden Hämorrhoiden führen.

Zu diesem Thema haben wir Meinungen von Fachleuten eingeholt: Dr. med. Bert Halve, Proktologe in der coloproktologischen Fachpraxis in Bogenhausen, München und stellvertretender Chefarzt am Klinikum Garmisch-Partenkirchen, sowie Dr. med. Philipp Holch vom Enddarmzentrum in Hamburg Eppendorf. Sie teilen wichtige Tipps, worauf du beim Gang zur Toilette achten solltest, um das Risiko einer Hämorrhoidenvergrößerung zu minimieren. Außerdem erläutern sie, wie du vorgehen solltest, falls du typische Symptome bemerkst und welche Behandlungsmöglichkeiten bei akuten Beschwerden schnell helfen können.

Was sind Hämorrhoiden?

Etwas, was jeder Mensch hat. Überrascht? Nicht, wenn du weißt, welche Aufgabe diese Blutgefäße am Oberrand des Analkanals haben. Die kleinen Schwellkörper sitzen im Analkanal und helfen dabei, den Enddarm zu verschließen. Wie? Indem sie sich mit Blut füllen und so wie Schwämme den Ausgang abdichten.

Erst wenn diese Funktion durch eine Vergrößerung der Hämorrhoiden gestört ist, sprechen Experten von einem sogenannten Hämorrhoidalleiden. Dann kann es zu Fehlfunktionen des Stuhlgangs kommen. Anders gesagt: Es kann zu Stuhl-Inkontinenz führen. Fester oder flüssiger Darminhalt und Schleimabsonderungen können unkontrolliert nach außen, sprich, in die Hose gelangen. Mögliche Folgen: Jucken und Brennen. Klingt unangenehm? Ist es auch.

Was sind die Ursachen von Hämorrhoiden?

Problemen mit den Hämorrhoiden geht einer Bindegewebsschwäche voraus. Wenn es in deiner Familie also Fälle von Bindegewebsschwäche gibt, dann solltest du unsere 7 Tipps zur Vorbeugung von Hämorrhoiden beachten. Werde nicht panisch, sobald du Blut auf dem Toilettenpapier entdeckst. Es kann sich auch lediglich um ein Analekzem handeln, das entstehen kann, wenn du es beim Reinigen mit trockenem Papier mal übertrieben hast. Sind die Beschwerden aber zu stark und nehmen gar zu, ist ein Termin bei einem Proktologen oder einer Proktologin unumgänglich, raten unsere Experten.

Woran erkenne ich Hämorrhoiden?

Wenn es in der Hose juckt, genauer, wenn öfter ein analer Juckreiz auftritt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du unter einer krankhaften Vergrößerung der Hämorrhoiden leidest.

Zu den 3 Haupt-Symptomen gehören neben dem Jucken:

  1. Ein Brennen, das durch ein anales Nässen ausgelöst wird
  2. Blutungen beim Stuhlgang oder Blutspuren auf dem Toilettenpapier
  3. Druckgefühle, die einen vergeblichen Stuhldrang auslösen können

Das ist alles kein Grund zur Panik, sofern du jetzt eine:n Proktolog:in aufsuchst. So können eventuelle Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, damit die Beschwerden sich nicht weiter verschlimmern. Denn gerade im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung lauert die Stuhl-Inkontinenz.

Bei welchen Hämorrhoiden-Symptomen sollte ich ärztlichen Rat einholen?

Hämorrhoiden "entstehen" also nicht, sondern sind immer da. Was entsteht, ist das Hämorrhoidalleiden. Experten teilen dieses "Vergrößern" der Blutknoten in 4 Stadien ein:

Stadium 1: Bei Hämorrhoiden 1. Grades sind die Blutschwämme noch relativ klein und nur durch eine proktologische Untersuchung festzustellen. Oft kommt es aber bereits jetzt zu einem schmerzhaften Jucken auf der Analhaut, was durch erste vergrößerte Hämorrhoiden ausgelöst wird. Weitere Symptome: hellrote Blutspuren auf dem Toilettenpapier. Noch sind die vergrößerten Hämorrhoiden voll reversibel. Aber es gibt Betroffene, die bereits bei Grad 1 massive Beschwerden haben. Es kann Feuchtigkeit durchkommen und die Haut stark reizen. Das kann sehr unangenehm sein. Also: Ab zum Arzt! Eine Ernährungs- und Verhaltensumstellung könnte Abhilfe schaffen. Ebenso kann eine Verödung helfen.

Stadium 2: Bei Hämorrhoiden 2. Grades treten die Blut-Knoten durch das Pressen während des Stuhlgangs in den Analkanal vor. Aber: In diesem Stadium ziehen sie sich noch wieder von selbst zurück. Allerdings: Bereits jetzt besteht die Möglichkeit, dass du deinen Stuhlgang nicht mehr 100 Prozent selbst steuern kannst. Zudem kann es zu schmerzhaften Einrissen an der Analhaut kommen. Mögliche Behandlung: Verödung und Gummibandligatur, dabei werden die Knoten durch ein Gummiband abgeklemmt. Die Hämorrhoiden sterben und fallen dann ab.

Stadium 3: Bei Hämorrhoiden 3. Grades raten einige Expert:innen bereits zu einer Operation. Auch hier fallen die Knoten durch das Pressen hinaus, sie ziehen sich aber nicht mehr von selbst zurück. Der Betroffene kann die Hämorrhoiden nur noch manuell mit den Fingern zurück in den Analkanal schieben ("reponieren"). Im Stadium 3 kann es zur sogenannten Inkarzeration, also einer Einklemmung der Polster durch den Schließmuskel, kommen und zu Blutungen.

Stadium 4: Bei Hämorrhoiden 4. Grades sprechen Experten von einem "Analprolaps", also einem Austreten der Blut-Knoten. Hier kannst du noch so fingerfertig sein, ein manuelles Zurückschieben ist nicht mehr möglich. Behandlung: Eine Operation liegt nahe. Generell aber sind die Grenzen, ab wann operiert werden sollte, sehr individuell.

Nicht verwechseln! Unsere Experten warnen: Ein Hämorrhoidalleiden kann verwechselt werden mit der Anal-Thrombose. Der Unterschied: Ersteres ist ein chronisches Leiden, das heißt, es besteht schon länger. Bei einer Thrombose dagegen gerinnt spontan fließendes Blut, das sich im Gewebe festsetzt. Im Analbereich gilt eine Thrombose als ungefährlich.

Können Hämorrhoiden Erektionsprobleme auslösen?

Ja, das können sie. Gerade Männer unter 30 Jahren mit Erektionsproblemen sollten aufhorchen: Hämorrhoiden könnten schuld an einer mangelnden Standfestigkeit sein. Laut einer Studie im International Journal of Andrology leiden 25 Prozent der Männer Mitte 20 mit häufigem Hänger an diesen krampfadrigen Venen. Es besteht also eine Wechselwirkung. Hintergrund: Hämorrhoiden sitzen nahe der Nervenbahnen, die für die Erektion wichtig sind. Sind sie krankhaft vergrößert, stören sie dort ganz offensichtlich den Aufstand der Männlichkeit.

Wie behandelt man Hämorrhoiden im Akutfall?

Bei der Behandlung von Hämorrhoiden kommen ganz unterschiedliche Maßnahmen zum Einsatz. Bei der Behandlung mit Medikamenten kommen vorwiegend Salben und Zäpfchen mit Hamamelis-Extrakt zum Einsatz. Die klassischen Salben aus der Apotheke führen zwar nicht zu einem Rückgang vergrößerter Hämorrhoiden, aber sie lindern zumindest die Beschwerden. Die Stiftung Warentest befand 2 rezeptfreie Wirkstoffe als wirksam, örtlich zu betäuben: Lidocain und Quinisokain. Symptome wie Juckreiz und Brennen werden so eine Zeit lang ausgeschaltet.

Das sind bewährte, rezeptfreie Hilfsmittel bei akuten Hämorrhoiden-Beschwerden:

Als bewährtes Hausmittel gilt auch ein Wannenbad mit Kamillosan: Bei akuten Hämorrhoiden am besten zweimal täglich für 15 bis 20 Minuten in die Badewanne legen. Kamille wirkt entzündungshemmend und das warme Wasser lindert den Schmerz und verbessert die Durchblutung. Die Schwellungen klingen so schneller ab.

Was hilft gegen den Juckreiz?

Um den Juckreiz einzudämmen, gibt es Zäpfchen und Salben. Aber auch deren Anwendung will gelernt sein: Meist ist der Hämorrhoidensalbe ein spezieller Aufsatz beigefügt, der auf die Tube aufgesetzt und so in den After eingeführt wird. Um diesen Vorgang etwas angenehmer zu machen, sollte man zunächst etwas von der Creme auf dem Aufsatz verteilen. Während man den Inhalt der Tube vorsichtig in den After drückt, sollte der Aufsatz kontinuierlich gedreht werden. Anschließend den Aufsatz bitte gründlich mit Wasser und Seife reinigen. Die Wirkstoffe in den Hämorrhoidensalben sollen gezielt Entzündungen und Schmerzen lindern und das Immunsystem stärken.

7 Wege, um vergrößerten Hämorrhoiden vorzubeugen

Gerne würden wir dir sagen: Tu XY und vor allem Z, und du wirst niemals unter vergrößerten Hämorrhoiden leiden. Tatsache ist: Die Entwicklung und Ursachen vergrößerter Hämorrhoiden ist zu einem großen Teil Veranlagung und in der Regel liegt kein Fehlverhalten vor, so die Experten. Trotzdem gibt es einige Dinge, mit denen du das Risiko für Hämorrhoiden eindämmen kannst:

1. Ballaststoffreich essen

Ballaststoffe binden Wasser und quellen im Darm auf. Sie helfen auf diese Weise bei der Darmentleerung. So vermeidest du Verstopfungen und zu harten Stuhl. Eine Verstopfung kann dazu verleiten, zu hart zu pressen während des Toilettenganges. Was wiederum zu einem verstärkten Druck auf die Hämorrhoiden führt. Negative Folge: Das rektale Bindegewebe wird gereizt und unnötig strapaziert. Aber nur ein gesundes und flexibles Bindegewebe senkt das Risiko eines Hämorrhoidalleidens. Plus: Durch zu harten Stuhl können Hämorrhoiden verletzt werden, wodurch sie sich vergrößern können.

2. Viel trinken

Gerne mindestens etwa 2 Liter Wasser pro Tag – ausreichend Flüssigkeit ist die Basis für eine aktive und geschmeidige Darmtätigkeit. Zudem: Nur mit ausreichend Flüssigkeit quellen Ballaststoffe dort richtig auf. 7 Tipps, mit denen du es schaffst, mehr zu trinken.

3. Viel Bewegung

Die Wissenschaft ist sich nicht einig, ob Menschen, die an Übergewicht leiden oder einer sitzenden Tätigkeit nachgehen (etwa Büroarbeit, LKW-Fahrer) einem größeren Risiko ausgesetzt sind, an einem Hämorrhoidalleiden zu erkranken oder nicht. Allerdings ist bekannt: Viel Sport hält den Darm fit und beugt Übergewicht vor – und zu viele Kilos sind bekannterweise ein Gesundheitsrisiko. Ein zu hohes Körpergewicht übt zudem über die Schwerkraft vermehrt Druck auf den Darm aus.

4. Keine Lesestunde

Wer auf der Toilette routinemäßig die Zeitung studiert, der sollte zukünftig einen kurzen Comic-Strip vorziehen. Denn zu langes Herumsitzen belastet und reizt das rektale Bindegewebe.

5. Nicht pressen

Lass dir lieber etwas Zeit. Durch starkes Pressen beim Stuhlgang werden die Venen im After belastet und schwellen dadurch an.

Übrigens: Auch Gewichtheben kann starken Druck auf den Analbereich ausüben. Du musst jetzt nicht sofort alle Hanteln fallen lassen. Aber sollten Symptome wiederholt auftauchen, ist es ratsam, die Gewichte zunächst etwas zu reduzieren, bis du eine:n Ärzt:in aufgesucht hast.

6. Das richtige Toilettenpapier

Nutze zur Reinigung kein parfümiertes oder gefärbtes Toilettenpapier. Auch eine zu harte Perforierung kann sich auf den Analausgang und die Hämorrhoiden auswirken.

7. Die richtige Toilettenhaltung

Eine optimale Sitzposition auf der Toilette kann den Stuhlgang erleichtern und unnötigen Druck auf die Hämorrhoiden verhindern. Experten empfehlen eine hockende Haltung, da sie den natürlichen Ablauf der Darmentleerung unterstützt. Dies kann erreicht werden, indem du die Füße auf einen Hocker stellst, sodass die Knie über der Hüfthöhe sind. Dadurch wird der Enddarm begradigt und Pressen vermieden – eine einfache, aber effektive Methode zur Vorbeugung von Hämorrhoiden.

Fazit: Mit den richtigen Tipps kannst du das Risiko, an Hämorrhoiden zu erkranken, deutlich reduzieren

Hämorrhoiden sind ein heikles Thema, das viele ungern ansprechen, da der Analbereich immer noch als gesellschaftliches Tabu gilt. Untersuchungen des U.S. Department of Health and Human Services schätzen jedoch, dass im Laufe ihres Lebens etwa 75 Prozent aller Menschen mit Hämorrhoidenproblemen konfrontiert sein werden. Daher unser Tipp: Überwinde deine Scham und konsultiere eine:n Proktolog:in. Du wirst dort keineswegs der Erste mit diesen Beschwerden sein – das ist garantiert.