Nach einer Stunde fängt die Nase an zu laufen, wenig später beginnen die Kopfschmerzen und nach einem Tag folgt das Fieber. So sollte es für Männer nach dem Sex nicht laufen. Aber es ist keine erfundene Geschichte: Für manche Männer passiert genau das – und zwar jedes Mal nach dem Orgasmus und Spermaerguss. Die Rede ist dann vom "Post Orgasmic Illness Syndrom" (POIS). Damit ist vereinfacht gesagt eine Allergie gegen das eigene Sperma gemeint. Doch was hat es mit dieser Krankheit auf sich?
Was ist POIS?
"Bei diesem Syndrom werden Betroffene nach dem Orgasmus und Samenerguss krank", sagt Christian Wülfing, Chefarzt der Abteilung für Urologie an der Asklepios Klinik Altona. Bei dem "Post Orgasmic Illness Syndrom" handelt es sich um eine Art Grippe nach dem Spermaerguss bei Männern – ganz unabhängig davon, ob sie Sex hatten oder masturbiert haben. Die Krankheit ist extrem selten: "Nur die wenigsten Urologen haben das selbst bei einem Patienten mal erlebt", betont Wülfing. Nach vagen Schätzungen könnten 0,25 bis 1 Prozent der Bevölkerung daran leiden.
In diesem Artikel:
- Was sind die Symptome einer Spermaallergie?
- Welche Auswirkungen hat eine Spermaallergie bei Männern?
- Welche Ursachen hat eine allergische Reaktion auf das eigene Sperma?
- Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
- Was sollte ich bei Symptomen einer Spermaallergie tun?
Was sind die Symptome einer Spermaallergie?
Die Krankheit fühlt sich für Betroffene wie eine Grippe an, meint Wülfing: Patienten beschreiben grippeartige Symptome – von Schwitzen, Schüttelfrost bis hin zu Fieber und Übelkeit. Einige fühlen sich zudem Schlapp und haben Kopfschmerzen, so wie es bei einer Grippe auch der Fall ist.
"Die Symptome treten bei untersuchten Männern in der ersten Stunde nach dem Orgasmus auf und halten 2 bis 7 Tage an", sagt Wülfing. Wann die Krankheit erstmals bei Männern auftritt, ist noch unklar. Einige Patienten berichten aber davon, dass sie bereits als Jugendliche beim Masturbieren die Symptome gespürt haben.

Welche Auswirkungen hat eine Spermaallergie bei Männern?
Wichtig ist nochmal zu betonen: Die Symptome treten erst nach einem Spermaerguss auf. Wenn du also nicht zum Orgasmus kommst, tritt das Syndrom auch nicht auf. Gerade diese Erkenntnis führt bei vielen Männern aber zu einem Vermeidungsverhalten. "Die betroffenen Männer passen oft ihr Sexualverhalten an und verlieren unter Umständen auch die Lust an einem Orgasmus", sagt der Experte.
Viele Betroffene sind zudem weniger sexuell aktiv und auch Beziehungen leiden darunter. "Die Krankheit hat große Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl. Es kann sich fast wie eine Bestrafung anfühlen, wenn man nach dem Orgasmus eine 'Grippe' bekommt", so Wülfing.
Die grippeartigen Symptome sind zwar nicht lebensbedrohlich, jedoch kann das Syndrom vor allem bei einem mehrtägigen Krankheitsverlauf Folgen haben, etwa für den Beruf oder die Partnerschaft.
Welche Ursachen hat eine Allergie gegen das eigene Sperma?
"Noch weiß man nicht genau, was diese Erkrankung verursacht", sagt Wülfing. Denn dafür fehlt es an Erfahrungswerten und umfassenden Untersuchungen, weil die Krankheit so selten ist. Mittlerweile gibt es aber eine Reihe an Theorien, die mögliche Ursachen beschreiben.
- Autoimmunkrankheit: Immunsystem reagiert auf körpereigenes Gewebe: In einer niederländischen Studie wurde an 45 POIS-Patienten untersucht, welche Ursache die Krankheit haben könnte. 33 der Probanden unterzogen sich einem Allergietest. Das Ergebnis: 29 der Männer hatten nach dem Pricktest mit ihrem eigenen Sperma eine errötete Haut. Das deutet auf eine Autoimmunkrankheit hin. "Bei einer Autoimmunerkrankung geht der Körper gegen eigene Bestandteile vor", sagt Urologe Wülfing.
- Allergische Reaktion gegen das eigene Sperma: Da die Symptome erst nach einem Spermaerguss auftreten, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine allergische Reaktion handelt. "Wenn es sich tatsächlich um eine Allergie gegen das eigene Sperma handeln sollte, müsste die allergische Reaktion kurz vor dem Austritt der Samenflüssigkeit in dem Gewebe der Harnröhre stattfinden", sagt der Experte.
- Psychische Ursachen: "In einer anderen These wird vermutet, dass das POIS psychische Ursachen hat", sagt Wülfing. Denn viele betroffene Männer zeigen Anzeichen einer Depression. Dabei stellten Forscher sich die klassische "Huhn-oder-Ei"-Frage: Kamen die psychischen Probleme oder das POIS zuerst? Diese These gilt aber nach der niederländischen Studie als weitgehend widerlegt.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für POIS-Patienten?
Die Seltenheit und fehlenden Untersuchungen machen eine Behandlung sehr schwierig. "Derzeit gibt es keine richtigen Therapiemöglichkeiten für Betroffene", bedauert Wülfing. Allerdings gibt es einige Ansätze, die bei einigen Betroffenen bisher schon Erfolg gezeigt haben. In Behandlungen mit einer Hyposensibilisierung, wie sie auch bei Patienten mit einer Pollenallergie angewendet wird, wurden die Symptome um 60 bis 90 Prozent gelindert. Dabei wird Männern das eigene Sperma in geringer Dosis einmal monatlich unter die Haut injiziert. Die Therapie dauert etwa 15 bis 31 Monate.
Eine andere Behandlungsmöglichkeit: "Die Behandlung mit anti-entzündlichen Medikamenten wie Diclofenac ist vor zehn Jahren mal untersucht wurden – und hat Betroffenen bis zu 80 Prozent Verbesserung gegeben", sagt Wülfing. Jedoch wurde noch nicht ausreichend getestet, ob es auch bei den meisten Männern den gewünschten Effekt erzielt.
"Ein Patient hat berichtet, dass sich seine Symptome während der Schwangerschaft seiner Frau gelindert haben. Daher wurde überlegt, ob es mit dem Hormon Progesteron zu tun haben könnte", sagt der Experte. Das Hormon wird vermehrt in der Schwangerschaft ausgeschüttet. Eine Behandlung mit dem Hormon könnte also in der Theorie also ein therapeutischer Ansatz sein.
Was sollte ich bei Symptomen einer Spermaallergie tun?
Auch wenn es sich um eine sehr seltene Krankheit handelt: Zögere nicht, zum Arzt zu gehen. Am besten gehst du direkt zu einem Urologen, wenn du schon über einen längeren Zeitraum grippeartige Symptome nach einem Orgasmus aufweist. Denn das machen noch viel zu wenige Männer: "Ich gehe davon aus, dass es bei diesem Syndrom eine höhere Dunkelziffer gibt, weil sich viele Männer für ihre Symptome schämen", so der Urologe. Es ist daher wichtig, dass man sich in Behandlung begibt. Denn erst mit vielen Untersuchungen an Patienten können Fortschritte in der Forschung gemacht werden.
Fazit: Betroffene Männer mit POIS haben einen hohen Leidensdruck
Für Patienten ist die Krankheit sehr erniedrigend: Eine "Grippe" nach jedem Orgasmus, kaum Therapiemöglichkeiten und das Sexleben ist beeinträchtigt. Aber die Hoffnung ist noch nicht verloren: Einige Behandlungen haben in der Vergangenheit schon Erfolg gezeigt. Falls du an grippeähnlichen Symptomen nach dem Sex oder Masturbieren leidest, zögere nicht, zum Urologen zu gehen. Denn je mehr Männer sich in Behandlung begeben, desto eher können Wissenschaftler Gegenmittel entwickeln.

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