Fit wie Jason Fox: "Im Training darf es nie langweilig werden"

Vom TV- zum Fitness-Star
Das hocheffiziente Workout von TV-Star Jason Fox

Zuletzt aktualisiert am 02.07.2024
Superstar Jason Fox schiebt einen Gewichtsschlitten im Gym.
Foto: Men's Health 6/2024, Fotograf: David Venni

Jason Fox ist Abenteurer, Moderator und Ex-Soldat der britischen Spezialeinheiten. Aber sein Image des harten Mannes täuscht über vieles hinweg. Mit uns hat der Brite über Disziplin, Fitness, Mut und mentale Stärke gesprochen – und darüber, wie wichtig es ist, dass auch Männer über ihre Gefühle reden.

Man könnte meinen, dass ein Kerl wie Jason Fox ein riesengroßes Ego hat: Er moderiert im britischen Fernsehen die beliebte Channel-4-Serie "SAS: Who Dares Wins", hat sich als Abenteurer bei Instagram eine riesengroße Fan-Gemeinde aufgebaut und ist auch als Buchautor erfolgreich – gerade ist "Embrace The Chaos: 52 Tactics To Make Every Day Count" (bislang nur auf Englisch) erschienen. Auch körperlich ist Fox in Top-Form, er hat zwei Jahrzehnte beim Militär gedient. Aber trotz eines Lebenslaufs, der das Selbstwertgefühl vieler Männer steigern würde, ist der 47-Jährige ein eher bescheidener Typ, vor der Kamera wie auch im Gespräch. Dennoch ist es uns gelungen, ihm sein Erfolgsgeheimnis (und einiges mehr) zu entlocken.

Wie darf ich Sie nennen – Foxy oder doch lieber Jason?

Jason Fox: "Ich werde seit Kindestagen Foxy genannt, auch meine beiden Brüder und mein Dad trugen diesen Spitznamen. Wenn meine Mutter daheim ans Telefon ging und dann der Anrufer fragte, ob er mit Foxy sprechen könne, hat sie stets mit einem Schmunzeln geantwortet: 'Welchen denn? Hier gibt es vier davon.' Darum ist Foxy für mich völlig okay."

Also, Foxy, Sie haben gerade Ihr erstes Fotoshooting für Men’s Health hinter sich gebracht – wie geht’s Ihnen?

"Sehr gut, es ist geschafft, und die Nervosität ist verflogen."

In der Tat haben Sie anfangs ziemlich nervös gewirkt.

"War das so offensichtlich? Ja, ich war wirklich sehr aufgeregt. Ich bin einfach nicht der Typ für Oben-ohne-Fotoshootings. Ich zögere sogar, das Shirt auszuziehen, wenn ich im Urlaub mal am Strand oder am Pool unterwegs bin."

Was vermuten Sie, worauf beruht dieses Zögern?

"Ich weiß es nicht, ehrlich."

Jason Fox zeigt sich oberkörperfrei und nachdenklich.
Men's Health/David Venni

Na gut, dann lassen Sie uns über Ihre Beziehung zum Sport sprechen. Wie war Ihre Einstellung zu körperlicher Fitness eigentlich vor Ihrer Zeit beim Militär?

"Was das angeht, habe ich viel meinem Vater zu verdanken. Er war sehr sportbegeistert, als wir Kinder waren, spielte oft Rugby, wurde später auch Hockeytrainer. Meine Brüder und ich spielten ein bisschen Rugby mit, gingen auch mit zum Hockey und nahmen an den Fitness-Einheiten teil, die er mit seinen Mannschaften absolvierte. Sport war immer sehr präsent für mich. Als ich 15 war, beschloss ich, den Marines beizutreten. Mein Vater meinte dazu: 'Wenn du zu den Marines gehst, will ich, dass du bereit dafür bist.' Also hat er mir ein Trainingsprogramm zusammengestellt. Ein Freund meines Vaters war Sportlehrer. An dessen Schule konnte ich trainieren, an den Seilen klettern, mich in Form bringen. Ich war so besessen von der Idee, zu den Marines zu gehen, dass ich mich in das Training stürzte und alles gab."

Haben Sie bei den Marines noch zusätzlich trainiert?

"Anfangs nicht. Die Rekrutenausbildung dort ist sehr hart und anstrengend, da ist man nach den Einheiten komplett fertig. Mit der Zeit habe ich mich wieder anderen Dingen gewidmet, etwa auch einer Art Training, dessen Abläufe und Übungen dem heutigen CrossFit sehr ähnlich waren. Ich bin viel gelaufen und Rad gefahren, habe oft mit unterschiedlichen Leuten trainiert und so die verschiedensten Sachen ausprobiert. Mir wird generell schnell langweilig im Training, deshalb brauche ich immer viel Abwechslung."

Wie sieht bei Ihnen heute ein normaler Trainingstag aus?

"Im Moment genieße ich den Luxus, mir meine Zeit so einteilen zu können, wie es für mich am besten passt. Daher versuche ich, die Vormittage fürs Training freizuhalten. Ich wärme mich vernünftig auf, nutze eine Faszienrolle, dehne meine Muskeln und bringe meinen Körper damit auf Betriebstemperatur. Im Anschluss daran mache ich Übungen, bei denen ich mich komplett auspowern kann, allerdings erst mal mit wenig oder ganz ohne Gewicht, um den Körper auf die Belastung vorzubereiten. Ich bin nicht mehr der Jüngste, daher ist ein gutes Warm-up wichtig."

Und nach dem Warm-up ...

"... gebe ich Vollgas und tobe mich aus. Dann absolviere ich diverse 8- bis 12-Minuten-Blöcke mit unterschiedlichen Übungen. Wie oft, wie lange und wie hart, variiere ich oft, stets unter dem Aspekt, dass mir nicht langweilig wird."

An wie vielen Tagen in der Woche trainieren Sie?

"Täglich. Zumindest versuche ich das – wohl wissend, dass es Tage gibt, an denen Dinge dazwischenkommen können."

Für Ihren Job bereisen Sie die ganze Welt. Wie halten Sie sich unterwegs fit?

"Dann mache ich vorwiegend Übungen mit dem eigenen Körpergewicht: Liegestütze, Kniebeugen, Burpees und Ähnliches. Ich brauche kein Equipment. Wichtig ist mir, dass ich mich bewege, den Puls nach oben treibe, Spaß habe. Die einzigen Tools, die ich fast immer dabeihabe, sind Widerstandsbänder. Mit denen kann ich zum Beispiel die eben genannten Übungen noch intensiver gestalten."

Empfohlener redaktioneller Inhalt

"Ich habe gelernt, flexibel zu sein, ruhig zu bleiben und nie auszuflippen, wenn Dinge schiefgehen"

Bootcamps und Military-Fitness-Kurse liegen voll im Trend. Oft legen Coaches viel Wert auf Disziplin, und sie übertragen ein gewisses militärisches Denken aufs Training. Was halten Sie von dieser Herangehensweise?

"Da bin ich ein wenig hin- und hergerissen. Ich mag’s nicht, wenn Leute behaupten, dass die militärische Denkweise das A und O sei und man nur mit ihr seine Ziele erreiche. In erster Linie geht es doch um Disziplin, und ich kenne viele Menschen, die äußerst diszipliniert sind, jedoch nie beim Militär waren. Als ich die Marines verließ, ging es mir überhaupt nicht gut, ich hatte psychische Probleme. Und während der Zeit dort war ich nicht immer aus mir selbst heraus diszipliniert, sondern habe Dinge einfach deshalb getan, weil ich dafür bezahlt wurde. Was mich die Zeit damals aber tatsächlich gelehrt hat, war, stets flexibel zu sein, ruhig zu bleiben und nie auszuflippen, wenn Dinge schiefgehen. Ebenso habe ich dort gelernt, mit Traumata umzugehen und Rückschläge wegzustecken, niemals den Mut zu verlieren und in jeder Situation positiv zu bleiben."

Das müssen Sie uns einmal genauer erklären, bitte.

"Gern. Ich habe dort gelernt, was Emotionen mit einem machen, wie man sie selbst gut einschätzen, mit ihnen umgehen kann. Beim Militär lernt man, es nie zuzulassen, dass Emotionen Grundlage für eine Entscheidung sind. Emotionen zu erkennen und sie zu analysieren, das hat mir geholfen, mit schlechten Erfahrungen umzugehen. Das heißt aber nicht, dass ich empfehle, Gefühle generell zu unterdrücken, ganz im Gegenteil: Wenn ich traurig bin, werde ich mir dessen bewusst, akzeptiere es und weine auch. Ich lasse aber nicht zu, dass es sich negativ auswirkt auf eine anstehende Entscheidung."

"Man kann Gefühle nicht unterdrücken, denn irgendwann werden sie dich fertig machen"

Welchen Rat haben Sie für Männer, ob jung oder alt, die damit zu kämpfen haben, das zu verarbeiten, was sie im Inneren beschäftigt?

"Es ist schwierig, allgemeingültige Ratschläge zu geben, denn am Ende sind wir alle Individuen, und jeder tickt anders. Was ich aber weiß, ist: Ob positive oder negative Emotionen dich überrollen, kannst du dir nie aussuchen, es passiert einfach. Auch für seine negativen Emotionen sollte sich niemand schämen, denn sie sind eine natürliche Reaktion auf irgendetwas, das geschehen ist. Man kann Gefühle nicht unterdrücken, denn irgendwann werden sie dich fertig machen. In 9 von 10 Fällen, in denen du deinen Gefühlen nicht den nötigen Raum gönnst und dich nicht mit ihnen auseinandersetzt, wird sich das eines Tages negativ bemerkbar machen."

Heißt das, über seine Gefühle sollte man unbedingt reden?

"Ganz genau! Ich habe gelernt, dass es der beste Weg ist, den Druck abzubauen. Ich habe einige Kumpels, die entweder bei den Spezialeinheiten sind oder mal dort waren. Auf den ersten Blick sind die allesamt stereotype Alphamännchen. Es mag manche überraschen, aber genau mit denen tausche ich mich aus, wenn einer von uns Probleme oder einfach mal einen schlechten Tag hat. Dann reden wir über unsere Gefühle. Das hilft ungemein."

Sehr viele Männer scheinen nach wie vor nie zu sagen, was sie fühlen – aus Angst, dafür bloß belächelt oder sogar verurteilt zu werden.

"Ich habe den Eindruck, dass wir in unserer Gesellschaft an einem Punkt angelangt sind, an dem wir ziemlich frei und offen über unsere psychische Gesundheit sprechen und sie in den Vordergrund rücken können. Nach wie vor besteht die große Herausforderung jedoch darin, das Stigma aus den Köpfen der Menschen rauszukriegen. Denn in dem Moment, in dem jemand beginnt, sich negativ zu fühlen, schafft er damit sein eigenes Stigma. Wie kann man diesen Teufelskreis durchbrechen und das Problem beseitigen? Das ist der schwierige Teil."

Okay, dann kommen wir zu etwas anderem: Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern mal eine Trainingseinheit teilen?

"Das ist jetzt keine sonderlich überraschende Antwort, aber ich würde liebend gern mal mit Arnold Schwarzenegger zur selben Zeit im selben Gym trainieren. Ich habe seine Bücher gelesen und finde, er ist ein charismatischer Typ."

Das Lustigste, was während der Dreharbeiten zu "Who Dares Wins" passiert ist?

"Da hat es so manche witzige Situation gegeben. Das Beste ereignete sich gegen Ende der ersten Staffel. Wir hatten die teilnehmenden Teams in einem unwegsamen Gebiet ausgesetzt, sie waren dort auf sich allein gestellt, und wir ließen sie machen. Was dann passierte, war, dass wir den Kontakt zu einem der Teams verloren. Die Moderatoren, die komplette Filmcrew, die Verantwortlichen – niemand wusste, wo die Teilnehmer sich befanden, 24 Stunden lang. Wir sind dann – kein Witz! – alle durch die Wälder gelaufen und haben gerufen: ,Ist gut jetzt, Ihr könnt rauskommen!‘ Das Produktionsteam meinte nur, okay, das war’s jetzt, das ist das Ende der Serie. Wir haben in dieser ersten Staffel vieles gelernt, was wir dann in den folgenden auch besser gemacht haben."

Jason Fox spricht ehrlich über die größte Challenge in seinem Leben

Was war die härteste körperliche Herausforderung, die Sie jemals bewältigt haben?

"Über den Atlantik zu rudern. Dieser Ozean ist unerbittlich."

Das ist eine lange Strecke ...

"Oh ja, eine lange Strecke – und Mutter Natur ist da die meiste Zeit wahrlich nicht auf unserer Seite gewesen."

Und was war die härteste mentale Challenge, der Sie sich bisher gestellt haben?

"Mit meinen psychischen Problemen fertig und wieder ganz gesund zu werden. Das ist die größte Sache, mit der ich mich in meinem Leben auseinandersetzen musste. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin sehr stolz darauf, dass es mir gelungen ist, diese Dinge in den Griff zu bekommen."

Welchen guten Rat würden Sie aus heutiger Sicht dem 16 Jahre alten Foxy geben?

"Ich würde zu ihm sagen: Hey, Mann, du wirst eine tolle Zeit haben, es wird harte Phasen geben, aber auch großartige. Und mein einziger Rat an ihn wäre, mit jemandem zu reden und sich Hilfe zu holen, wenn es ihm schlecht geht, er sich niedergeschlagen fühlt und insich negative Gedanken trägt. Mir hat damals keiner diesen Rat gegeben, ich habe lange Zeit mit niemandem geredet, wenn es mir schlecht ging. Hätte ich das früher gemacht, hätte ich meine Probleme möglicherweise viel früher bewältigen oder sie bereits im Keim ersticken können. Vielleicht hätte es mich nicht einige Jahre meiner Karriere gekostet. Diese bittere Pille musste ich leider schlucken."

Wenn Sie bis ans Ende Ihres Lebens nur noch eine einzige Fitness-Übung ausführen könnten, welche wäre das?

"Burpees, keine Frage."

Worum geht es in Ihrem neuen Buch "Embrace The Chaos" eigentlich genau?

"Dies ist bereits mein drittes Buch, und sein Untertitel '52 Tactics To Make Every Day Count' erklärt schon, worum es geht: um das Leben und um Strategien und Hacks, wie man mit Herausforderungen umgeht. In dem Buch habe ich das Leben aufgeteilt wie ein Kartenspiel, bei dem es vier Farben gibt: Mission, Chaos, Erholung und Ruhe. Mission ist, wenn man Dinge tut, die geplant sind, zum Beispiel in eine andere Stadt ziehen oder auf eine Expedition gehen. Chaos ist das unerwartete Trauma, und Erholung sind geplante Auszeiten. Ruhe ist die Farbe Nummer vier, und sie steht für den Umgang mit der Langeweile: Was tut man, wenn man nichts zu tun hat? Es gab intern übrigens Streit um den Titel dieses Buches."

Welcher andere ist denn noch im Rennen gewesen?

"Eine bestimmte Zeit lang war 'Remember You Will Die' mein Favorit. Ich finde, es ist eigentlich ein guter Rat, sich die Tatsache, dass man eines Tages sterben wird, vor Augen zu führen. Aber inzwischen halte auch ich den aktuellen Titel für den passenderen."