Anzüge für Männer: So findest du den richtigen

Anzüge für Männer
So findest du ganz einfach einen passenden Anzug

Zuletzt aktualisiert am 03.07.2019
Daniel-Hechter-Anzug
Foto: Daniel Hechter/PR

Was ist überhaupt ein Anzug?

Die Definition des Anzugs lautet: Jacke und Hose (manchmal auch Weste) aus ein und dem gleichen Stoff. Das ist seit gut 100 Jahren so. In den Jahrhunderten davor trugen die Männer meistens Jacken, Westen und Hosen aus verschiedenen Materialien.

Canali-Anzug
Canali/PR

Gut zu wissen: Wenn das Sakko aus einem anderen Stoff gemacht ist als die Hose, sprechen wir von einer Kombination. Beispiel: Tweedjacke und Cordhose. Die Kombination ist eine Alternative zum Anzug, ersetzt ihn aber nicht, denn sie wirkt immer etwas legerer.

Welche Anzugformen gibt es?

Beim Anzug-Schnitt unterscheiden Experten nicht einfach nach schmal oder weit, sondern nach 3 konkreten Grundformen:

1. Die englische Form

Das Sakko hat eine zeitlose, sanduhrenförmige Silhouette mit wenig gepolsterten, natürlich fallenden Schultern, eine hoch sitzende, dezente Taille und 2 Seitenschlitze am unteren Saum. Die Hose ist gerade geschnitten und kommt ohne Aufschlag aus.

2. Die amerikanische Form

1-reihiges Sakko mit weiter, leger wirkender A-Form, längeren Ärmeln, mittig angelegtem Rückenschlitz und einer runden Schulter ohne Unterstützung oder Polsterung. Die Hose hat manchmal eine leichte Karottenform, aber keine Bügelfalte. 

3. Die italienische Form

Körpernah geschnittenes, tailliertes Sakko mit einer markanten, gerade verlaufenden Schulterpartie. Die Hosen fallen ebenfalls schmal aus und sind in der Regel etwas kürzer gehalten.

Wie viele Anzüge brauche ich?

Die Anzahl der Anzüge in deinem Kleiderschrank hängt ganz stark von deinem Beruf und persönlichen Stil ab. Zu einer gut ausgestatteten Herrengarderobe gehören aber mindestens 4 verschiedene Modelle: 2 Business-Anzüge, 1 für den Sommer und 1 Allrounder.

  • Für den Job wählst du am besten zurückhaltende Farbtöne wie Blau oder Grau. Als Stoff empfehlen sich Wolle oder Schurwolle, unifarben oder mit einem dezenten Muster.
  • Für den Sommer kaufst du dir zusätzlich einen halb gefütterten Anzug aus einem leichten Stoff wie zum Beispiel Cool Wool (Gütesiegel des Wollsiegel-Verbands Woolmark für sehr leichte Anzugstoffe aus reiner Schur­wolle).
  • Eine echte Allzweckwaffe ist der klassisch geschnittene nachtblaue Anzug mit 2-Knopf-Sakko: Der funktioniert ­sowohl morgens beim Geschäftsmeeting als auch abends in der angesagten Bar.
Digel-Anzug
Digel/PR

Tipp: Beachte, dass Anzüge eine 24-stün­dige Tragepause brauchen, in ­der sich die Wollfasern wieder regenerieren können. Trage daher einen Anzug nie mehrere Tage hintereinander!

Woran erkenne ich, ob das Jackett richtig sitzt?

Darüber, ob ein Anzug perfekt sitzt, entscheiden viele Details. Am wichtigsten für den perfekten Fit sind die folgenden Aspekte: Armlänge, Schultern, Kragen, Revers und Länge.

BOSS-Spring-Summer19
Boss/PR
  • Bei hängendem, leicht angewinkeltem Arm sollte der Ärmel bis zum Handgelenk reichen und die Hemd-Manschetten ­sollten etwa 1 Zentimeter unter den Sakko-Ärmeln hervorschauen.
  • Deine Schultern dürfen nicht über die Ärmelnaht des Sakkos hinausragen und deine Oberarme sich nicht durch die Jackett-Ärmel abzeichnen. Diagonale Falten auf dem Rücken unterhalb der Schultern sind ein Zeichen von sogenannten Hängeschultern. Ist das Jackett im Schulterbereich zu weit, entstehen hinten neben den Schultern nicht zu behebende Längsfalten.
  • Der Jackettkragen soll nicht abstehen, sondern sich dicht um den Nacken schmiegen. Der obere Rand des Kragens muss seitlich am Hals paral­lel zum Hemdkragen liegen. Wenn das Sakko zu eng geschnitten ist, bilden sich hinten in der Nackenpartie lange Querfalten.
  • Das Revers sollte nicht platt auf der Brust kleben, sondern einen plastischen Eindruck vermitteln. Es darf aber auch nicht aufklaffen, und an der Knopfleiste darf auch im zugeknöpften Zustand der Stoff nicht spannen oder ziehen.
  • Grundsätzlich gilt: Je kürzer das Jackett, desto kastiger und modischer wirkt es. Wer in einem eher konservativen Umfeld arbeitet, sollte ein Sakko wählen, das auf keinen Fall zu kurz ausfällt.
Brunello-Cucinelli-Man-SS19
Brunello Cucinelli/PR

Welcher Anzug passt zu meiner Größe und Figur?

Kleine Männer tragen schmal geschnittene Einreiher mit schräg gesetzten Taschen. Ein nicht zu lang geschnittenes Sakko mit tief angesetztem, schmalem Revers, eine ­schmale Krawatte und Bügelfalten in der Hose strecken die Silhou­ette zusätzlich.

Große, dünne Männer wählen Doppelreiher oder nicht zu schmal geschnittene einreihige 2- oder 3-Knopf-Sakkos mit waagerechten Pattentaschen und gliedern ihre Silhouette mit einer Krawatte mit horizontalen oder diagonalen Streifen, Einstecktuch, Gürtel und Aufschlägen am Hosenbein. 

Kräftige Männer tragen dunkle Anzüge aus festem Stoff mit dezenten Längsstreifen, Einstecktuch und Hose mit Bügel­falten. Vorsicht: Doppelreihige Jacketts können einen Bauchansatz kaschie­ren, wirken bei untersetzten Männern aber zu wuchtig. Tipp: Meide weite Schnitte, dünne und weiche Stoffe, kon­trastreiche Muster sowie schmale Krawatten.

Wie bestimme ich meine Konfektionsgröße?

Die sogenannten Normalgrößen bei Anzügen basieren auf der Hälfte des Brustumfangs. Wenn du also einen Brustumfang von 100 Zentimetern bei einer Körpergröße von 1,74 bis 1,79 Metern haben, ist deine Konfektionsgröße 50. Daneben gibt es Spezialgrößen für schlanke und untersetzte Männer: Kleine, korpulentere Männer teilen ihren Brustumfang durch 4. Bei gleichem Brustumfang von 100 Zentimetern und einer Größe von 1,69 bis 1,73 Metern ergibt das die Größe 25. Große, dünne Männer zählen zur Größenermittlung zu Ihrem Brustumfang 2 Zähler dazu. Bei 100 Zentimetern Brustumfang und einer Körperlänge von 1,84 bis 1,88 Metern hat man also die Konfektionsgröße 102.

JOOP! Anzug
Joop/PR

Woran erkennt man einen qualitativ hochwertigen Anzug?

  1. An der sogenannten Schneiderkante. Das ist eine zusätzliche, von Hand gestochene, gut sichtbare Naht an den Außenrändern des Revers. Die Handarbeit erkennt man an den minimal unregelmäßigen Abständen zwischen den Nähten.
  2. Die Knöpfe sollten aus Naturmaterialien wie Büffelhorn bestehen und die Knopflöcher von Hand umsäumt sowie sauber gearbeitet sein. Der sogenannte Stiel des Knopfes (das ist der aus einem ­Faden bestehende Steg zwischen Stoff und Knopf) darf nicht zu kurz und sollte haltbar umwunden sein.
  3. Wenn die Knöpfe an den Ärmelschlitzen keine Attrappen sind, sondern sich ganz normal öffnen und schließen lassen, ist dies ebenfalls ein Hinweis auf gute Qualität. ("Funktionierende" Knöpfe sind normalerweise ein sicheres Indiz für Maßarbeit.)
  4. Eine der schwierigsten Partien beim Fertigen ­eines Jacketts ist die Schulter: Am Übergang zwischen Ärmel und Schulter dürfen bei einem guten Anzug keine Wellen im Stoff zu finden sein.
  5. Das Muster eines Anzugs sollte ohne Bruch ­sauber über die Nähte hinweg fortlaufen. Achte darauf besonders an der Schulterpartie des Jacketts sowie in der Gegend um die Brusttasche.
  6. Ein hochwertiges Jackett hat ein Innenfutter, welches das Innenleben schützt und gleichzeitig das Sakko besser über das Hemd gleiten lässt.

 

Anzugstoffe
JGA/Shutterstock.com

Woran erkenne ich den richtigen Anzugstoff?

Namhafte Stoff-Fabrikanten führen ihr eigenes Etikett (das sogenannte Weber­etikett), das vom Anzugschneider in die Innenseite des Jacketts eingenäht wird. Wenn du so etwas in deinem Sakko vorfindest, ist das ein Indiz für gute Qualität. Verlasse dich aber auch auf dein Gefühl: Hat der Stoff einen guten Griff? Fühlt er sich weich und gefällig an? Knittert er sofort? Diese Qualitätsmerkmale kannst du auch als Laie bei der Anprobe sehr gut selbst beurteilen. Kaufe grundsätzlich nie Anzüge aus Synthetikfasern, das gilt auch fürs Futter. Ausnahme sind minimale Beimischungen von Kunstfasern (maximal 5 Prozent) bei ganz leichten Stoffen, um das Knittern zu verhindern.

Egal, ob für die eigene Hochzeit, eine besondere Feier oder im Büro: Du machst bestimmt eine gute Figur. Woran du erkennst, ob ein Anzug richtig sitzt und er gut verarbeitet ist, weißt du jetzt schließlich ganz genau.