Höchster Berg in Ihrer Umgebung ist ein Maulwurfshügel? Miese Bedingungen für Skifahrer und Snowboader? Von wegen! „Beim Snowkiten reichen schon wenig Wind und eine zugeschneite Ebene, um eine Menge Spaß zu haben“, erklärt Marian Hund. Der 19-Jährige weiß, wovon er spricht: Unser Fotomodel ist schließlich Deutscher Meister im Snowkiten – und seit 2009 ungeschlagen! Und das, obwohl er in einer Stadt lebt, die nur 6 Meter über Normalnull liegt: Hamburg. Sein Sport könnte Ihrer sein – nicht nur wegen des Adrenalinrausches, auch weil Snowkiten ein Ganzkörpertraining mit Schwerpunkt Rumpf ist, das vor allem die seitlichen Bauchmuskeln fordert. Darüber hinaus sind Beweglichkeit, Koordination und Reaktionsvermögen gefragt.
Eine Ausrüstung, 2 Sportarten
Marian Hund fing als Sommer-Kiter auf dem Reschensee in Südtirol an. Da geht es ihm wie den meisten Kitern: Der Schritt auf den Schnee lag nahe, um die Saison zu verlängern. Zumal dies mit wenig Aufwand verbunden ist – das Material ist das Gleiche: Drachen, Lenkstange, Sicherheitssystem und Leinen ist es wurscht, ob sich einer auf gefrorenem oder flüssigem Wasser bewegt. „Lediglich das Trapez, also der Nierengurt, der Fahrer und Gerät verbindet, sollte auf Grund der dickeren Klamotten eine Nummer größer sein“, erklärt Hund. Natürlich muss das Kiteboard gegen Skier oder Snowboard getauscht werden. Einsteiger können dabei jene Modelle verwenden, mit denen sie auch ansonsten auf der Piste unterwegs sind.

Ausflüge an der langen Leine
Wer an der 19 bis 32 Meter langen Leine lässig über den Schnee düst, braucht nicht zwingend eine frühere Karriere als Kiter. Allerdings ist es wichtig, Skier oder Snowboard so gut zu beherrschen, dass Sie über das Fahren nicht mehr nachdenken. Alles Weitere ist einfacher als bei der Sommer-Nummer: Sie starten im Stehen, das kostet weniger Kraft, als wenn Sie erst aus dem Wasser gezogen werden müssen. Das ist auch der Grund, warum bereits wenig Wind viel Spaß bereiten kann. „Für Einsteiger sind 10 bis 15 Knoten – also 19 bis 28 km/h – perfekt. Ich gehe bei bis zu 40 Knoten raus“, so der Profi. „Man kann locker bergauf fahren oder einen Hang hinuntersegeln. Eine Wiese oder ein zugefrorener See tun es aber auch.“ Für den Snowkiter ist es das Größte, überall eine frische Spur in den Schnee zu ziehen. In einem richtigen Skigebiet ist er nur dann zu finden, wenn es einen weitläufigen Funpark gibt. „Mit dem Kite über ein Hindernis zu fahren, ermöglicht noch mal ganz andere Tricks“, erklärt Hund. Er mag den Kicker (eine kleine Schanze, die ihn in die Luft befördert) oder den Slider (ein Rohr zum Drüberrutschen, das über eine Erhöhung gelegt wurde). Dazu benutzt er kurze Trickskier. Im Tiefschnee sorgt eher das Snowboard fürs richtige Wellenreiter-Feeling.

Den Schirm gibt’s nur mit Schein
Jedes Mal mit von der Partie ist die Schutzausrüstung: Helm, Gesäß- und Rückenprotektor sind Pflicht. Das Thema Sicherheit wird generell großgeschrieben. „Dank der neuen Safety-Systeme ist der Sport inzwischen viel weniger gefährlich, als er es mal war“, berichtet Hund. In 99 Prozent der Fälle, in der die Lenkstange einfach losgelassen und dann das so genannte Quickrelease ausgelöst wird, geht der Kite sauber zu Boden. Kommt’s ganz dicke, trennt eine Leine (Leash) den Fahrer von seinem Gefährt. Um diese und weitere wichtige Handgriffe zu beherrschen, sind Snowkite-Kurse Pflicht. Diese bauen aufeinander auf und münden in eine Art Führerschein. Ohne einen solchen Nachweis ist es nicht möglich, sich das Material auszuleihen. Dreistündige Snowkite-Schnupperkurse gibt es ab 90 Euro, Tageskurse ab 130 Euro, Schulen listet www.ksa-international.org (Menüpunkt „Ausbildung“) auf. Also, heben Sie mal ab!
Unser Experte: Der Student Marian Hund ist seit 2009 Deutscher Snowkite-Meister (Freestyle). Bei der WM 2011 und bei der EM 2012 belegte der 19-Jährige jeweils Platz 2. Sein Ziel für 2014 ist die Verteidigung seines DM-Titels. Mehr Infos unter www.marianhund.com