Movember: Warum Männer im November Bart tragen

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Movember: Warum Männer im November Bart tragen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 19.11.2025
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Foto: gettyimages/Hill Street Studios

Jedes Jahr im November passiert Seltsames: Millionen Männer auf der ganzen Welt rasieren sich plötzlich nicht mehr. Auf sonst glatten Gesichtern sprießen Schnurrbärte. Die Movember-Bärte wollen darauf aufmerksam machen, dass Männer im Schnitt 5 Jahre früher sterben als Frauen, obwohl das oftmals vermeidbar wäre.

Was ist Movember – und wie fing alles an?

Movember ist mehr als nur ein Hashtag oder eine lustige Herbst-Challenge für Männer. Die Bewegung hat eine ernste Mission. Sie will Aufmerksamkeit schaffen für Themen, über die Männer viel zu selten sprechen, wie etwa Prostata- und Hodenkrebs sowie psychische Gesundheit und Suizidprävention.

Alles begann 2003 im australischen Melbourne. Die beiden Freunde Travis Garone und Luke Slattery saßen in einer Bar und fragten sich, warum der Schnurrbart aus der Mode gekommen war. Aus einer spontanen Wette heraus beschlossen sie, im November ihre Bärte wachsen zu lassen. Es gelang ihnen, 30 weitere Männer zum Mitmachen zu motivieren. Bereits im Folgejahr entstand die Idee, die generierte Aufmerksamkeit für wichtige Männerthemen zu nutzen. Die eingeworbenen Spenden gingen an die Australische Prostatakrebs-Stiftung.

Der Name der Bewegung setzt sich zusammen aus Moustache für Schnurrbart und November. Der Begriff wurde zum Symbol einer weltweiten Bewegung. Heute nehmen jährlich Millionen von Männern aus über 20 Ländern teil. Die offizielle Movember Foundation hat seit ihrer Gründung über 1.250 Gesundheitsprojekte finanziert und mehr als 1 Milliarde Dollar für die Gesundheit von Männern gesammelt.

Die Kernthemen von Movember

  • Prostatakrebs-Früherkennung und Forschung
  • Hodenkrebs-Prävention und Aufklärung
  • Psychische Gesundheit und Suizidprävention bei Männern
  • Bewegung und körperliche Fitness als Schutzfaktoren

Der Movember-Bart ist dabei nur das äußere Kennzeichen. Dahinter steht die dringende Botschaft:

Männer, kümmert euch um eure Gesundheit, bevor es zu spät ist!

Warum vernachlässigen Männer oft ihre Gesundheit?

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gettyimages/SDI Productions

Die Zahlen sind eindeutig. Männer gehen seltener zum Arzt, ignorieren Warnsignale des Körpers länger und sterben häufiger an Krankheiten, die bei rechtzeitiger Behandlung heilbar wären. Laut Studien nehmen nur etwa 40 Prozent der Männer regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahr. Bei Frauen sind es über 60 Prozent.

Aber warum? Es liegt nicht daran, dass Männer ihre Gesundheit nicht wichtig finden. Das Problem sitzt tiefer und hat viel mit gesellschaftlichen Erwartungen zu tun.

Männlichkeitsbilder und Leistungsdruck

Von klein auf lernen viele Männer, dass Schwäche zeigen uncool und nicht männlich ist. Geht ein Mann zum Arzt, lässt er zumindest den Gedanken zu, dass etwas nicht stimmen könnte. Und das scheint gesellschaftlich nicht akzeptiert zu werden. Wer über Ängste oder Erschöpfung spricht, wirkt nicht belastbar. Diese Denkmuster sind tief verankert und haben reale, und leider manchmal tödliche, Konsequenzen.

Hinzu kommt der Leistungsdruck im Job und Privatleben. Keine Zeit für Vorsorge, keine Zeit, um sich um sich selbst zu kümmern. Symptome werden ignoriert, Schmerzen ausgehalten, mentale Belastung heruntergespielt. Bis irgendwann gar nichts mehr geht.

Fehlende Gesprächskultur

Während Frauen sich häufig mit Freundinnen über Gesundheitsthemen austauschen, fehlt Männern in der Regel diese Ebene. Über Prostata-Vorsorge oder psychische Belastung spricht niemand beim abendlichen Bier. So wissen viele Männer nicht, was eigentlich normal ist und ob auch ihre Freunde Beschwerden oder Sorgen haben.

Deshalb wird Prostatakrebs oft erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt und Hodenkrebs, der besonders junge Männer betrifft, bleibt unbemerkt. Und Depressionen werden so lange ignoriert, bis es zu spät ist. Fast 75 Prozent aller Suizide in Deutschland werden von Männern begangen. Das ist ein alarmierendes Signal, das deutlich aufzeigt, wo Handlungsbedarf besteht.

Genau hier setzt Movember an: Die Bewegung will nicht nur aufklären, sondern auch das Gespräch ermöglichen. Der Bart ist der Türöffner, das eigentliche Thema ist aber Männergesundheit.

Die 3 großen Themen: Prostata, Hoden und Psyche

Movember konzentriert sich auf Bereiche der Männergesundheit, über die selten gesprochen wird, obwohl Aufklärung und Früherkennung Leben retten können. Hier erfährst du, worauf es ankommt.

Prostatakrebs – Früherkennung kann Leben retten

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Jährlich erkranken allein in Deutschland über 60.000 Männer daran. Die gute Nachricht ist, dass die Heilungschance früh erkannter Karzinome bei über 90 Prozent liegt. Die schlechte: Viele Männer gehen erst zum Arzt, wenn bereits Symptome auftreten, und dann ist der Krebs oft schon weit fortgeschritten.

Ab 45 Jahren (bei familiärer Vorbelastung ab 40) wird die jährliche Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Dazu gehört die Tastuntersuchung und gegebenenfalls ein PSA-Test. Ja, die Untersuchung ist unangenehm. Aber sie dauert nur wenige Minuten. Vor allem aber kann sie dein Leben retten.

Hodenkrebs – Selbstabtastung als einfache Prävention

Hodenkrebs betrifft vor allem junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Er ist selten, aber aggressiv. Wenn er rechtzeitig erkannt wird, gehört er zu den am besten heilbaren Krebsarten mit einer Heilungsrate bei über 95 Prozent.

Die beste Früherkennung kannst du selbst erledigen. Taste einmal im Monat deine Hoden auf Verhärtungen, Schwellungen oder Veränderungen ab. Das dauert gerade einmal 2 Minuten unter der Dusche und kann deine Zukunft verändern.

So funktioniert die Selbstuntersuchung:

  • Taste jeden Hoden einzeln mit beiden Händen ab
  • Achte auf Verhärtungen, Knoten oder Größenveränderungen
  • Normal ist eine glatte, feste Oberfläche mit leichter Beweglichkeit

Bei Auffälligkeiten gehe direkt zum Urologen, auch wenn es sich harmlos anfühlt

Psychische Gesundheit – das größte Tabu

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gettyimages/Westend61

3 von 4 Suiziden werden von Männern begangen, denn Depressionen bei Männern bleiben oft unerkannt. Sie äußern sich anders als bei Frauen. Statt Traurigkeit legen Männer Gereiztheit oder Aggression an den Tag oder ziehen sich zurück. Sie trinken mehr Alkohol, stürzen sich in Arbeit oder Sport. Hauptsache, sie müssen nicht über ihre Gefühle reden.

Wer aber nicht über seine Probleme spricht, bekommt auch keine Hilfe. Psychische Erkrankungen sind keine Schwäche, sondern Krankheiten, die sich oftmals gut behandeln lassen. Doch solange das Schweigen anhält, sterben Männer.

Movember will genau dieses Schweigen brechen. Es geht darum, eine Kultur zu schaffen, in der Männer über Belastung, Angst oder Überforderung sprechen können, und zwar, ohne ihr Gesicht zu verlieren und ohne die Sorge, nicht ernst genommen zu werden oder nicht als ganzer Mann zu gelten.

3 Checks, die jeder Mann einmal im Jahr machen sollte

Diese 3 einfachen Checks können Leben retten. Sie kosten wenig Zeit, haben aber eine große Wirkung.

  1. Prostata-Vorsorge ab 45 (ab 40 bei familiärer Vorbelastung): Eine Tastuntersuchung beim Urologen dauert 5 Minuten und kann Leben retten.
  2. Hoden-Selbstuntersuchung jeden Monat: Unter der Dusche abtasten. Bei Verhärtungen oder Veränderungen sofort zum Arzt.
  3. Mental-Health-Check: Fühlst du dich dauerhaft erschöpft, gereizt oder leer? Sprich mit Freunden, Familie oder einem Profi. Depressionen sind behandelbar.

Was Fitness und Training mit Männergesundheit zu tun haben

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gettyimages/Ken Redding

Bewegung ist keine Nebensache. Sie ist einer der wichtigsten Schutzfaktoren für die Gesundheit. Und das gilt nicht nur für den Körper, sondern ebenso für die Psyche. Wer regelmäßig trainiert, senkt sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Krebs. Training stabilisiert außerdem die Psyche, baut Stress ab und stärkt das Selbstbewusstsein.

Krafttraining als Gesundheits-Boost

Krafttraining hat einen direkten Einfluss auf den Testosteronspiegel und der spielt eine zentrale Rolle bei der Gesundheit von Männern. Ein gesunder Testosteronwert schützt nicht nur die Muskelmasse, sondern auch das Herz-Kreislauf-System, die Knochendichte und die Stimmung. Studien zeigen, dass Männer, die regelmäßig Krafttraining machen, ein niedrigeres Risiko für Depressionen und Angststörungen aufweisen.

Doch es geht nicht nur um Hormone. Training gibt dir das Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit. Du setzt dir Ziele, arbeitest darauf hin, siehst Fortschritte. Das stärkt nicht nur deine Muskeln, sondern auch deine mentale Resilienz.

Bewegung gegen Stress und Depression

Sport wirkt wie ein natürliches Antidepressivum. Beim Training werden Endorphine ausgeschüttet, also Botenstoffe, die Stress reduzieren und die Stimmung heben. Gleichzeitig sinkt der Spiegel des Stresshormons Cortisol, das im Übermaß krank machen kann.

Für viele Männer ist das Gym ein Ort, an dem sie abschalten können. Kein Leistungsdruck, keine Erwartungen, nur du und die Gewichte. Diese mentale Auszeit ist mindestens genauso wichtig wie der körperliche Effekt.

Stark im Kopf, stark im Körper

Training ist kein Ersatz für Therapie oder ärztliche Behandlung, aber es kann ein wichtiger Baustein für deine Gesundheit sein. Wer seinen Körper fordert, tut auch seiner Psyche etwas Gutes. Und genau diese Verbindung macht Movember sichtbar. Gesund sein bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krankheit. Es ist Balance, sich wohl fühlen und ausgeglichen sein.

So machst du beim Movember mit

Männergesundheit und Bart tragen im November
gettyimages/Uma Shankar sharma

Du musst kein Profi-Bartträger sein, um bei Movember dabei zu sein. Es gibt verschiedene Wege, die Bewegung zu unterstützen – ob mit Bart, ohne Bart oder einfach durch Aufmerksamkeit und Gespräche.

Der Klassiker: Movember-Bart wachsen lassen

Die bekannteste Form der Teilnahme ist der Schnurrbart. Am 1. November startest du glattrasiert und lässt dir den ganzen Monat über einen Bart wachsen – klassischerweise einen Schnurrbart, aber auch Vollbärte sind erlaubt.

Die offiziellen Movember-Regeln sind simpel.

  • Starte am 1. November glattrasiert und lass deinen Bart den ganzen Monat wachsen.
  • Nutze den frischen Bartwuchs, um Gespräche über die Bewegung und über Männergesundheit anzustoßen oder sprich auch ohne Bart darüber.
  • Optional: Sammle Spenden über die offizielle Movember-Plattform.

Spenden sammeln und Bewusstsein schaffen

Auf der offiziellen Website der Movember Foundation kannst du dich registrieren und ein persönliches Spendenprofil anlegen. Teile es mit Freunden, Familie und in den sozialen Medien. Jeder Euro fließt direkt in Forschungsprojekte und Aufklärungskampagnen zu Prostata-, Hoden- und psychischer Gesundheit.

Die Move-Challenge: Trainiere für dein Mindset

Keine Lust auf Bart? Kein Problem. Die Move-Challenge ist eine alternative Art, beim Movember mitzumachen: Lege rund 2 Kilometer am Tag zurück, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder schwimmend, um am Monatsende auf 60 Kilometer zurückblicken zu können.

Mach die November Challenge für Männer allein oder im Team. Dokumentiere deine Fortschritte, teile sie online und motiviere andere dazu, mitzumachen. Auch hier kannst du Spenden sammeln oder einfach nur zeigen, dass Gesundheit mehr ist als Arztbesuche.

Auch ohne Bart: Gespräche anstoßen

Movember funktioniert, weil Menschen darüber reden. Unterstütze die Bewegung, indem du das Thema Männergesundheit in deinem Umfeld ansprichst. Frag deine Kumpels, wann sie zuletzt beim Check-up waren. Teile Infos zur Selbstuntersuchung. Sprich offen über mentale Belastung. Genau diese kleinen Gespräche brechen das Schweigen und können Leben retten.

Die Movember Foundation bietet auf ihrer Website kostenlose Ressourcen, Factsheets und Tipps, wie du das Thema ansprechen kannst.

Die häufigsten Fragen zum Movember

Fazit