Haare sind mehr als nur eine Frisur. Sie können Ausdruck der Persönlichkeit und natürlich auch der Gesundheit sein. Umso wichtiger also, dass du ihnen die Aufmerksamkeit schenkst, die sie verdienen. Erwachsene haben zwischen 80 000 und 120 000 Haare auf dem Kopf – bis zu 100 davon fallen täglich aus, das ist ganz normal. Werden es aber sichtbar mehr, gilt es, SOS-Maßnahmen zu ergreifen und die Probleme am Schopf zu packen. Dr. Christian Merkel vom "Haarzentrum an der Oper" in München erklärt, warum es immer wieder zu Krisen auf der Kopfhaut kommen kann: "Dort gibt es eine Menge Talgdrüsen. Außerdem ist die Kopfhaut äußeren Einflüssen ausgesetzt, die sich jahreszeitbedingt verändern. Im Sommer ist das vor allem UV-Strahlung, im Winter dagegen oft trockene Heizungsluft." Was hilft, ist eine durchdachte Haarpflege.
Die Kopfhaut vom Talg zu befreien, ist im Grunde gut. Überpflege durch zu häufiges Haarewaschen, Föhnen oder Glätten kann jedoch zu Disharmonien führen. "Ergebnis ist dann häufig eine trockene und schuppige Kopfhaut oder sogar Haarausfall", sagt der Experte. Für den täglichen Gebrauch bieten sich feuchtigkeitsspendende und eher milde Shampoos mit Hyaluron oder Harnstoffen an, auch Conditioner, Masken, Tonics und Seren, die ähnlich wie bei der Hautpflege eingesetzt werden.
Wie pflege ich meine Haare nach dem Waschen?
"Ein regelmäßig, jedoch nicht zu häufig angewendetes Peeling etwa befreit die Kopfhaut und deren Haarfollikel von Schweiß, Schmutz und Styling-Resten wie Silikonen oder Mikroplastik und sorgt auf diese Weise für eine Tiefenreinigung", so Merkel weiter. Ein solch ausgedehntes Haarpflegeritual jenseits des Shampoonierens ist spätestens seit Einsetzen des sogenannten Skinification-Trends fast schon zur Normalität geworden. Dahinter steckt die Idee, die Kopfhaut mit der gleichen Sorgfalt zu behandeln wie das Gesicht. Merkel: "Haar sollte vor dem Waschen gebürstet werden. Dadurch werden schon gelöste Haare entfernt und die vitalen nicht mit ausgerissen." Du kannst das Haar nach der Wäsche natürlich frisieren, aber dafür empfiehlt sich dann ein eher grob zackiger Kamm. Weiterhin solltest du keinesfalls zu heiß föhnen und den Haartrockner mit einigem Abstand zum Haar halten. "Mit nassen Haaren und einem umgewickelten Handtuch schlafen zu gehen, ist keine besonders gute Idee. Der ständige Wasserkontakt bewirkt, dass die Kopfhaut austrocknet", ergänzt der Haarexperte.
Was bringen Nahrungsergänzungsmittel für die Haare?
Viele greifen unmittelbar zu Nahrungsergänzungsmitteln, sobald sie feststellen, dass der Haarausfall zunimmt. Dies kann kurzfristig Wirkung zeigen. "Wenn Haarausfall einsetzt, rate ich allerdings zunächst zu einer gründlichen Laboruntersuchung, um feststellen zu lassen, ob tatsächlich ein Mangel an Vitaminen und Spurenelementen als Ursache infrage kommt", sagt Merkel. Es könnte sich dabei nämlich herausstellen, dass die Gründe anderswo zu suchen sind: Ist der Haarausfall möglicherweise hormonell bedingt? Spielen Medikamente dabei eine Rolle? Liegt vielleicht eine Erkrankung der Schilddrüse vor? Fallen Haare gleichmäßig über den gesamten Kopf verteilt aus (diffuse Alopezie) oder stellenweise (wie bei kreisrundem Haarausfall)? Handelt es sich um vernarbenden Haarausfall durch eine Pilzerkrankung oder aufgrund chronischer Beschwerden? Haarexperte Merkel weiß: "Einige dieser Krankheitsbilder können mit Vitaminen und Proteinen als Infusion oder Mesotherapie in die Kopfhaut behandelt werden, um das Haarwachstum anzuregen." Wer über längere Zeit Haare verliert, sollte im Zweifel eine:n Spezialist:in aufsuchen. "Es schadet aber nicht, über 2 bis 3 Monate eine Kur mit Nahrungsergänzungsmitteln zu machen, ein Überangebot zu schaffen an Vitaminen und Spurenelementen, die der Körper wieder ausscheidet. Wichtig ist, dass man sie hinterher auch wieder absetzt."
Wir hoffen, wir konnten dir ein paar hilfreiche Tipps und Tricks an die Hand geben, wie du deiner Kopfhaut und somit auch deinen Haaren etwas Gutes tun kannst.