Babys, Kinder, Erwachsene: Sie alle tun es. Sie bohren in der Nase. Auch bekannte Persönlichkeiten werkeln dort oben herum, sogar wenn sie gerade im Rampenlicht stehen – wir alle würden gerne, aber können die Bilder unseres Fußball-Bundestrainers während der WM 2014 nicht vergessen. Doch in der Nase zu bohren ist nicht nur eine eklige und abtörnende Angewohnheit. Wer zu heftig herum gräbt, riskiert die Verletzung des komplexen und sehr empfindlichen Nasen-Innenraums.
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Ganz einfach: "Es bringt Erleichterung”, sagt Priv. Doz. Dr. Adrian Münscher, kommissarischer Klinikdirektor und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am UKE-Hamburg. Denn prinzipiell ist in der Nase bohren etwas ganz natürliches: Man will die eingeschränkte Nasenatmung durch die verstopfte Nase wieder verbessern. Das tut man, indem man das eingetrocknete Nasensekret herausholt oder "herausbohrt".
Nein, sie sind nicht ungesund. "Das Nasensekret übernimmt die wichtige Selbstreinigungsfunktion der Nase", so Münscher. Deren Aufgabe ist lebenswichtig: Jede Minute atmen wir etwa 9 Liter Atemluft durch die Nase ein und aus. Und die ist häufig zu trocken, zu kalt und voller Dreck und Erreger. "Die komplexe Architektur der Luftzirkulation im Inneren der Nase – die Nasenmuscheln und das Nebenhöhlensystem – erwärmt die Luft." Das Nasensekret, das vor allem aus Wasser besteht, gibt Feuchtigkeit an die eingeatmete Luft ab. Daduch wird die Umgebungsluft für unseren Körper erwärmt und befeuchtet (auf 37 Grad Celsius).
Nasensekret filtert Krankheitserreger, Schadstoffe und Staub aus der Luft
Das Sekret, das umgangssprachlich als Popel, Rotz oder Schnodder bezeichnet wird, wird den ganzen Tag von der Nasenschleimhaut und den Nebenhöhlen produziert. Der zähe und klebrige Stoff umschließt dann jene feinen Fremdkörper, die nicht bereits von den Nasenhaaren abgefangen wurden. Von den sogenannten Flimmerhärchen in der Nase wird das flüssige Sekret immer nach hinten Richtung Rachen transportiert. Ist die Atemluft zu trocken oder liegt ein Infekt der Nasenschleimhaut vor, wird das Nasensekret immer weniger und zäher. Ist die Atemluft zu kalt, verlangsamt das den Abtransport des Schleims.
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Die End-Reinigung geht dann folgendermaßen vonstatten:
Weil die feinen Nasenhärchen einzig nach hinten abtransportieren, ist Schnauben daher eigentlich die unnatürlichste Nasenreinigung, so der Experte.
Nasebohren kann schädlich sein, wenn zu viel Nasensekret da ist oder der natürliche Abtransport des Nasensekrets gestört ist.
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Wer nur ab und zu in der Nase bohrt, muss sich darüber keine Gedanken machen – solange er es nicht in der Öffentlichkeit tut und andere dadurch belästigt. Der natürliche Reflex kann jedoch überschwappen. In der Nase bohren kann zwanghaft und für manche zu einer nervösen Gewohnheit werden. Wer krankhaft in der Nase popelt (Rhinotillexomania), obwohl überhaupt nichts in der Nase ist, dem drohen die oben genannten medizinischen Gefahren. Wer an so einer Zwangsstörung leidet, sollte professionelle ärztliche Hilfe aufsuchen. Sprechen Sie mit einem Psychotherapeuten.
Achten Sie auf Ihren Flüssigkeitshaushalt. So bleiben Sie und Ihr Körper hydriert und das Nasensekret flüssig. Eine weitere Empfehlung von Dr. Münscher: die Nasendusche. Unsere Nasenschleimhaut unterliegt tagesabhängigen Schwankungen, viele Menschen leiden zudem unter Allergien und chronischen Entzündungen. "Die Nasendusche mit leichter Salzlösung bringt gebundene Flüssigkeit in die Nase. Das ist eine sichere und sehr schonende Art, der Nase etwas Gutes zu tun." Sie können natürlich auch einen Spaziergang am Meer machen. Die salzig-feuchte Luft hat einen ähnlich positiven Effekt auf das Innere Ihrer Nase.
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Nasebohren ist ein natürlicher Reflex, um Fremdkörper aus der Nase zu entfernen. Sie stellen dadurch die ungehinderte Nasenatmung wieder her. Aber: Sie reizen dadurch Ihre empfindliche Nasenschleimhaut. Zu häufiges oder starkes Bohren in der Nase kann zu Nasenbluten, Infekten oder chronischen Veränderungen in der Nase führen. Also übertreiben Sie es nicht. Es gibt andere Wege, das getrocknete Sekret los zu werden.