Kaum ein Schauspieler zeigt sich durchgehend so fit, fleißig und vielseitig in sämtlichen Film-Genres wie Ryan Gosling. Der 43-jährige Kanadier kann singen und tanzen ("La La Land"), in die Rolle des Thriller-Bösewichts schlüpfen, Drama versprühen, Independent-Filme und Serien groß herausbringen und knallharte Action auf der Leinwand verkörpern. Belohnung für sein Talent: drei Oscar-Nominierungen und ein Golden Globe.
Während er als Ken im Kassenschlager "Barbie" lediglich sportlich aussehen musste, zeugt sein neuester Kinofilm von körperlicher Höchstleistung. Dabei darf man nicht vergessen: Der Mann ist über 40 und da bauen Muskeln eher ab und Fett hält sich hartnäckiger, wenn man nicht diszipliniert und gezielt gegensteuern.
"The Fall Guy": Hier dreht sich alles um die gesichtslosen Helden
In "The Fall Guy", der am 30. April in den deutschen Kinos startet, spielt Gosling den Stuntman Colt Seavers. Man sprengt ihn in die Luft, schießt auf ihn, zerschmettert ihm die Knochen und wirft ihn aus großer Höhe aus dem Fenster – alles für die Unterhaltung. Nach einem Unfall, der seine Karriere fast beendet hätte, muss Colt einen vermissten Filmstar aufspüren (gespielt von Tom Ryder), eine Verschwörung aufklären, die Liebe seines Lebens (verkörpert von Emily Blunt) zurückgewinnen – und ganz nebenbei seinen Job als Stuntman machen. Was soll da schon schiefgehen? Alles, denn Colt findet sich schon bald in einer finsteren Verschwörung wieder, die gefährlicher ist als jeder Stunt. Cool, herzergreifend, witzig, spannend und unterhaltsam ist "The Fall Guy", der von der Kult-Fernsehserie "Ein Colt für alle Fälle" aus den 1980er-Jahren inspiriert ist. Das Besondere: Regisseur ist David Leitch, der bereits in "Fast & Furious" "Bullet Train" und "Deadpool 2" spektakuläre Action umsetzte und selbst als Stuntman anfing – unter anderem als Fight-Club-Double von Brad Pitt.

Ryan Gosling mit einem seiner Stuntdoubles bei einer Actionszene in "The Fall Guy"
"Einen Actionfilm in der Welt der Leute zu drehen, die Actionfilme machen, fühlte sich authentisch an, denn nur sie wissen wirklich, wie man die damit verbundenen Herausforderungen bewältigt. Ich hatte einen meiner ersten Jobs als Schauspieler in einer Kinder-Action-Show namens 'Der junge Herkules', also hatte ich fast immer ein Stuntdouble. Meine Erfahrung mit Stuntdoubles ist, dass sie auftauchen, alle möglichen coolen Sachen machen, viel riskieren und dann wieder in den Schatten verschwinden, während die Schauspieler die Lorbeeren für ihre Arbeit einheimsen. Es ist daher toll, Teil von etwas zu sein, das sie ins Rampenlicht rückt und all die unglaublichen Dinge, die sie tun, und die Risiken, die sie dabei eingehen, beleuchtet", erklärte Ryan Gosling, der den Film auch produziert hat.
Welche sportlichen Stunt-Risiken ist Ryan Gosling selbst eingegangen?
Eigentlich nur zwei: "Ich habe den Sturz ganz am Anfang gemacht, weil es notwendig war, Colt zu verstehen. Und dann noch einen Kampf-Stunt auf der Sidney Harbour Bridge, wo es emotional wichtig für die Story war", packte er im Interview mit der US-Ausgabe der aktuellen Men's Health aus.
Ryan Gosling nutze bereits seinen Auftritt bei der Oscarverleihung 2024, um Stuntleute öffentlich zu feiern. Für die Rolle des "Fall Guy" hatte er fünf fähige Stuntmänner an seiner Seite: "Es geht nicht um Superhelden, sondern um die Menschen, die sie darstellen." Um sich auf die Rolle vorzubereiten, beschäftigte er sich natürlich mit körperlich anspruchsvollen Stunts und Actionszenen – obwohl er womöglich gerne auch keine eigenen Stunts für den Film gemacht hätte: "Ich habe Höhenangst und wusste, dass einer der Stunts, die ich machen würde, ein Sturz aus dem 12. Stockwerk sein würde. Ich dachte, dass ich diese Angst überwinde, wenn ich den Stunt hinter mir habe. Das war aber nicht der Fall. Ich habe sie nur im Moment des Stunts überwunden, weil ich dem Team zutiefst vertraut habe. Zusätzlich zu dem Sturz wurde ich außerdem über die Sydney Harbor Bridge gezogen. Das war schlauerweise für 6 Uhr morgens angesetzt. Ich war während des Stunts so müde, dass ich danach nach Hause ging und einschlief. Als ich aufwachte, fragte ich mich: War das ein sehr seltsamer Traum, den ich gerade hatte? Oder war es ein Albtraum?" Im Men's-Health-Interview verriet der Schauspieler, dass er bei der Fall-Szene aufgrund seiner Höhenangst eine Sonnenbrille trug, um die blanke Angst in seinen Augen vor der Crew zu verbergen.

Wer ist der echte Ryan Gosling? 5 sportliche Stuntdoubles hatte er in dem spektakulären Action-Film an seiner Seite
Das sind die Sportarten der 5 Stuntdoubles
Krasse Kampfszenen, schwindelerregende Sprünge und Stürze und spektakuläre Feuer- und Wasser-Stunts: Der Film deckt das gesamte Spektrum der Stuntdisziplinen ab. Dabei wirken die Besten der Branche mit: Parkour-Spezialist Ben Jenkin ("Spider-Man: No Way Home", "Guardians of the Galaxy Vol. 3") und Kampfsportkünstler Justin Eaton ("Deadpool", "Avengers: Endgame"), um nur zwei von den fünf Stuntdoubles für den einen Ryan Gosling zu nennen.
Für Jenkin brachte der sechsmonatige Filmdreh in Australien eine Reihe von Premieren mit sich, von waghalsigen Autounfällen bis zu seinem ersten Stunt komplett in Flammen, den er an einem Tag achtmal ausführte. "Ich habe von klein auf jede erdenkliche Sportart ausgeübt", sagt Jenkin. "Ich war schon immer aktiv und liebe körperliche Herausforderungen, egal ob beim Basketball, Klettern oder auch beim Inlineskaten. Dann entdeckte ich Parkour-Freerunning, das mir eine ganz neue Form der sportlichen Betätigung bot. Die Möglichkeit, mit meinem Körper verrückte Dinge zu tun, von großen Gebäuden zu springen und Überschläge zu machen, ermöglichte es mir, die Grenzen der physischen Leistungsfähigkeit wie nie zuvor auszuloten." Eaton nutzte seine Erfahrung im Martial-Arts-Bereich für die aufregenden Kampfsequenzen des Films.
Daneben spielen noch weitere mutige Männer unerkannt an der Seite von Ryan Gosling mit: Logan Holladay setze als ehemaliger Motorradrennfahrer halsbrecherische Fahrszenen um und stellte sogleich einen neuen Guinness-Weltrekord für 8,5 spektakuläre Autoüberschläge auf. Troy Brown stammt aus einer Stuntman-Familie und stürzte sich aus sportlichen 45 Metern Höhe. Regisseur Leitsch erklärt: "Mit diesem Film wollten wir Action liefern, die dem Geist der Stuntbranche treu bleibt. Dafür haben wir Techniken genutzt, die ein wenig zu einer verlorenen Kunst geworden sind."

Mann in Flammen: Die spektakuläre Feuerszene von Ryan Goslings Stuntdouble.
Ryan Gosling: Mit Kampfsport zur Form seines Lebens
Wer jetzt vielleicht enttäuscht ist, weil nicht Hollywoodstar Gosling selbst die atemberaubende Körperarbeit für den Filmt leistete, dem sei gesagt: Sein Sixpack und seine athletische Figur, die wir schon aus "Barbie" kennen, sind echt und nötig, damit man ihm die Stuntman-Rolle abnimmt. Beides verdankt er seiner Leidenschaft für Muay Thai, bei uns bekannter als Thaiboxen. Den thailändischen Nationalsport lernte der Schauspieler 2013 lieben, als er im Film "Only God Forgives" den Besitzer eines Boxclubs in Bangkok spielte. Damals trainierte Ryan viermal pro Woche zwei bis drei Stunden mit dem Muay-Thai-Experten Vohn Thonaphan. Gekämpft wird mit beiden Fäusten, Ellbogen, Knien und Schienbeinen. Dabei kommt es auf Kraft, Geschwindigkeit, Koordination, Ausdauer und Konzentration an. Wie man sieht, ist Gosling mit der uralten, anmutigen, aber irre anstrengenden Kampfkunst kein "Thor" und schon gar nicht "The Rock" geworden, aber darum geht es offensichtlich nicht: Ryans Fokus liegt auch im aktuellen Kinofilm auf Oberkörper und Bauch. Schon für die Darstellung des Schönlings Ken brauchte es in erster Linie ein Sixpack, eine breite Brust über einer schmalen Taille, einem knackigen Hinterteil und starke Schultern beziehungsweise Arme, um Barbie auf Händen zu tragen.
Privat hält sich der Hollywoodstar eher im Hintergrund und hat auch keinen Instagram-Account. Was über seine Trainingsroutinen bekannt ist, weiß man von seinen Personaltrainern. Für den personifizierten Traummann aus Plastik setzte Ryan Gosling auf Pilates und tanzte täglich zwei Stunden, verriet Star-Trainer David Higgings. Nach wie vor stünden bei ihm Ballett und Pilates hoch im Kurs. Plank-, Liegestütz- und Klimmzug-Challenges runden Goslings Workout-Routine ab, da er die Herausforderungen liebt. Bei einer Fitness-Challenge am Set von Barbie harrte er gut drei Minuten in der Planke aus, wie sein Trainer gegenüber Business Insider mitteilte. Von diesem spaßigen und effektiven isometrischen Training profitiert Gosling weiterhin nicht nur optisch, sondern auch ganz praktisch als Stuntman: Schließlich geht es als "Fall Boy" darum, fit, aber unauffällig und schlank auszusehen. Hier kommt es eher auf Reaktionsfähigkeit, Körperbeherrschung und Kraftausdauer an als auf dicke Muckis. Dafür eignet sich Thaiboxen perfekt. Zu viel Muskelmasse kann für Optik, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit sogar hinderlich sein. Dementsprechend konnte Gosling grundsätzlich für seine neue Rolle auf sein altes Thaibox-Training bauen, plus: Pull-ups, Push-ups, seitliche Planks, Kniebeugen mit Gewichten und immer mindestens 20 Wiederholungen und drei Sätze, also mit Fokus auf Kraftausdauer.
Ein paar mehr Muskeln als Ken brauchte der Stuntman aber doch: "Ich aß mehr. Das Essen in Australian ist einfach zu gut. Und auch Colt, die Figur, achtete nicht so auf die Ästhetik. Also ja, es war anders [Anm. der Redaktion: als bei den Dreharbeiten zu Barbie] und hat in gewisser Weise mehr Spaß gemacht, weil es sich einfach gesünder angefühlt hat", erzählt Ryan Gosling in der aktuellen US-Ausgabe der Men's Health. Sein absoluter Traum-Trainingspartner? "Bruce Lee. Einer meiner Lieblingsfilme ist 'No Retreat, No Surrender'. Bruce erscheint darin diesem Kind im Spiegel, trainiert ihn und bringt ihm, bei, wie man mit Tyrannen umgeht."

Ryan Gosling, hier als Stuntman in "The Fall Guy", hätte gern mal mit Bruce Lee trainiert
Schauspielerkollegen berichten immer wieder, dass Gossling zwar kein riesiger Gym-Fan sei, sein Training aber dennoch fleißiger als alle anderen durchziehen würde, morgens vor dem Dreh oder abends. Bis zu fünfmal die Woche stehen knackige Cardioeinheiten auf dem Bike auf Ryans Plan und anschließend Split-Training mit Gewichten. Dabei nimmt er täglich eine andere Muskelgruppe ins Visier: Einen Tag trainiert er nur die Brust, dann den Rücken, die Schultern, die Arme und schließlich die Beine. Halt, was ist mit dem Bauch? Den trainiert er, offenkundig, in jedem Training. Ebenso wie Thaiboxen. Nach der Kraftsession gibt er sich mit einem Sparringspartner bei Schlägen, Tritten und Kicks den Rest, als hocheffektiven Finisher.
Das sind Goslings liebste Sixpack-Übungen
Du willst eine gestählte Mitte wie Ryan? Dann absolviere mindestens dreimal pro Woche Goslings Lieblings-Bauchübungen ohne Pause direkt hintereinander und wiederhole das Ganze zwei- bis dreimal:
- 50 Crunches
- 25 Beinheben
- 25 Flutter Kicks (abwechselnde Scherenbewegung der Beine in Rückenlage)
- 30 Sekunden Superman
- 60 Sekunden Liegestütze
Natürlich reicht für die stahlharte Mitte die Mühe auf der Matte nicht aus, sondern auch in Sachen Ernährung beweist der Hollywoodstar Disziplin und schwört auf Intervallfasten. Er verzichtet auf Süßes und gibt stattdessen natürlichen Lebensmitteln den Vorzug: Gemüse, Obst und Vollkornprodukte plus viel Protein als Stoffwechsel-Booster. Seine Spezialität ist marokkanisches Hühnchen.
Fazit: Die Stunt-Darsteller sind die wahren Superhelden
Vielversprechende Action-Komödie, Liebesgeschichte, und Detektiv-Film-Noir: All das ist "The Fall Guy". Darin geht es, aber weniger um den beeindruckenden Oberkörper des 43-jährigen Hauptdarstellers Ryan Gosling, denn der möchte mit dem Streifen explizit die harte Körperarbeit aller mutigen Stunt-Männer und -Frauen dieser Welt in den Fokus rücken. Um deren Leistungen glaubwürdig zu verkörpern, braucht er natürlich etwas mehr als die hübschen Disco-Muckis eines Ken. Dementsprechend fleißig boxte und pushte sich der Schauspieler im Gym durch und achtete zudem auf ausreichend Muskelfutter.