Eine Bewegung zu halten klingt für dich nach Stretching, nicht aber nach krassen Muskel- und Kraftzuwächsen? Falsch! Kaum eine andere Trainingsform fordert von dir derart viel ab als die statische. Beim dynamischen Training ist meist klar, ob noch eine Wiederholung mehr drin ist oder nicht. Für ein paar weitere Sekunden Haltearbeit brauchst du vor allem Willenskraft. Und die lohnt sich. Schließlich trainieren die wenigsten Männer regelmäßig ihre Statik. Zu Unrecht, isometrisches Training setzt ungeahnte Trainings-Reize.
Isometrisches Training ist ein Training ohne Bewegung. Gibt es nicht? Gibt es! Im Unterschied zu einer exzentrischen Belastung, bei der ein Muskel gegen einen Widerstand in die Länge gezogen wird (wie beim Armstrecken) oder zur konzentrischen Belastung (beim Armbeugen), verändert sich die Länge des arbeitenden Muskels dabei nicht. Der Kraftakt entsteht durch einen aufgebauten Druck oder Zug, der so lange wie möglich gehalten wird – der Muskel steht also unter maximaler Dauerspannung (isometrische Kontraktion). Bestimmt hast du schon mal Tauziehen oder Armdrücken gemacht, oder? Dann hast du bereits isometrisch trainiert.
Personal Trainer Artjom Maier aus Reutlingen bei Stuttgart erklärt: "Isometrisches Training ist kein in sich geschlossenes System. Vielmehr kann es punktuell da eingesetzt werden, wo es gebraucht wird". Beispielsweise, um Schwachstellen auszugleichen und Trainingsplateaus zu überwinden. Der Buchautor ("Isometrisches Krafttraining: Der Weg zu mehr Stärke", Meyer & Meyer, um 20 Euro) hat das bereits erfolgreich getestet. Er verbesserte seine Leistung beim Kreuzheben enorm, indem er alle 2 bis 3 Tage einfach nur zugriff und – im wahrsten Sinne des Wortes – abhing. "Mir fehlte die Griffkraft, um beim Deadlift Fortschritte zu machen. Darum hängte ich mich mit meinen 90 Kilo einarmig an eine Klimmzugstange." Als er diese isometrische Übung nach rund 10 Wochen mehr als 20 Sekunden durchhielt, knackte er die 180-Kilo-Marke beim Kreuzheben. "Der große Vorteil ist, dass ich mich ausschließlich auf meine Griffkraft konzentrieren konnte. Ich musste weder auf meinen Rücken noch auf eine korrekte Bewegungsausführung achten", erklärt Maier.
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Personal Trainer Maier zufolge helfen isometrische Übungen dabei, die Maximalkraft länger aufrechtzuerhalten. Davon profitieren unter anderem Armwrestler – aber auch der Kumpel, dessen Umzugskarton Sie in den 6. Stock tragen. Für das passende Armtraining musst du nicht mal ins Studio, ein Besuch im Bad genügt: "Nimm eine analoge Waage in beide Hände und press diese so fest wie möglich zusammen. Die Anzeige schnellt daraufhin auf 60, 70 oder 80 Kilo hoch, aber schon nach 1 Sekunde sind es 5 Kilo weniger und nach 10 Sekunden wird wahrscheinlich nur noch die Hälfte angezeigt", sagt der Experte. Wiederholst du die Übung jeden zweiten oder dritten Tag, wirst du deine Maximalkraft relativ schnell für 5 bis 10 Sekunden halten können.
Zudem können statische – letztlich nur ein anderer Ausdruck für isometrisch – Übungen spürbar die Kraftausdauer verbessern. Indem du dich im besten Fall für 30 Minuten nicht bewegst. Und zwar zum Beispiel, während du den sogenannten Reiterstand ausführst, eine tiefe Hockstellung mit weit geöffneten Beinen. "Diese Position nehmen Kampfsportler besonders häufig ein. Sie trainiert die Beinmuskulatur und dehnt die hintere Muskelkette, was unter anderem Rückenprobleme lindert", erläutert Maier, der diverse chinesische Kampfkünste betreibt. Der Hintergedanke bei dieser Übung ist: Wer die schwerste Position der Kniebeuge über lange Zeit halten kann, meistert sie bei der klassischen Ausführung mit viel Gewicht ebenfalls locker.
"Generell kann man mit statischem Krafttraining alle Muskeln trainieren", sagt Maier. Besonders gut eignen sich reine Halte-Übungen laut dem Experten jedoch für die Rumpfstabilität, Beinmuskulatur und Griffkraft. Die Planke bzw. der Unterarmstütz ist so ein Beispiel für pure isometrische Arbeit, die sowohl den Bauch, Rücken, Seiten und die tiefliegenden Muskeln fordert. "Kräftige Coremuskeln sind im Training und Alltag unerlässlich, Liegestützen funktionieren ohne sie nicht", so der Personal Trainer. Allerdings sieht es auch ohne kräftige Schenkel mit einem guten Standing schlecht aus. Übungen wie der Reiterstand oder die Wandhocke sind ideal, um die Liebste angemessen über die Türschwelle zu tragen. Zudem trainierst du immer, wenn du (Kurz-)Hantel, Kettlebell oder Klimmzugstange anfässt, deine Griffkraft auf statische Weise. Die Haltung der Hände verändert sich ja nicht, je fester du zugreifst, desto härter trainierst du. Zudem hilft es dir beispielsweise beim Press, die Hantel nach oben zu führen.
Auf jeden Fall! Neben den klassischen, isometrischen Moves kannst du so gut wie jede andere Kraftübung mit Gewicht statisch ausführen, indem du die Übung am schwersten Punkt einfrierst. Und hältst. Hääältst. So verlängerst du die Zeit, in der deine Muskeln unter Spannung stehen – das fördert das Muskelwachstum. Ein neuer Trainingsreiz muss also nicht zwingend mehr Scheiben auf der Hantelstange bedeuten, eine Prise Statik lässt die Intensität für die entsprechenden Muskeln genauso gut ansteigen. Ein klassisches Beispiel ist Bankdrücken. Führe zunächst wie gewohnt deine Sets aus und hänge bei dem letzten eine Haltephase an. "Das kann sowohl am tiefsten, als auch am höchsten Punkt der Bewegung sein", erklärt der Experte. "Oft reicht die Power noch, um die Stange mit ausgestreckten Armen zu halten, wenn unten schon nichts mehr geht".
Ein Hinweis: Teste das starke Innehalten bitte nie allein! Entweder hast du deinen Trainingsbuddy oder ein Rack an deiner Seite, um die Stange schnell loszuwerden, wenn dich die Kraft verlässt. Es gibt allerdings einige Übungen, bei denen der Einfrier-Effekt nicht ganz so groß ist, wie er mit einer reinen isometrischen Bewegung wäre. "Einen Bizeps-Curl zu halten ist weniger effektiv, als sich mit rechtwinklig gebeugten Armen an eine Klimmzugstange zu hängen", so der Coach. Einfach, weil beim Curl mit weniger Gewicht als an der Stange gearbeitet wird.
Obendrein verbessern statische Übungen die sogenannte Mind-Muscle-Connection. Eine Technik, auf die unter anderem Arnold Schwarzenegger setzte. Der Trick: Konzentriere dich mit maximaler Aufmerksamkeit auf genau den Muskel, den du trainieren willst. "Auf diese Weise isoliert man ihn besser, was zu größerem Wachstum führt. Denn sowohl die inter- also auch die intramuskuläre Koordination lässt sich durch dieses direkte Ansteuern intensivieren", erläutert der Fachmann. "Beim Lat-Zug zum Beispiel arbeiten bei vielen vor allem die Arme, obwohl eigentlich vor allem der Rücken ran soll. Wenn ich weiß, wie ich die Rückenmuskeln direkt ansteuere, passiert das nicht." Du kannst auch zwischen den einzelnen Sätzen deines regulären Trainingsprogramms isometrisch trainieren und so die Kopf-Muskel-Connection verbessern. Ganz einfach, indem du den Arnold in dir weckst – und alles anspannst, was du an Muskeln hast.
"Wer eine Bewegung anhält, neigt dazu, auch den Atem anzuhalten. Dadurch kann der Blutdruck jedoch in grenzwertige Bereiche ansteigen", warnt der Coach. Achte daher darauf, so banal es auch klingen mag, tief und regelmäßig zu atmen. Auch ausreichende Ruhephasen sind wichtig. "Isometrie als Intensitätstechnik einzusetzen, fordert das zentrale Nervensystem stark heraus. Bei einigen statischen Übungen wie der Human Flag ist es genauso. Darum sollten bis zum nächsten Training mindestens 2 bis 3 Tage vergehen", betont der Experte. Obendrein wird der passive Bewegungsapparat bei passiven Bewegungen stärker belastet. Sehnen, Bänder und Gelenke brauchen mehr Zeit zur Erholung als Muskeln – auch das solltest du bei deiner statischen Trainingsplanung berücksichtigen.
Maiers Tipp für extrem ambitionierte Ziele: "Um Finger-Liegestütz oder Finger-Klimmzüge zu lernen, nimmst du dir mindestens ein Jahr Zeit. Sonst ist die Verletzungsgefahr zu groß." Viele Kerle lassen sich beim statischen Krafttraining von der Monotonie abschrecken. Sieh es als Challenge, endlich mal mental zur Ruhe zu kommen. Eine halbe Stunde im Reiterstand zu stehen schafft viel Zeit für einen klaren Kopf, aber auch schon ein paar Minuten in der Plank können die Lösung für dein Job- oder Beziehungsproblem mit sich bringen. Einfach, weil du Zeit hast, in Ruhe darüber nachzudenken. Nicht dein Ding? Na gut – dann stellst du dich eben vor den Fernseher...
Hier findest du 12 isometrische Übungen, die deine Muskeln und Kraft etagenweise ausbauen
Kopfstand
Fahne auf dem Boden
Wer träumt nicht davon, die Flagge im Griff zu haben? Bei dieser Variante startest du am Boden. Mit dem Kopf vor eine bodennahe Möglichkeit zum Festhalten (wie ein Geländer, ein Holzbalken oder das Bein eines stabilen Tisches) rücklings hinlegen. Den Gegenstand mit beiden Händen über Kopf greifen. Mit gestreckten Beinen zuerst die Hüfte und dann den Oberkörper nach oben strecken, sodass nur noch die Schultern Bodenkontakt haben. Der Körper steht fast senkrecht. Den gestreckten Körper langsam so weit es geht absenken und die erreichbare Endposition halten. Das Becken dabei fest durchdrücken, um die Körperspannung zu halten. So lange wie möglich halten, auch wenn du merkst, dass sich der Bodenabstand kontinuierlich verkleinert. So lernst du die Human Flag.
Statisches Einbeindrücken gegen eine Wand
Wandsitzen
Nackenziehen gegen einen Widerstand
Rückenbrücke
Unterarmstütz
Seitlicher Unterarmstütz
Umgekehrter Unterarmstütz auf einem Bein
Zwei-Punkt-Liegestütze
Statisches Bankdrücken mit Langhantel
Einarm-Handstand
"Überlege zunächst, wo deine persönlichen Schwächen liegen – oder mit welcher Übung du einfach nicht weiterkommst", rät Maier. Genau dort baust du in deinen gewohnten Trainingsplan isometrische Varianten ein. Das können entweder Intensitätssteigerungen sein (wie das statische Bankdrücken mit Langhantel) oder du fügst eine rein statische Übung hinzu. Fehlt es dir beispielsweise an Rumpfkraft, kann es nie schaden, noch eine Runde in der Plank alias dem Unterarmstütz zu verweilen.
Damit am Beach dein Body nicht abbaut, setze auf eine solide Statik und führe im Urlaub ein paar isometrische Übungen aus. Maier empfiehlt einen Handstand an der Wand mit 12 Liegestützen oder Klimmzügen zu kombinieren. "Den hältst du so lange, bis du merkst, dass nicht mehr deine Muskeln, sondern die Gelenke das Gewicht stemmen. Leg dabei den Kopf in den Nacken, damit das Blut nicht die ganze Zeit in den Kopf fließt", erklärt der Coach. Im Anschluss ist Planking angesagt, halte diese Übung so lange wie möglich in einer korrekten Position. "Es bringt gar nichts, wenn du die Übung 5 Minuten machst, aber 4 Minuten und 30 Sekunden ins Hohlkreuz fällst", so Maier.
Für deinen Bauch empfiehlt er ein paar "Stomach Vaccums". Hierzu atmest du aus und ziehst den Bauch so fest wie möglich ein. Diese Spannung hältst du. Tipp: Übertreibe es nicht mit den Wiederholungen, zumindest nicht, wenn das nächste WC in weiter Ferne ist. Durch diese, nun ja, Darmmassage wird nämlich die Verdauung angeregt. Zum Abschluss gönnst du dir noch eine Reiterstellung, um auch die komplette Beinmuskulatur zu trainieren. Geh dazu im hüftbreiten Stand einen großen Schritt zur Seite. Schieb das Gesäß nach hinten (so als ob du dich hinsetzen willst) und beuge die Beine. Achte darauf, dass die Knie hinter den Zehen bleiben. Spann die Oberschenkel und Waden fest an, um die Belastung von den Knien zu nehmen. Zur Unterstützung kannst du dich mit den Zehen in den Boden krallen. Strecke für ein besseres Balancegefühl die Arme auf Schulterhöhe nach vorn aus. So bleibst du – bis du nicht mehr so bleiben kannst.
Isometrisches Training gleicht muskuläre Schwachstellen aus und zieht die Maximalkraft in die Länge. Zudem sind statische Übungen ideal zur Intensitätssteigerung, was über jedes Trainingsplateau hinweghilft und weites Muskelwachstum garantiert. Mehr Infos und weitere Übungen gefällig? Hier kannst du "Isometrisches Training: Der Weg zu mehr Stärke" direkt bestellen:
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