Eine fast perfekte Konstruktion der Natur: die Wirbelsäule. Dank ihrer Beweglichkeit laufen Menschen nicht stocksteif durchs Leben, sondern sind im Rumpf extrem beweglich. Die Wirbelsäule kann sich um mehr als 90 Grad nach rechts und links verdrehen, nach unten und hinten verbiegen, all das ohne Schmerz – normalerweise. Bei 42 % aller Deutschen funktioniert die Wirbelsäule nicht mehr optimal. Dann sind regelmäßige Rückenprobleme Normalzustand. Häufigste Gründe dafür: zu wenig Bewegung und punktuelle Überlastung, bedingt beispielsweise durch (zu) langes Sitzen. Die Schmerzen, zum Beispiel bei einem akuten Bandscheibenvorfall, sind oft höllisch und kaum zu ertragen.
Unser Rücken heilt sich selbst oftmals von selbst wieder. In der Regel dauert es 6 bis 12 Wochen, bis Beschwerden, die zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall verursacht worden sind, von allein wieder verschwinden. Diese oft sehr belastenden Wochen überbrücken Sie idealerweise mit Sofortmaßnahmen gegen Schmerzen, (zum Beispiel frei verkäufliche Schmerzmittel) und mit sanften Behandlungsmethoden, sobald diese ohne Komplikationen möglich sind. Wenn sich Ihre Schmerzen nach 3-4 Tagen nicht gelindert, sondern verschlimmert haben, sollten Sie jedoch einen Arzt aufsuchen. Dieser kann Ihnen zum Beispiel eine Spritze geben, was Ihre Schmerzen sofort lindert.
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Viele Betroffene bitten den Arzt rasch um eine Operation. Pro Jahr werden in Deutschland ungefähr 230 000 Wirbelsäulenoperationen durchgeführt. Was viele Patienten nicht wissen: "Ein Drittel aller Operationen bringt nicht den gewünschten Erfolg", sagt der Orthopäde und Wirbelsäulen-spezialist Dr. Martin Marianowicz aus München. 80 % aller Rücken-OPs sind nach Ansicht des Experten überflüssig. Oft sieht es schlimm aus, was man auf Röntgenbildern oder Aufnahmen mit einem Magnetresonanztomographen (MRT) zu sehen bekommt. Dies bedeutet allerdings noch nicht, dass etwa ein Bandscheibenvorfall wirklich operiert werden muss. Entscheidend ist, wie sehr es tatsächlich schmerzt, und vor allem: ob es nach einigen Wochen überhaupt noch schmerzt. Experte Marianowicz bestätigt: "Eine Studie der Universitäten Freiburg und Tübingen zeigt, dass ein Bandscheibenvorfall bei 75 % aller nicht operierten Patienten nach 2 Jahren auf einem Kernspin-Bild nicht mehr nachweisbar ist. Bei 25 % sieht man noch etwas, aber die Patienten sind trotzdem schmerzfrei."
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Physiotherapie kann sehr variabel aufgebaut werden. Neben Muskelaufbau- und Koordinationsübungen gehören physikalische Reize wie Wärme, Kälte oder Druck zum Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten. Sehr unterschiedlich sind auch die Ergebnisse. "Es kommt weniger aufs Therapieverfahren an als auf den Therapeuten", sagt Experte Marianowicz. Zögern Sie nicht, den Behandelnden zu wechseln, wenn Sie kein gutes Gefühl haben. Erkundigen Sie sich bei Freunden und Sportkumpeln nach guten Physiotherapeuten.
Wann anwenden: Bei leichten Beschwerden, aber auch bei heftigeren Schmerzen, sobald diese abklingen.
Wer bezahlt: Ihre Krankenkasse, wenn diese Behandlung von Ihrem Arzt verschrieben wird.
Den Patienten gezielt mit hauchdünnen Nadeln zu stechen ist kein Hokuspokus. Positive Effekte wurden in zahlreichen Studien nachgewiesen. "An vielen Akupunktur-Punkten liegen Gefäße und Nerven besonders nah an der Hautoberfläche", so Marianowicz. Wissenschaftler erklären die heilende Wirkung der Akupunktur damit, dass Nadelspitzen die Freisetzung von Gewebshormonen sowie anderen schmerzlindernden Botenstoffen auslösen.
Wann anwenden: Bei akuten Bandscheibenproblemen, Hexenschuss und Ischias, aber auch bei Arthrose oder chronischen Rückenbeschwerden.
Wer bezahlt: Private Krankenversicherungen. Gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nur, wenn es sich bei dem behandelnden Akupunkteur um einen autorisierten Arzt handelt. Ansonsten bezahlt der Patient pro Sitzung ab zirka 30 Euro – mindestens.
Hilft, unbewegliche Gelenke wieder beweglich zu machen. Es gibt 2 Vorgehensweisen:
Für einen guten Chiropraktiker ist eine gute Ausbildung und viel Erfahrung notwendig. "Äußerst wichtig im Vorfeld ist eine genaue Untersuchung, um Wirbelsäulenschäden präzise zu erkennen", sagt Marianowicz. Anderenfalls kann es zu Gefäßverletzungen kommen, etwa im Bereich der Halswirbelsäule. Da die Bezeichnung Chiropraktiker in Deutschland nicht geschützt ist, sollten Sie nur zu einem graduierten Chiropraktoren gehen, der eine mehrjährige Fachausbildung absolviert hat. Solche Spezialisten finden Sie bei der Deutschen Chiropraktoren-Gesellschaft. Alternativ können Sie einen Chirotherapeuten aufsuchen. Dabei handelt es sich um einen Arzt, mit entsprechender Zusatzausbildung.
Wann anwenden: Bei Hexenschuss oder Verspannungen, nicht aber beim akuten Bandscheibenvorfall.
Wer bezahlt: Meistens die gesetzliche Krankenkasse. Manche Kassen zahlen einen Chiropraktiker. Erkundigen Sie sich im Vorfeld. Sonst kostet Sie eine Sitzung zirka 50 bis 80 Euro.
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Osteopathie zielt auf die Wiederherstellung von Beweglichkeit. Bei dieser Methode werden Gelenke aber weniger durch ruckartige Bewegungen wieder eingerenkt. Fakt ist, dass sich jeder Absolvent eines Wochenendkurses als Osteopath bezeichnen kann. Das bedeutet: Qualitätsunterschiede bei den Behandlungen sind enorm, Sie sollten sehr genau hinschauen, von wem Sie sich kneten lassen. "Eine echte Osteopathie-Ausbildung dauert 4 bis 5 Jahre, sie ist Ärzten, Heilpraktikern und Physiotherapeuten vorbehalten“, erläutert Wirbelsäulenspezialist Marianowicz. Profis in Ihrer Nähe finden Sie beim Verband der Osteopathen sowie über die Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie.
Wann anwenden: Kann schnell und nachhaltig bei Beschwerden wie Hexenschuss helfen.
Wer bezahlt: Sie – rechnen Sie mit 40 bis 70 Euro pro Sitzung.
In diese Kategorie fallen viele weit verbreitete Medikamente, die Sie in Apotheken erhalten, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Ibuprofen und Diclofenac. Zumeist werden sie als Tabletten eingenommen. Es gibt auch Salben und Gels, die man an betroffenen Stellen in die Haut einmassieren kann. Sie lehnen solche Mittel ab? Bedenken Sie: Schmerzen sind nicht gut für den Rücken, führen zu mehr Verspannungen, mehr Unbeweglichkeit, verzögern die Heilungsprozesse und brennen sich zudem ins Gedächtnis ein. "Spielen Sie nicht den Helden", warnt Experte Marianowicz. "Schmerzen sollten so schnell wie möglich gelindert werden."
Wann anwenden: Bei akuten Schmerzen. Bei chronischen Beschwerden ist Vorsicht geboten, Schmerzpräparate sind für den Dauergebrauch nicht geeignet.
Wer bezahlt: Wenn der Arzt das Mittel verschreibt, übernimmt die Kasse auch die Kosten dafür.
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Der Körper produziert Cortison selbst. Als Stresshormon kurbelt es unseren Stoffwechsel an und versetzt den Organismus zudem in eine Art Alarmzustand. In Medikamenten ist Cortison höher konzentriert und hat zusätzliche Wirkungen, es hemmt vor allen Dingen Entzündungsprozesse im Gewebe. Dadurch gehen Schwellungen zurück, für einen eingeklemmten Nerv kann sich die Lage deutlich entspannen. "Wichtig ist allerdings die richtige Dosierung", erklärt Orthopäde Marianowicz. "Bei einer zielgenauen Behandlung kommt man mit sehr geringen Dosen aus." Dann treten auch weniger Nebenwirkungen auf. Vorsicht ist aber geboten: Wird Cortison länger verabreicht, kann es die Knochen schädigen und Diabetes auslösen!
Wann anwenden: Bei entzündlichen Prozessen im Bereich von Wirbelsäule und Nerven.
Wer bezahlt: Die Krankenkasse.
Medikamente dieser Art lösen Verspannungen. Sie wirken lähmend auf Nervenverbindungen und so indirekt auf jene Muskeln, die von den lahmgelegten Nerven normalerweise Impulse erhalten würden. Die Muskeln erschlaffen, was bei akuten Problemen sehr wohltun kann. Aber: Nebenwirkungen sind teilweise sehr heftig. Häufigste Folgen sind Benommenheit und Müdigkeit. Viel schlimmer aber ist das Suchtpotenzial. "Manche dieser Mittel machen innerhalb kürzester Zeit abhängig", warnt Marianowicz. "Es dann abrupt abzusetzen kann zu schweren Entzugserscheinungen führen."
Wann anwenden: Bei starkem Schmerz aufgrund von Muskelverspannungen oder Blockaden.
Wer bezahlt: Die Krankenkasse.
Wenn Sie eher leichte Rückenbeschwerden haben, können Sie es ruhig mal mit einem pflanzlichen Wirkstoff versuchen. Es gibt eine Reihe an Phytotherapeutika, die einen abschwellenden oder gar entzündungshemmenden Effekt besitzen beziehungsweise in der Lage sind, Verspannungen zu lösen. Salben und Öle mit Arnika, die man an schmerzenden Stellen sanft einmassiert, haben sich bewährt. Wohltuende Effekte haben auch Beinwell-Extrakt, Borretschöl, Bockshornkleesamen, Brennnessel-Extrakt, Cayennepfeffer, Chilischoten, Johanniskrautöl, Teufelskralle und Weidenrinde.
Wann anwenden: Bei leichteren akuten Problemen, zum Beispiel Verspannungen oder Blockaden.
Wer bezahlt: Auch hier leider Sie.
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>>> So hilft Taping bei Schmerzen im Rücken[Link auf https://www.menshealth.de/artikel/so-beugen-sie-rueckenschmerzen-vor.204661.html]
Besser als Rückenschmerzen zu behandeln ist es natürlich, sie erst gar nicht entstehen zu lassen.
Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Fast jeder wird mindestens einmal im Leben von ihnen geplagt. Doch es gibt viele Therapiemöglichkeiten, die zum Teil von gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Noch besser: Lassen Sie es gar nicht erst zu Rückenproblemen kommen und beugen Sie durch gezielte Übungen vor. Wenn Ihre Schmerzen nicht von alleine abklingen, suchen Sie zügig einen Arzt auf.
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