- Mit welchen Impfreaktionen muss ich nach der COVID-19-Impfung rechnen?
- Gibt es verzögerte Impfreaktionen?
- Bei welchen Impfreaktionen sollte ich eine:n Ärzt:in aufsuchen?
- Was hilft gegen Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle?
- Sollte ich vor oder nach der Impfung Schmerzmittel einnehmen?
- Ab wann darf ich nach der Corona-Impfung wieder Sport treiben?
- Muss ich nach der Covid-Impfung auf Alkohol verzichten?
Deutschland impft auf Hochtouren: Hausärzte und Impfzentren melden täglich neue Rekorde und bald hat die Hälfte aller Deutschen mindestens einmal den Ärmel hochgekrempelt. Und während du das hier liest, weitere acht Menschen. In einigen Bundesländern ist daher die Impfpriorisierung bereits aufgehoben – ab dem 7. Juni in ganz Deutschland. Doch wie genau sieht das jetzt eigentlich mit den Impfreaktionen aus? Unklarheiten gibt es leider immer noch. Und noch viel schlimmer: Falschinformationen. Alles was du vor dem Piks darüber wissen solltest, liest du hier.

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Mit welchen Impfreaktionen muss ich nach der COVID-19-Impfung rechnen?
Zunächst einmal Entwarnung: Dass bei der COVID-19-Impfung Reaktionen auftreten, ist völlig normal – es ist sogar ein gutes Zeichen. Schließlich soll der Körper sich mit dem Impfstoff auseinandersetzen, die notwendigen Ressourcen aufbringen, um dich vor einer echten Infektion zu schützen. Damit das möglich ist, muss er aber erst einmal verstehen, wie das Virus funktioniert. Das nötige Baumaterial erhält der Körper nur durch die Impfung. Impfreaktionen sind also vielmehr ein Zeichen ihrer Wirksamkeit, als ein Grund zur Sorge. So schützt du dich vor den Corona-Mutationen.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Impfreaktionen: lokale Reaktionen und systemische Reaktionen:
- Lokale Reaktionen betreffen nur die Stelle des Impfeinstichs. Hier sind es Schmerzen, Rötungen und Schwellungen, die Geimpften häufig Probleme bereiten.
- Systemische Reaktionen betreffen den Körper als Ganzes. Die häufigsten Begleiterscheinungen sind hier vor allem Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost.
Der Begriff "Nebenwirkung" wird häufig synonym verwendet, meint aber eine unbeabsichtigte, schädliche Reaktion – muss also eigentlich davon getrennt werden.
Generell sind die Impfreaktionen auch abhängig vom jeweiligen Impfstoff und davon, ob es sich um die Erst- oder Zweitimpfung handelt. Natürlich spielen auch individuelle Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand eine Rolle. So muss bei den mRNA-Impfstoffen (Biontech/Pfizer und Moderna) neben grippeähnlichen Symptomen vor allem mit lokalen Schmerzen an der Impfstelle gerechnet werden. Das Paul-Ehrlich-Institut spricht hier von einer Wahrscheinlichkeit von über 80% bei Biontech/Pfizer und über 90% bei Moderna.
Systemische Reaktionen scheinen zumindest bei der Erstimpfung nicht besonders ausgeprägt zu sein, wenn auch häufig vorhanden. Die EMA (Europäische Arzneimittelagentur) erkannte nun beim Impfstoff Biontech auch Diarrhö und Erbrechen als neue unerwünschte Nebenwirkungen.
Beim Vektorimpfstoff von AstraZeneca ist mit ähnlichen Reaktionen zu rechnen. Diese sind bei der Erstimpfung in der Regel ausgeprägter als bei den mRNA-Impfstoffen. Während die Reaktionen nach der Erstimpfung mit den mRNA-Impfstoffen oft noch relativ milde sind, scheint sich das bei der Zweitimpfung zu ändern. So weist Frau Prof. Sandra Ciesek, Leiterin der Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, im "NDR" darauf hin, dass man anhand der Daten aus den USA sehe, dass es nach der zweiten Impfung mit den mRNA-Impfstoffen mehr Impfreaktionen gebe.
Gibt es verzögerte Impfreaktionen?
Ja, in der Tat kann es auch zu verspäteten Reaktionen kommen – und zwar gar nicht so selten. Derzeit gehen Forscher:innen davon aus, dass diese verspäteten Impfreaktionen fast immer lokal auftreten, also an der Einstichstelle. Eine Studie aus dem "New England Journal of Medicine" sowie die Fallberichte zu verzögerten Impfreaktionen aus dem Uniklinikum Frankfurt am Main zeigen, dass verzögerte Lokalreaktionen immer nach ungefähr einer Woche auftreten. Allerdings beziehen sich diese Studien nur auf die mRNA-Impfstoffe.
Dieses Phänomen wurde in den USA "COVID-Arm" getauft, tritt in Form von Schwellungen und Hautrötungen an der Einstichstelle auf und kann zu Schmerzen und/oder Juckreiz führen. Er gilt aber allgemein als ungefährlich und kann wie eine herkömmliche Lokalreaktion behandelt werden (siehe unten). Es handelt sich dabei auch nicht um eine unerwartete Reaktion, die bei der Zulassung nicht bekannt war. Laut dem Paul-Ehrlich-Institut wurde über diese verzögerten Lokalreaktionen bereits im Zuge der klinischen Prüfung der Phase 3 zum Moderna-Impfstoff berichtet. Systemische verzögerte Reaktionen sind bisher nur vereinzelnd aufgetreten und müssen daher äußerst ernst genommen werden.
Auch über die Berichte von Herzmuskelentzündungen als Folge von Impfungen mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff in Israel ist bisher kein klares Urteil gefällt worden. Allerdings zweifeln mehrere Experten die Verbindung an. Es sei kein eindeutiger Anstieg der Sterblichkeit festzustellen. Übrigens: An Corona erkrankte Menschen haben eine größere Gefahr, an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken.
Bei welchen Impfreaktionen sollte ich eine:n Ärzt:in aufsuchen?
Grundsätzlich gilt: Sind die Impfreaktionen moderat und zeitlich eingegrenzt – ein bis drei Tage gelten als normal – gibt es keinen Grund eine:n Ärzt:in aufzusuchen. Und dennoch: Sind die herkömmlichen Impfreaktionen ungewöhnlich stark und/oder besonders langanhaltend, solltest du nicht zögern und dich in eine Arztpraxis oder in die Notaufnahme begeben. Vor allem bei systemischen Reaktionen, die verspätet auftreten, ist Vorsicht geboten. So rät Frau Prof. Sandra Ciesek dazu, verspätet auftretende systemische Impfreaktionen, wie z.B. Ausschlag an den Füßen, in jedem Fall ärztlich abzuklären sowie das Paul-Ehrlich-Institut darüber zu informieren.
Außerdem ist aufgrund der stärkeren Impfreaktionen bei der Erstimpfung eine erhöhte Vorsicht bei den Vektor-Impfstoffen geboten. So rät Hausärztin Dr. Martina Hämpel-Christiansen im Interview mit "WELT": "Wenn die Kopfschmerzen tagelang ganz stark sind, viel stärker als man es kennt, wenn noch Engegefühl auf den Brustkorb kommt, oder Schmerzen in den Beinen, dann sollte man sofort den Hausarzt kontaktieren oder die 116117."
Was hilft gegen Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle?
Kühlende Maßnahmen, z.B. in Form von Kühlpads, aber auch entzündungshemmende Gels oder Cremes, können dabei helfen, die aufgetretenen Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen zu mildern und sind daher sehr zu empfehlen. Diese enthalten natürliche und entzündungshemmende Wirkstoffe, die dabei helfen, Schwellungen und Rötungen zu reduzieren und die Haut allgemein zu beruhigen. Auch juckende Hautreizungen können mithilfe dieser Präparate behandelt werden.
Generell ist es aber auch wichtig, den Arm stillzuhalten und ihn nicht unnötig zu belasten. Zwar erfolgt der Einstich immer in den schwachen Arm, oft merkst du aber erst später, wie sehr du eigentlich auf ihn angewiesen bist. Es ist also zu empfehlen, den Arm für ein paar Tage als Handicap zu betrachten. Vermeide daher ruckartige und unkontrollierte Bewegungen. Außerdem solltest du nicht auf der Impfstelle einschlafen – sonst herrscht ständiger Druck auf die lädierten Stelle.
Unterm Strich ist die beste Kombination also Ruhe mit gelegentlichem Auftragen von kühlenden Präparaten. In der Regel verschwinden die Symptome dann innerhalb weniger Tage.
Sollte ich vor oder nach der Impfung Schmerzmittel einnehmen?
Das RKI empfiehlt in seinem Aufklärungsmerkblatt zur Schutzimpfung gegen COVID-19, bei systemischen Reaktionen wie Schmerzen und Fieber zu lindernden Arzneimitteln wie Paracetamol zu greifen – allerdings nach einer Impfung. Eine vorzeitige Einnahme ist nicht zu empfehlen. So warnt unter anderem das Deutsche Ärzteblatt vor einer präventiven Einnahme. Zwar gebe es noch keine ausreichenden Daten zur COVID-19-Impfung, jedoch eine Studie zur Impfung einer Kinderkohorte, bei der die vorbeugende Einnahme von Paracetamol zu deutlich weniger Antikörpern geführt habe. Unter Umständen bedroht die zu frühe Einnahme von Schmerzmitteln also den Impferfolg.
Darüber hinaus gibt es eine Studie aus dem Jahr 2014, welche zeigt, dass die Einnahme von Paracetamol zwar nach ungefähr 6 Stunden keinen Einfluss mehr auf die Immunantwort hat, unmittelbar danach aber schon. So kommt das Deutsche Ärzteblatt zu dem Schluss: Von einer vorbeugenden oder zu frühen Einnahme ist abzuraten, mit ausreichend Abstand spricht jedoch nichts dagegen.
Ab wann darf ich nach der Corona-Impfung wieder Sport treiben?
Sport bedeutet immer Stress – Stress, den ein geschwächter Körper nicht auf normale Weise kompensieren kann. Dein Immunsystem bündelt in dieser wichtigen Phase alle Kräfte und investiert sie in die Bildung von Antikörpern. Treibst du deinen Körper dennoch zu Höchstleistungen an, wirst du ihn an seiner Arbeit hindern. Die Folge: die vorhandenen Impfreaktionen verschlimmern sich, weitere können hinzutreten.
Das heißt aber nicht, dass du gar keinen Sport machen darfst: Wenn du dich nach einer Impfung gut fühlst, also keine Impfreaktionen verspürst, ist ein leichtes ankurbelndes Training prinzipiell möglich. So rät das Robert-Koch-Institut: "Sportliche Aktivitäten nach Impfungen stellen generell kein Problem dar, besondere Belastungen unmittelbar nach der Impfung sind jedoch nicht unbedingt zu empfehlen." Es gilt also: Hochleistungssport nein, Spazierengehen bis leichtes Joggen ja. So gefährlich ist eine Corona-Infektion für Sportler.
Aber für wie lange muss ich denn jetzt kürzertreten? Das hängt neben der körperlichen Verfassung auch von der Art des Impfstoffes ab. Die STIKO empfiehlt für Lebendimpfstoffe 7- und für Totimpfstoffe – darunter fallen auch die COVID-19-Impfstoffe – einige Tage Pause.
Muss ich nach der Covid-Impfung auf Alkohol verzichten?
Nach einer gelungenen Impfung mit einem Glas Sekt anstoßen: vielleicht keine so gute Idee. Aktuell werden immer mehr Stimmen laut, die davon abraten, eine erfolgreiche Impfung mit dem Genuss von alkoholischen Getränken zu feiern. Der Verzicht von Alkohol wurde das erste Mal im Zusammenhang mit dem Sputnik-V-Impfstoff diskutiert. Russlands oberste Amtsärztin Anna Popowa sprach sich dafür aus, insgesamt 56 Tage vor und nach der Impfung keinen Alkohol zu konsumieren. Tatsächlich gibt es für diese Zahl derzeit keine harten Daten. Daher sind sie auch mit Vorsicht zu genießen. Dennoch raten auch andere Experten zu einem temporären Verzicht auf Alkohol – wenn auch nur für einige Tage.
Der Grund dafür: das Immunsystem. Das körpereigene Abwehrsystem sollte während und nach einer Impfung in absoluter Topform sein. Nur so kann es optimal auf den Impfstoff reagieren und das tun, was es tun soll: Antikörper bilden. Unter dem Einfluss von Alkohol wird dies zum Problem. Wenn dein Körper zu sehr damit beschäftigt ist, den Alkohol abzubauen, kann er die Antikörper schlechter bilden. Studien zur Pneumokokkenimpfung konnten zeigen, dass Alkoholiker weniger Antikörper bilden. Trinkst du nach einer Impfung Alkohol, können sich außerdem bereits vorhandene Impfreaktionen verstärken. Die Krankenkasse Barmer empfiehlt daher: "Trinken Sie in den ersten Tagen nach einer Impfung möglichst gar keinen Alkohol. Oder Sie trinken lediglich ein Glas Wein oder Bier."
Alles geklärt? Dann kann es ja jetzt ohne Zweifel zum Impftermin gehen. Wir wünschen viel Erfolg und Gesundheit auf dem Weg in eine bessere Zukunft.