(aktualisiert am 2.6.2021)
Dass Viren mutieren, also ihr Erbgut verändern, ist leider normal. Wir kennen das von den Grippeviren, gegen die jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden muss. Jetzt breiten sich auch Mutationen des Corona-Virus aus, das die lebensgefährliche Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, und zwar ziemlich schnell. Und sie gelten als wesentlich ansteckender als das ursprüngliche Virus. Deshalb solltest du das Folgende über die Corona-Mutationen wissen.
Nach einem Beschluss der Weltgesundheitsorganistation WHO sollen ab Juni 2021 Coroana-Mutationen nicht mehr nach dem Land, in dem sie erstmals aufgetreten sind, benannt werden, da dies zu einer Stigmatisierungen geführt habe. Auch die schwer zu merkenden Zahlenfolgen sollten künftig nicht mehr verwendet werden. Stattdessen werden die Mutationen nun griechische Buchstaben zugeordnet, und zwar in der Reihenfolge ihrer Entdeckung. Bis sich das durchgesetzt hat, nennen wir hier noch sämtliche Bezeichnungen.
Eindeutig die britische B.1.1.7. Anfang Februar lag ihr Anteil bereits bei 22 Prozent, seitdem stieg ihr Anteil rasant an. Ein aktueller Bericht der RKI vom 12. April zeigt, dass ihr Anteil inzwischen bei 93 Prozent liegt und damit zur dominanten Variante in Deutschland geworden ist.
Bei der indischen Variante des Coronavirus haben gleich zwei Mutationen am Spike-Protein des Virus stattgefunden, es sich handelt um eine so genannte Doppel-Mutation. Diese beiden Varianten E484Q und L452R wurden einzeln bereits in den britischen, südarfikanischen und kalifornischen Mutationen nachgewiesen, aber nie zusammen. Es wird vermutet, auch angesichts der explodierenden Ansteckungszahlen in Indien, dass diese Doppel-Mutation leichter in Körper gelangt und sich dort schneller ausbreiten kann. Nach bisherigen Erkenntnissen kann die indische Mutante eine durch Impfung oder durchgemachte Krankheit aufgebaute Immunität eher umgehen, so dass Geimpfte und Genesene womöglich weniger gegen B.1.617 geschützt sind als gegen die anderen Mutationen.
B.1.1.7 hat aus epidemiologischer Perspektive einen höheren R-Wert, das heißt, wer sie hat, steckt statistisch mehr Menschen damit an. Wissenschaftler gehen von einer 30 bis 70 Prozent höheren Übertragbarkeit aus.
Forscher der University of Edinburgh stellten fest, dass diese neue Virus-Variante mehrere Veränderungen aufweist: So unterscheide sie sich durch 14 ausgetauschte Aminosäuren und drei Proteinbausteinen von der ersten Virus-Version Sars-CoV-2. Vor allem die Oberflächenstruktur sei von mehreren genetischen Veränderungen betroffen. Das Spike-Protein, das für das stachelige Aussehen des Corona-Virus verantwortlich ist, scheint bei den Mutationen einfacher an die Körperzellen des Menschen andocken und dadurch leichter in die Zellen eindringen zu können.
Wissenschaftler der US-Universität Harvard verglichen zudem in einer Studie Dauer und Ablauf der Infektion mit dem ursprünglichen Corona-Virus und der Mutante B.1.1.7 mit Hilfe von PCR-Tests. Das Ergebnis: Während die Virus-Vermehrungsphase bei den Erkrankten mit dem ursprünglichen Virus bei 2 Tagen lag, dauerte sie bei mit B.1.1.7 Infizierten im Durchschnitt 5,3 Tage. Auch das Abklingen der Infektion war unterschiedlich und dauerte bei der britischen Variante 5 Tage länger. Fazit: Mit B.1.1.7 Infizierte sind länger ansteckend und stecken dadurch statistisch mehr Menschen an. Eine Quarantäne-Zeit von den momentan üblichen 10 Tagen gilt vielen Experten nach dadurch als zu kurz, mit B.1.1.7 Infizierte müssten mindestens 14 Tage isoliert werden.
Abschließend ist die Frage noch nicht zu beantworten. Studien wie die der Londoner Gesundheitsbehörde PHE deuten jedoch darauf hin, dass B.1.1.7 zwar ansteckender, aber nicht zu schwereren Covid-19-Verläufen führt.
Andere Studien wie die der britischen Regierungsberater Nervtag warnen vor einem höheren Sterberisiko, räumen jedoch ein, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchungen noch nicht final sind. Zuletzt berichteten renommierte Forscher in einem am 12. April 2021 veröffentlichten Artikel in The Lancet Public Health, dass zur Zeit davon ausgegagen werden kann, dass durch die britische Mutation hervorgerufenen Covid-19-Infektionen nicht tödlicher verlaufen als durch die ursprüngliche Variante.
Die britische für Statistiken zuständige Behörde ONS beschreibt, dass die Mutante häufiger Husten und Halsschmerzen verursacht, dagegen seltener Geschmacks- und Geruchsveränderungen. Welche weiteren Symptome eine Corona-Infektion auslöst, liest du hier.
Nicht anders, als vor den ursprünglichen Corona-Viren (so schützt du dich richtig). Aber durch das höhere Ansteckungsrisiko durch eine Mutation ist es absolut notwendig, dich weiterhin an die Regeln zu halten. Das gilt auch für Geimpfte und Genesene, da die zu erwartende Ausbreitung der indischen Corona-Mutation auch sie wahrscheinlich nicht mehr so gut vor einer, wenn auch leichteren, Erkrankung mit Covid-19 schützt. Das hilft gegen den Corona-Frust. Nach wie vor gilt es unbedingt,
Die britische Corona-Virus-Variante B.1.1.7 ist ansteckender als das ursprüngliche Corona-Virus, aber nach bisherigen Erkenntnissen wahrscheinlich keine größere Gefahr für die Gesundheit. Anders bei der indischen Mutation: Sie könnte sich rasant auch in Europa ausbreiten und selbst Geimpfte und Genesene bedrohnen. Denk daran: Jeder, der die Krankheit noch nicht durchgemacht hat oder geimpft wurde, kann schwer an Covid-19 erkranken und muss mit schweren, langwierigen Folgen rechnen - auch als junger, fitter Mensch. Das sind die 5 häufigsten Folgen einer Corona-Infektion.
Die in Europa zugelassenen Impfstoffe jedoch scheinen die meisten Mutationen abwehren zu können. Deshalb: Halte die AHA+L- und bundeslandspezifischen Schutzregeln ein (welche für dein Bundesland gelten, findest du hier), bis alle geimpft sind, auch wenn es zugegeben immer schwerer fällt. Aber nur so kommen wir aus dem Lockdown und der Krise wieder heraus und können hoffentlich mit Freunden gemeinsam den Spätsommer genießen.