Umgang mit Kritik
So reagieren Sie clever auf Kritik

Kritik schmerzt. Wir verraten Ihnen deshalb die 5 besten Taktiken im Umgang mit Kritikern. Plus: Warum Sie für jede Kritik dankbar sein sollten
Erfolgreiche Menschen lernen von Kritik
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Niemand wird gerne kritisiert, aber Kritik gehört zum Leben dazu. Vor allem, wenn Sie erfolgreich und glücklich sein wollen. Ob privat oder im Beruf, wer es schafft, sein Ego unter Kontrolle zu halten und beides kann: auf die richtige Weise zu kritisieren und mit Kritik abgeklärt umzugehen, der hat einen großen Vorteil: Er besitzt eine Kompetenz, die vielen im täglichen Umgang fehlt.

Welche Formen von Kritik gibt es? 

Generell lässt sich unterscheiden in:   

  • positive Kritik (Lob oder Anerkennung)
  • negative Kritik (Tadel) 
  • konstruktive Kritik (etwa Verbesserungsvorschläge)
  • destruktive Kritik (die ist bitterböse: Ihr Ziel ist es zu vernichten, die Person, den Gegenstand oder beides)
  • Selbstkritik (hier differenziert und reflektiert man das eigene Verhalten)

Warum ist es so schwer, damit umzugehen?

Es fällt so schwer, mit Kritik umzugehen, weil Menschen involviert sind. Der Sender, der die Kritik äußert. Und der Empfänger der Kritik. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Nicht nur negative und destruktive Kritik, auch konstruktive Kritik kann daher sehr verletzend sein. Sie weist in den meisten Fällen auf unsere Schwächen und Fehler hin. Das wiederum trifft unser Selbstwertgefühl. Vor allem, wenn wir von unseren Fähigkeiten noch nicht überzeugt sind, oder wenn uns Minderwertigkeitsgefühle plagen. Plus: Besonders schwer fällt es, mit Kritik umzugehen, wenn wir uns mit der Sache identifizieren, die kritisiert wird.

So reagieren Sie souverän auf Kritik
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Erfolgreiche Menschen lernen von Kritik

Wie übe ich richtig Kritik?

Zeigen Sie niemals mit dem verbalen Finger auf Ihren Gegenüber! Das löst meist Ärger aus. Wenn Sie Kritik richtig rüberbringen wollen, dann sprechen Sie in sogenannten Ich-Botschaften. Das ist eine Art von Achtsamkeitstraining. Denn: Formulierungen können immer anders vom Empfänger verstanden weden, als sie vom Sender ursprünglich gemeint waren. Statt: "Du hast den Müll schon wieder nicht runter gebracht!" sagen Sie: "Ich habe ein Problem damit, dass der volle Müll hier rumsteht." Oder: "Es stört  mich, dass du den Müll nicht runtergebracht hast."

Das Ziel: Sie sollen sich dem anderen möglichst bewertungsfrei selbst offenbaren. Das Konzept basiert auf der Forschung des US-amerikanischen Psychologen Thomas Gordon. Demnach wirken sich Du-Botschaften eher negativ aus: Sie befehlen, drohen oder belehren den anderen. Auf diese Weise kann Kritik schnell in ein Streitgespräch eskalieren. Kritik aus der Perspektive des "Ich" dagegen fördere den Dialog. Beachten Sie außerdem die mentale und körperliche Verfassung Ihres Gegenübers. Wenn etwa jemand 2 Monate wie besessen an einem Projekt gearbeitet hat und sie bekommen dieses als erster zu sehen: Dann bedenken Sie seine Hingabe dafür. Entweder Sie sagen ihm, Sie werden es sich später anschauen. Oder warten Sie mit Ihrer Kritik ein paar Tage. So hat er Zeit, etwas Distanz zwischen sich und seine Arbeit zu bekommen. Gut gemeinte Anregungen sind dann leichter zu verdauen.

Warum sollte ich Kritik für mich nutzen?

Weil sie Ihren Horizont erweitert. Denn dieser erstreckt sich bei den meisten von Arbeit über zu Hause bis zum sozialen Umfeld – und das ist eher eine beschränkte Aussicht. Auch wenn Ihnen die Kritik zunächst negativ erscheint: Sehen Sie jede Anteilnahme an und Reflexion über Ihre Handlungen als Glücksfall. Sie haben gerade die Möglichkeit bekommen, zu wachsen – und müssen dafür nicht einmal Geld für ein Selbsthilfebuch ausgeben. Rückmeldungen können Fortschritt bedeuten. 

Die erfolgreichsten Menschen stufen deshalb jede Kritik automatisch als Moment des Lernens ein. Ihre Rechnung ist einfach: Wenn niemand perfekt ist, in dem was er macht, dann kann sich jeder verbessern. Sogar, wenn die Kritik als fiese Attacke auf Sie persönlich abzielt. Was Sie daraus lernen sollen? Ganz einfach: 1. Selbstbeherrschung und 2. Sie haben gerade etwas über Ihren Gegenüber gelernt. Kampfsport-Legende Bruce Lee hat einmal gesagt: "Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat." Der Mensch ist möglicherweise neidisch auf das, was Sie erreicht haben. Sie können ihn nun besser einschätzen und Sie wissen um seine Interessen. Verwandeln Sie Kritik in Chancen. Dann werden Sie nicht nur Erfolg haben privat und beruflich. Sie werden auch zufriedener mit sich und Ihrem Umfeld sein. 

Auch aus destruktiver Kritik können Sie lernen
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Auch aus destruktiver Kritik können Sie lernen

5 Taktiken, wie Sie zukünftig souverän mit Kritik umgehen

1. Nehmen Sie Kritik nicht persönlich: Das ist die größte Herausforderung. Aber auch die wichtigste. Bewahren Sie Ruhe, wenn Sie unter Beschuss geraten. Sie müssen sich klarmachen: Kritik ist oftmals nur die Sicht eines Menschen. Der nächste kann die Sache schon ganz anders einstufen. Jeder hat das Recht, seine mitzuteilen. Natürlich: Viele Kritiker wollen Sie einfach nur provozieren. Das Ziel ist, Ihren natürlichen Instinkt der Selbstverteidigung auszulösen. Behalten Sie also die Fassung. Heutzutage ist überall ein Smartphone in der Nähe: Ein paar achtlos gewählte Worte von Ihnen können Sie auf ewig ruinieren. Andere agieren aus der Emotion heraus ungehalten. Das passiert oft bei Auseinandersetzung zwischen Partnern. Das mag verletzend und nervenaufreibend sein. Aber wenn Ihnen an der Beziehung gelegen ist, stufen Sie dieses Verhalten als das ein, was es ist: Hilflosigkeit. Einigen Sie sich auf eine kurze Gesprächspause bis man sich runtergekühlt hat.  

Stufen Sie Kritik nie als persönlichen Affront ein, der Ihren Charakter in Frage stellt. Ansonsten definieren Sie sich über das, was kritisiert wird: ein Gegenstand, Ihre Oberarme, eine einzige Handlung, ein Wort, Ihre Freunde. Wenn der Chef Ihr Projekt kritisiert, kritisiert er nicht Sie als Person. Falls doch, ist er als Leitung unfähig. Nicht Sie, sondern er wäre dann das eigentliche Problem. Das wiederum wäre Anlass für eine persönliche Kritik.     

2. Überhören Sie die Tonalität: Vielleicht stecken in der Kritik wertvolle Vorschläge zur Verbesserung. Aber aufgrund der Art und Weise, wie sie vorgetragen wird, überhören wir die wichtige Anmerkung. Reagieren Sie daher nur auf den Inhalt, nicht die Form. Isolieren Sie die Fakten. Sie wissen nämlich nicht, ob Ihr Gegenüber den Ton wirklich so meinte, oder ob Sie ihn nur so aufgefasst haben. Kommunikationspsychologen nennen diese Problematik auch "Das 4-Ohren-Modell". Heißt im Klartext: Jede Nachricht hat 4 Seiten. 

Der Sender (in diesem Fall: Kritiker) und der Empfänger (Sie) kommunizieren dabei auf:

  • der Sachebene: Hier werden nüchterne Fakten ausgetauscht
  • der Appellebene: Hier wird der Empfänger aufgefordert, etwas zu tun oder zu ändern
  • der Beziehungsebene: Hier wird deutlich, in welcher Beziehung Sender und Empfänger zueinander stehen: Wertschätzung oder Verachtung werden über Mimik und Gestik vermittelt
  • der Selbstoffenbarungsebene: Hier sagt der Sender, was er will, ein Wunsch oder eine Bitte. 

    Das klassische Beispiel: Jemand sagt "Die Ampel ist grün". Das kann als reine Information vom Empfänger aufgenommen werden. Oder als Appell: Fahr los! Auf der Beziehungsebene könnte der Empfänger denken: Er (der Sender) hält mich für einen schlechten Autofahrer. Und auf der Selbstoffenbarungsebene: Er (der Sender) möchte endlich losfahren. 

Kurzum: Kritik wird immer auf 4 Kanälen gesendet und kann dementsprechend auf 4 verschiedenen Ebenen empfangen werden. Das, was der Sender sagt, ist also noch lange nicht das, was bei uns als Empfänger ankommt. Blenden Sie alle Ebenen außer der Sachebene aus. 

3. Nicht vorschnell verteidigen: Natürlich sollen Sie nicht einfach alles hinnehmen, was man Ihnen entgegenschleudert. Aber worum geht es bei Kritik primär? Dass Sie einen Vorteil daraus ziehen, besser werden, Kompromisse für Konflikte finden – das alles setzt eine konstruktive Diskussion voraus. Wenn Sie Ihren Standpunkt zu schnell verteidigen, kann das dazu führen, dass genau das Gegenteil passiert: Der Konflikt eskaliert. Zudem sind vorschnelle Verteidigungen oftmals wenig durchdacht, weil sie emotional getroffen wurden. Also: Warten Sie mit der Antwort. Eine weitere Möglichkeit ist, die Kritik hinzunehmen und zu sagen, dass man darüber nachdenken werde. Oder Sie gehen zum nächsten Schritt über:  

4. Fragen Sie nach: Wenn Sie unsicher sind, ob Sie die Kritik richtig verstanden haben (siehe Punkt 2), dann sollten Sie unbedingt nachfragen. Es geht darum, einen Dialog zu starten mit Ihrem Gegenüber. So zeigen Sie, dass Sie souverän mit Kritik umgehen können und interessiert an der Sichtweise des anderen sind.  

Nehmen Sie Kritik nicht persönlich
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Nehmen Sie Kritik nicht persönlich

5. Setzen Sie Humor ein: Wenn alle obigen Punkte nicht geholfen haben, dann greifen Sie zur stärksten Waffe: Seien Sie schlagfertig. Das ist nicht nur die rhetorische Königsdisziplin. Sondern unter Kritikern quasi auch die Atombombe. Sowohl was die Zerstörungskraft als auch was das Abschreckungspotenzial betrifft. Wenn ein Kritiker weiß, dass Sie geistreiche Antworten auf Lager haben, wird er Sie nächstes Mal ziemlich sicher in Ruhe lassen. Denn am Ende ist er derjenige, der ausgelacht wird. Ist Publikum vor Ort, kann das für ihn vernichtend und peinlich werden.   

Wie könnte sich so eine geistreiche Retour anhören? Ein Beispiel: Eine Schauspielerin soll zu einer Schriftstellerin einmal Folgendes gesagt haben: "Ich habe ihr neues Buch wirklich genossen. Wer hat es für Sie geschrieben?" Worauf die Schriftstellerin antwortete: "Darling, ich bin so froh, dass es Ihnen gefallen hat. Wer hat es Ihnen vorgelesen?"

Sie sind leider nicht so schlagfertig? Dann greifen Sie auf die letzte Variante zurück: Lächeln Sie die Kritik einfach weg. Das treibt Ihren Gegenüber nicht nur in den Wahnsinn. Das Lächeln wirkt sich auf Sie auch entspannend aus. Vielleicht fällt Ihnen dann etwas Cleveres ein.

Fazit: Kritik ist eine Chance

Kritisiert zu werden schmerzt in die meisten Fällen. Dabei ist Kritik öfter etwas Gutes als etwas Schlechtes: Sie haben die Möglichkeit, an den Rückmeldungen zu wachsen. Mit unseren Taktiken lernen Sie, auch mit fieser Kritik locker umzugehen.

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023