Meditation ist (auch) Männersache. Zumindest dann, wenn man Typen vor Augen hat, die Biss und Durchhaltevermögen besitzen und die mutig genug sind, den eigenen Ängsten ins Auge zu sehen. Männer, die bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.Ehe Sie jetzt lächelnd abwinken, zeigen wir Ihnen unter anderem einen Rennfahrer, einen Spitzenathleten und einen Rockmusiker, die sich Leben und Erfolg ohne Meditation nicht mehr vorstellen können. Sie dürfen all Ihre Vorurteile also getrost über Bord werfen und ganz entspannt ein wenig mitmeditieren.
So leben Sie gesünder im Alltag
Das Wichtigste zuerst: Religion und Esoterik können völlig außen vor bleiben, wenn Ihnen das lieber ist. Die positiven Wirkungen regelmäßigen Meditierens sind mittlerweile durch Hunderte von Studien belegt — auch ohne Glauben und Weisenkult.Der Forschung zufolge kann Meditation Stress und dadurch bedingten Erkrankungen sowie psychischen Problemen (Angststörungen, Depressionen) vorbeugen, sie lindern und bewältigen helfen. Gut untersucht ist auch die positive Wirkung auf Schmerzen.
„Zunächst geht’s darum, die Aufmerksamkeit zu bündeln und sich nicht mehr so leicht von Außenreizen, Gefühlen und Gedanken ablenken zu lassen“, sagt der Neurowissenschaftler Dr. Ulrich Ott von der Universität Gießen, Autor des Buches „Meditation für Skeptiker“ (O. W. Barth, um 10 Euro).Je nach Tradition kann sich der Fokus dabei auf verschiedene Ziele richten. Um sich zu orientieren, ist aber gerade für Einsteiger der eigene Atem am praktischsten, denn er ist stets verfügbar und auch dann effektiv, wenn Sie nur mal ein bis zwei Minuten Zeit haben.
Tiefer zu atmen wirkt sofort beruhigend auf das vegetative Nervensystem, das Anregung und Entspannung steuert. „Je mehr Sie die Ausatmung betonen, desto mehr können Sie die Spannung des Körpers senken“, erklärt die Ärztin Dr. Imogen Dalmann, die in ihrem Berliner Zentrum (www.byz.de) seit mehr als 30 Jahren Yoga-Übungen zu Therapiezwecken einsetzt und dabei auf den Atemfluss großen Wert legt.
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Atemmeditationen zeigen schon nach 4 Tagen mit je 20 Minuten Übungszeit eine nachhaltige Wirkung. Das ergab eine US-Studie, bei der die Probanden kognitive Tests absolvieren mussten. Insbesondere unter Zeitdruck zeigte sich der Unterschied: Diejenigen, die meditierten, blieben in der Regel messbar gelassener und konnten ihre Aufgabe deshalb auch besser erledigen.
Das heißt: Selbst wenn Sie Meditation nur als effektive Entspannungsmethode nutzen, hilft sie Ihnen, gesund und fit zu bleiben oder es zu werden. „Es gibt keine gesundheitliche Störung, die nicht durch übermäßigen Stress noch verstärkt würde“, so Dalmann. Wie die US-Studie zeigt, wirkt sich Gelassenheit aber auch auf das Leistungsvermögen positiv aus.
„Es achtet kaum jemand darauf, was in seinem Kopf vor sich geht“, meint Mental-Coach Marc A. Pletzer aus Feldafing, der zum Beispiel mit Sportlern wie dem Treppenläufer Thomas Dold arbeitet. „Das ist fahrlässig! Denn die Qualität Ihrer Gedanken bestimmt die Qualität Ihres Lebens.“
Er rät jedem, täglich 15 Minuten zu meditieren: „Es lehrt, die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo Sie sie haben wollen.“ Diese Fähigkeit sieht er als Voraussetzung für jedes Ziel, ob Doktortitel oder Cover-Model-Muskeln. „Die meisten konzentrieren sich kaum auf ihre Wünsche, sondern überwiegend auf das, was sie nicht wollen“, sagt er. Doch welches Bild haben Sie im Kopf, wenn Sie an „keine Pizza mehr“ denken?
Pletzer empfiehlt: „Wer was erreichen will, trainiert sein Hirn in der mentalen Muckibude, auch Meditation genannt.“ Dass dies nicht nur ein kerniger Spruch ist, zeigt eine Studie der Uni Bochum: Die Hälfte einer Gruppe von Zen-Schülern sollte sich im Rahmen ihrer üblichen Meditation eine Zeit lang zusätzlich auf darauf konzentrieren, den rechten Zeige- und Mittelfinger wahrzunehmen. Messungen zeigten, dass ihr Tastsinn danach deutlich verbessert war, allein durch meditative Konzentration.
Derartige Erfolge waren auch schon in früheren Studien durch mentales Training herbeigeführt worden; da ging es aber immer um die Visualisierung von Bewegungsabläufen, so etwa von Korblegern beim Basketball. Diese neue Studie zeigt nun noch deutlicher, welche Kraft die Gedanken haben. Gewinnertypen, Lebenskünstler und wahre Weltverbesserer haben eines gemein: Sie haben gelernt, diese Power zu nutzen.
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Natürlich können Sie stundenlang mit verknoteten Beinen dasitzen. Müssen Sie aber nicht. Allerdings brauchen Sie eine Haltung, und das meint ganz konkret die Sitzhaltung. Sie wären nicht der erste Einsteiger, der schon an diesem Punkt scheitert.
Aufrechtes Sitzen wird in den meisten Meditationslehren als optimal angesehen — es soll unter anderem den Energiefluss im Körper verstärken. Aber es wird vielen schnell zur Qual. Eine liegende Position wäre okay, wenn Sie dabei nicht so fix einschlafen würden.
Es gibt jedoch einen guten Kompromiss für Einsteiger: Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder im Schneidersitz aufs Sofa und stopfen Sie sich ein Kissen ins Kreuz. Lassen Sie den Rücken aufrecht und lehnen Sie sich allenfalls leicht an das Kissen (aber nicht lümmeln!). Diese Haltung bleibt für viele auch über längere Zeit angenehm. Darüber hinaus müssen Sie eigentlich gar nichts machen — nur „sein“ und beobachten. Aber das schaffen anfangs nur die wenigsten.
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Eine Möglichkeit der Meditation ist da die Sinnesmeditation. Insbesondere konzentriertes Hören bremst Ihr Gedankenkarussell und ist für Einsteiger einfacher umzusetzen als andere Varianten. Langfristig schärft die Übung Ihre Wahrnehmung, so dass selbst Alltägliches intensiver und facettenreicher erlebt wird.
Mit dem für die Sinnesmeditation benötigten Weitwinkelblick (so sehen Sie beide seitlich ausgestreckten Hände gleichzeitig) trainieren Sie zudem, den Überblick zu behalten, Bewegungen und Muster zu erfassen, und das ist insbesondere für Aktive in schnellen Sportarten vorteilhaft.
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Doch diese Form des Sehens tut noch mehr für Sie: Wann immer die Augen in den Weitwinkel gehen, schaltet das Hirn um auf eine andere Wellenlänge. Mit verengtem Tunnelblick auf Details, der sonst für hohe Konzentration typisch ist, sind vor allem so genannte Beta-Wellen messbar. Dagegen gelangen Sie im Weitwinkel in den Alpha-Bereich — dieser erlaubt einen besseren Zugang zum Unterbewusstsein und damit zu mehr Kreativität und Intuition, etwa dem traumwandlerischen Wissen, wo ein Ball landen wird.
Geübte Meditierer sind viel häufiger im Alpha-Zustand als Durchschnittsmenschen, vor allem direkt nach einer Sitzung. Üblicherweise gelangen Menschen nur dann in den Alpha-Zustand, wenn sie sehr entspannt sind, die Augen geschlossen haben oder dösen – was nicht gerade hilfreich ist, wenn Sie Starstürmer Ihres Hobbyteams werden möchten. Von höheren sportlichen Ambitionen ganz zu schweigen.
Der so genannte Bodyscan ist eine weitere Möglichkeit, die reine Atemmeditation zu erweitern – gut für Sportler und überhaupt für alle, die auf ihre Gesundheit achten. Er ist ein wichtiger Teil der Vipassana-Meditation und des MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction – achtsamkeitsbasierte Stressreduktion). Hirnscans belegen: Mit Aufmerksamkeit den ganzen Körper abzutasten, trainiert intensiv die Innenwahrnehmung, und zwar auch auf der psychischen Ebene. Emotionen werden nämlich erst über körperliche Veränderungen wie einen schnelleren Herzschlag erlebbar.
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„Die Körperwahrnehmung ist entscheidend für das Wohlbefinden“, sagt die Psychologin Dr. Britta Hölzel, die an der Harvard-University in Boston, dem Zentrum der weltweiten Meditationsforschung, gearbeitet hat und jetzt an der TU München ihre Studien weiterführt. „Es geht darum, spüren zu können, was guttut und was zu viel ist.“ Vor allem bei Männern ist dieses Feingefühl häufig unterentwickelt, so dass sie sich zum Beispiel beim Sport häufiger überlasten und verletzen oder im Job ins Burn-out schuften.
Viele erhoffen sich vom Meditieren einen glasklaren Verstand. Hölzel beschreibt in ihrem Buch „Achtsamkeit mitten im Leben“ (O. W. Barth, um 20 Euro), wie durch Hirnscans und Tests nachweisbar ist, dass sich anfangs die Konzentrationsfähigkeit verbessert und die Verarbeitung von Sinnesreizen effektiver wird. Später entwickelt sich auch eine höhere Vigilanz, also die Fähigkeit, selbst in eintönig erscheinenden Situationen – etwa bei einer Konferenz – mental voll präsent zu bleiben.
Einsteiger suchen die versprochene innere Stille und Klarheit jedoch oftmals vergeblich. Sie hören ihre herumwuselnden Gedanken lauter als je zuvor. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen, das ist normal. Hirnforscher nennen es Default-Mode (Standardeinstellung), dass der Geist auf Wanderschaft geht, wenn gerade nichts Spannendes passiert. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft zu planen.
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Problematisch wird es, wenn sich die Sache verselbstständigt und Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit kaum jemals ganz in der Gegenwart sind. „Beim Meditieren üben Sie, sich nicht von Gedanken und Gefühlen einwickeln zu lassen“, erklärt Psychologin Hölzel. Nehmen Sie diese nur beobachtend wahr und lassen Sie sie dann ziehen, wie eine Wolke am Himmel oder ein Blatt auf einem Bach. Falls Sie sich dabei ertappen, wie Sie schon wieder an Termine oder die Bundesliga denken: nicht ärgern! „Das produziert nur noch mehr Gedanken“, sagt Neurowissenschaftler Ott. „Sie unterdrücken zu wollen, ist so nutzlos wie der Versuch, Wellen auf dem Wasser zu vertreiben, indem Sie draufschlagen.“ Ein Trost: Das Abschweifen zu bemerken ist bereits ein Fortschritt und bietet Ihnen die Chance, zur Präsenz im Hier und Jetzt zurückzukehren.
Was so einfach klingt, kann eine ungeheure Herausforderung sein — nichts für Feiglinge! Denn wer meditiert, wird damit konfrontiert, dass die eigenen Gedanken oft nicht neutral, sondern sehr negativ sind. Womöglich haben Sie selbst schon bemerkt, wie oft Sie genervt sind und Verachtung empfinden, sich selbst und anderen gegenüber, wie oft Sie sich über Zukünftiges Sorgen machen, mit Vergangenem hadern und sich gegen das Jetzt sperren.
Es sind derartige, oftmals in Endlosschleifen laufende Gedanken, die Depressionen und Angststörungen antreiben sowie Schmerzen verstärken und chronisch werden lassen. Deshalb ist es auch das Ziel regelmäßiger Meditation, achtsam wahrzunehmen, ohne zu werten. „Es geht um eine wohlwollende Akzeptanz dessen, was ist“, sagt Hölzel. „Ich spreche da lieber von ,nicht verurteilen‘ statt von ,nicht bewerten‘ – es ist ja wichtig einzuordnen, was Gutes bewirkt und was nicht.“ Es braucht einiges an Durchhaltevermögen, diese Haltung zu entwickeln.
Merken Sie sich 5 Buchstaben: EIWEI — es ist, wie es ist. Ihr Chef hat Sie angeraunzt? Es ist, wie es ist. Der Nachbar bohrt abends stundenlang Wände an? Es ist, wie es ist. Das Knie schmerzt? Ihre Freundin ist für immer weg? Es ist, wie es ist.
Diese Formel gilt selbst für fast untragbar erscheinende Belastungen. Doch um die zu schultern, ist oft Unterstützung nötig. Daher wurde ursprünglich für Schmerzpatienten die Achtsamkeitsmeditation MBSR kreiert, damit diese lernen, dass Schmerz – ob körperlich oder psychisch – nicht dasselbe ist wie Leid. Dieses entsteht erst, wenn Beschwerden als negativ bewertet und bekämpft werden. Wer sich davon lösen kann, erlangt in der Folge eine wesentlich höhere Lebensqualität. Diese reichlich theoretisch klingende Behauptung ist heute wissenschaftlich gut belegt, durch Hirnscans ebenso wie durch die guten Erfahrungen derjenigen, die schon damit arbeiten.
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Es sind aber längst noch nicht alle Wirkungen der Meditation ausgeleuchtet. „Die meisten Studienergebnisse beziehen sich auf MBSR“, sagt Hölzel. „Es ist noch zu wenig erforscht, ob sie auch für andere Formen gelten.“ Vermutlich werden aber ähnliche Ergebnisse erzielt, wenn dabei auch eine nichturteilende Achtsamkeit eingeübt wird.
Übrigens ist damit nicht gemeint, eine Egal-Haltung zu kultivieren oder stets passiv zu sein. Forschungen zeigen, dass erfahrene Meditierende Emotionen sogar stärker empfinden — sie lassen sich davon allerdings nicht überwältigen. Hölzel: „Indem Sie die Dinge zunächst akzeptieren, wie sie sind, werden Sie erst frei, nicht automatisiert, sondern bewusst zu reagieren.“
Welche Art der Meditation für Sie die beste ist, hängt von Ihren Vorlieben und von Ihrem Ziel ab. Die 7 wichtigsten Formen – am besten selber testen.
1. Atemmeditation
Tief in den Bauch einatmen (das erfrischt), langgezogen (am besten auf „f“) ausatmen. Sie können die Atemzüge mit Zählen verbinden, mit Worten (ruhig, locker) oder mit Bildern (See, Himmel). Abgelenkt? Dann wieder auf den Atem achten.
Fazit: Gut für Einsteiger. Beruhigt Ihr vegetatives Nervensystem sofort, ist daher optimal bei Krisen (Cheftermin!) und Lampenfieber.
2. Sinnesmeditation
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Sinneseindrücke (die Augen zu): lauschen, schnuppern, schmecken, den Körper spüren. Augen dann im Weitwinkelblick öffnen — das lässt Sie bei seitlich ausgestreckten Armen alle Bewegungen Ihrer beiden Hände gleichzeitig sehen.
Fazit: Hilft, die Wahrnehmung zu erweitern. Diese Technik beruhigt auch bei Ungeübten die Gedanken.
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3. Vipassana
Das Ziel: wertfreies Beobachten. Ein Weg dorthin ist das Erspüren des Körpers (Bodyscan) und die Wahrnehmung, wie er Emotionen ausdrückt. Konzentrieren Sie sich nacheinander auf sämtliche Teile Ihres Körpers, von den Zehen bis zur Kopfhaut (Dauer: 10 Minuten).
Fazit: Super, um besser erspüren zu können, was Ihnen guttut. Es sorgt für ein feineres Körpergefühl.
4. MBSR
Die Mindfulness Based Stress Reduction (achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) trainiert mit Hilfe von Körper-, Wahrnehmungs- und Atemübungen sowie Meditation 8 Wochen wertfreies Beobachten, um Stress, Schmerzen und depressive Tendenzen zu reduzieren.
Fazit: Für Skeptiker optimal (gut durch Studien belegt) oder wenn Sie erst mal was austesten wollen.
5. Geführte Meditation
Sie folgen den Anleitungen eines Lehrers, live oder über Kopfhörer. Bei klar umrissenen Zielen (etwa die Flugangst zu besiegen) haben sich Angebotsformen bewährt, die mit tranceartigen Zuständen und Visualisierungen arbeiten.
Fazit: Ist oft ein guter Startpunkt für neugierige Newcomer. Ideal, wenn Sie mit klaren Anweisungen besser zurechtkommen als allein.
6. Konzentrative Meditation
Ziel ist, die Gedankenmühle per Konzentration auf einen einzigen Reiz zu reduzieren. In Meditationshaltung fokussieren Sie 15 oder mehr Minuten die Aufmerksamkeit auf Ihren Atem, auf Klänge, eine Kerze oder ritualisierte Gesänge.
Fazit: Wenn Sie schnell in die Tiefe gehen wollen und genügend Biss haben, um dranzubleiben, auch wenn es mal schwierig wird.
7. Zazen
Die Sitzmeditation des Zen-Buddhismus ist ebenfalls eine konzentrative Meditation, mitunter allerdings noch strenger. Sie erfordert langes, unbewegliches Sitzen ohne Konzentrationshilfe. Sich dieser Strenge zu beugen, kann tiefe Erfahrungen anstoßen.
Fazit: Für alle, die viel Durchhaltevermögen haben und eher traditionelle Lehren bevorzugen.
Tipp:
Wer die geführte Meditation gleich einmal austesten möchte, findet auf Youtube jede Menge Material. Empfehlenswert: Die geführten Meditationen und Phantasiereisen von Mojo Di. Für ihre besonders sanfte Stimme ist zudem Katia Kann zu empfehlen. Wer beim Meditieren lieber einer männlichen Stimme lauscht, dem sei der Kanal von Uwe Borchers ans Herz gelegt.
Rennfahrer Timo Scheider (37) aus Lochau hat schon zweimal die Deutsche Tourenwagen- Meisterschaft gewonnen. Hier erklärt der DTM-Star, warum er so auf Meditation abfährt:
"Meditationen nützen mir auf viele Weisen, beispielsweise bei der Vorbereitung auf ein Rennen. Da konzentriere ich mich intensiv und spiele den Ablauf gleich mehrfach durch: Start, Strecke, Kurven, Möglichkeiten für Überholmanöver. Noch öfter nutze ich Meditationen, um mehr in mir zu ruhen. Das kann auf dem Weg zum Rennen sein, direkt danach oder später im Hotel.
Immer wenn ich das Gefühl habe, nicht in meiner Mitte zu sein, konzentriere ich mich auf einen Punkt unterhalb des Solarplexus, um mich dort zu zentrieren. Dabei beruhigt sich meine Atmung von allein; es stellt sich ein tiefes Wohlgefühl ein, das vor allem dann guttut, wenn ein Rennen nicht so toll gelaufen ist.
Manchmal fragt mich jemand, wie ich so schnell wieder guter Laune sein kann. Aber es geht nicht um Verdrängung. Mein Ziel ist es, keine negativen Gefühle mit mir herumzuschleppen, sondern rasch wieder zu positiver, konstruktiver Energie zu kommen.
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Der Anstoß dazu, mit Meditations- und Mentaltechniken zu arbeiten, kam 2003 von meinem ersten Personal Trainer. Welchen Unterschied es bedeutet, wichtige Abläufe zu visualisieren, hat er mir anhand von Würfen am Basketballkorb gezeigt. Irgendwann hatte ich eine irre Trefferquote, so etwas wie 97 Körbe hintereinander. Solche Trainingsmethoden gab es damals in der DTM nicht, und nicht wenige haben gesagt: Der spinnt doch! Heute ist das fast schon Standard."
Thomas Dold (31) aus Steinach ist Treppenläufer und weltrekordhalter im Rückwärtslaufen. Uns hat der Athlet verraten, wie er mit Hilfe des Meditierens vorwärtskommt.
"Ich nutze Meditation, damit ich von der allerersten Sekunde an Top-Leistungen abrufen kann. Beim Treppenlaufen dauern die Rennen ja höchstens 10 Minuten – wenn ich da schon auf den ersten Stufen Zeit verliere, kann ich das später kaum aufholen. Also muss ich gerade bei einem Massenstart absolut präsent sein. Außerdem gerät man während so eines Laufs äußerlich ständig aus der Balance. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ich innerlich stabil bleibe und in mir ruhe.
Vor dem Training stimme ich mich mit einer geführten Meditation ein. Das sieht so aus: Auf dem Weg zum Maintower — einem Hochhaus in Frankfurt, in dem ich trainieren darf — höre ich im Zug 30 Minuten lang eine CD, auf der ein Sprecher mich in eine Art Trance versetzt. Der Text macht mir meine Stärken bewusst, erinnert mich an Erfolge und gibt mir die Zuversicht, diese Erfolge auch leicht und mit einem Lächeln zu erreichen. Ich bin beim Training dann immer sehr ausgeglichen und kann gute Leistungen bringen.
Im Wettkampf kommt es darauf an, genau diesen Zustand abzurufen. Beim Warmlaufen kann ich mir nichts anhören, was eine halbe Stunde dauert, also brauche ich da etwas Anderes: Ich mache meine Augen zu und konzentriere mich auf die Energie. Weil ich mit den ausführlichen, tranceartigen Meditationen so viele innere Anker gesetzt habe, reicht diese Übung schon, um ganz bei mir zu sein — und auf Kommando Vollgas geben zu können. Durch die Vorbereitung fühle ich mich im Wettkampf nicht wesentlich anders als im Training.
Meditationen sind jedoch nicht nur ein Werkzeug, um mentale Stärke zu entwickeln, sie helfen mir auch dabei, diese auszustrahlen. Und noch was: Früher habe ich meine Rennen meist von der Spitze aus gewonnen. Heute kann ich sehr entspannt 20 oder gar noch mehr Stockwerke einem Konkurrenten hinterherlaufen, um ihn dann innerhalb von 10 Stockwerken so zu hetzen, dass ich leicht überholen und immer noch gewinnen kann."
Bill Itch (alterslos) ist der Star der Heavy-Metal-Band The Roxx. Darum gehört bei dem Münchener Rocker das Stillsitzen zum guten Ton.
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"Vor etwa zwei Jahren kam ich durch meine Lebensgefährtin mit Yoga und Meditation in Kontakt. Am Anfang habe ich mich noch lustig gemacht über dieses ganze Drumherum, mit „Ommm!“- Tönen, Lotussitz und diesen leicht tuntig wirkenden Bewegungen beim Yoga. Aber dann habe ich es ausprobiert, und es hat mich überzeugt. Seither begleitet mich das Meditieren auf meinem Lebensweg. Im Alltag bringt es mich immer wieder auf die Gleise, vor Konzerten bietet es mir die Ruhe vor dem Sturm.
Dabei setze ich mich aber nur ruhig hin, ohne in Kerzenflammen zu starren oder Klangschalen zu lauschen. Solche Eindrücke von außen lenken nur ab. Das gilt meiner Meinung nach auch für Mantras singen oder zählen. Ich sage immer: Augen zu und durch. Man sollte Gedanken einfach so zulassen, wie sie einem kommen, ohne sie zu bewerten. Irgendwann verschwinden diese Gedanken schließlich — und dann wird es in meinem Inneren ganz still. Am Anfang fiel mir genau das nicht leicht. Weil ich innerlich wie äußerlich ein eher rastloser Typ bin, kam ich zunächst kaum zur Ruhe, musste immer an tausend Sachen denken. Und dann auch noch das Stillsitzen, das konnte ich schon als Kind nicht!
Heute muss ich den inneren Schweinehund dafür nur noch selten niederringen. Meistens setze ich mich gern die 15 Minuten hin, um einfach runterzukommen. Normalerweise meditiere ich ein- bis zweimal pro Woche, das reicht mir aus — im Moment jedenfalls. Und natürlich tue ich es vor jedem Konzert, da ist es ein echtes Muss für mich geworden.
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Die Kollegen aus meiner Band und auch andere, denen ich auf einer Tour begegne, finden das durchaus merkwürdig. Denn Rockmusik und Meditation sind auf den ersten Blick etwa so nah beisammen wie die Erde und Alpha Centauri. Was die Jungs so für Bemerkungen über ihren Frontmann von sich geben, will ich hier gar nicht wiederholen. Allerdings juckt’s mich auch überhaupt nicht. Ich kann jedem nur empfehlen, es einfach selbst mal zu versuchen."
Niels Kohlschütter (39) aus Eydelstedt ist Chef-Einkäufer bei einem mittelständischen Unternehmen. Er setzt auf Sinnesmeditation.
"Ein achtsamer Start in den Tag sorgt für eine positive Grundlage, was auch immer kommen mag. Mit der Zeit hat sich bei mir eine ganz eigene Routine entwickelt, die man wohl am ehesten als Sinnesmeditation bezeichnen kann. Nach dem Aufstehen mache ich mir mein Frühstück und setze mich damit auf eine Bank vor dem Haus. Dort genieße ich den weiten Blick über eine Pferdekoppel und lausche zugleich sehr intensiv allen Geräuschen. Zumeist sind das vor allem Vogelstimmen. Ich spüre den Wind und die Sonne auf meiner Haut, manchmal auch den Regen, atme ganz tief und ruhig und achte dabei auf alle Gerüche, die in der Luft sind.
Das Faszinierende daran ist, dass sich meine Aufmerksamkeit einerseits auszudehnen, andererseits stärker in meinem Inneren zu verankern scheint. Das hilft mir im Alltag, mit mir in Verbindung zu bleiben, wenn’s mal stressig wird. Natürlich bin ich nicht immer so in meiner Mitte, aber inzwischen nehme ich eher wahr, wenn ich mal neben mir stehe — und das ist dann kein guter Zeitpunkt für wichtige Entscheidungen. Wenn eine Angelegenheit nicht warten kann, versuche ich, erst mal in meine innere Ruhe zurückzufinden. So kann ich präsenter sein, wenn ich als Teamleiter meiner Abteilung gefordert bin, und meine Arbeit besser erledigen.
Aber auch wenn es sich vielleicht so anhört: Für mich sind diese meditativen Momente am Morgen kein Mittel, um leistungsfähiger zu sein. Es geht mir auch nicht darum, besser zu funktionieren, sondern darum, intensiver zu leben. Je wacher meine Sinne sind, je präsenter ich sein kann, desto lebendiger fühle ich mich.
Darüber hinaus kann ich aus dieser größeren Präsenz heraus meine Gedanken besser wahrnehmen und sie ganz bewusst auf all das ausrichten, was mich froh und dankbar sein lässt, was ich stärken will und was mir wirklich wichtig ist. Das ist für mich sehr bereichernd. Aber die Morgenroutine ist kein Muss — wenn ich keine Lust habe, lasse ich es bleiben. Das kommt allerdings wirklich selten vor, denn ich liebe es, an der frischen Luft zu sein, mich mit der Natur verbunden zu fühlen. Kurz: Es geht mir einfach besser, wenn ein Tag auf diese Weise anfängt."
Neugierig geworden? Gut so! Aber bitte bedenken Sie eines, wenn Sie gleich starten wollen mit Ihrer ersten Meditation: Es ist anfangs völlig normal, dass Ihnen das Stillsitzen schwer fällt und Ihre Gedanken permanent abschweifen wollen. Seien Sie geduldig mit sich und geben Sie sich genügend Zeit. Lassen Sie sich nicht entmutigen, denn letztlich ist es mit dem Meditieren wie mit einer neuen Sportart – alles eine Frage der Übung. Je länger Sie meditieren, umso eher werden Sie belohnt: mit einem klaren, wachen Geist, tiefer Entspannung und einem ziemlich guten Gefühl.