+++ 10. September 2019, Großer Aufschlag, danach krank im Bett +++

Lieber Leser, was soll ich Ihnen sagen - die Cyclassics waren ein Fest!
Die drei Punkte "Und darauf freue ich mich" meines vorangegangenen Logbuch-Eintrages kann ich in Summe abhaken:
Ich bin die drittbeste Zeit von unseren sechs aktuellen Team Alpecin-Startern gefahren: nach 3:48 Stunden rollte ich ins Ziel. Trotz Trainingsrückstands über die vergangenen Wochen gelang mir eine hammermäßige Durchschnittsgeschwindigkeit von 41 km/h! Mit Team-Support kämpfte ich mich von Block E nach vorne in den Block A. Zwischendurch gab es 3 bis 4 Unfälle, bei denen ich es zwar Scheppern hörte, aber nicht involviert war. Man soll auch mal Glück haben.
Also keinerlei Probleme? Soweit würde ich nicht gehen. Ich habe mit durchaus übernommen, das merkte ich bei 140 Kilometern, als der Fiesling vor mir auftauchte: Der Hamburger "Hausberg" Kösterberg zwischen Wedel und Blankenese im Westen Hamburgs. Ich mache es kurz und schmerzlos, also anders, als der Kösterberg mit mir umging: der 3.4 Kilometer lange Anstieg mit 70 Höhenmetern hat mich auseinandergenommen. Nachdem mich der Hügel zermürbt hatte, durfte ich zwar mit 45 km/h ins schöne Wedel einreiten, aber danach ging's weiter bergab und zwar gesundheitlich. Ich lag ein paar Tage mit Fieber im Bett.
Aber diese kleine Ruhepause kann einen Radfahrer nicht erschrecken. Am 3. Oktober 2019 geht's beim Münsterland Giro weiter. Das Team Alpecin hat sich auch schon eine verdammt clevere Taktik ausgetüftelt, seien Sie gespannt. Bis dahin. . .
+++ 22. August 2019, Back on Track! +++

Lieber Leser, angedeutet im vergangenen Logbuch-Eintrag, habe ich mein Vorhaben blitzschnell umgesetzt - nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Ich habe mich für eine der "schönsten Stadtkurse der Welt" angemeldet: die Cyclassics in Hamburg an diesem Wochenende; die 160 Km Runde.
Und darauf freue ich mich:
- endlich das Team ALPECIN wiedersehen!
- ich habe zwei Wochen nichts, nada, nüscht gemacht auf und mit dem Fahrrad - ich bin gespannt, was mir meine Beine zu sagen haben
- mein Ziel: unter 4 Stunden die Runde abradeln!
Meinen ungeschönten Leidensbericht findest du kommende Woche genau hier, schau auch gerne dieses Wochenende auf Men's Health Insta und Facebook - vielleicht schaffe ich es für ein paar Stories vorbeizuschauen. Bis dahin
bleib in meinem Windschatten - Maximillian
+++ 12. August 2019, Wer braucht schon Urlaub, wenn ... +++

Ja, wenn man die Liebe zum Zweirad für sich entdeckt hat?! Ich befinde mich gegenwärtig im wohlverdienten Urlaub — zur Abwechslung auf einem motorisierten Zweirad — und merke: hier fehlt etwas.
Was ist es? Fehlt der Wind im Gesicht? Ich könnte mir einen offenen Helm zulegen. Die enge Radlerhose? Eher nicht. Die Geschwindigkeit? Ich könnte mich von meinem Motorrad langsamer über die Straßen tragen lassen ... nein, DAS fehlt mir: die aktive Bewegung.
Die Wissenschaft gibt meiner Vermutung Recht: Fahrradfahren erhöht die Herzfrequenz, dadurch pumpt mehr sauerstoffreiches Blut durch mein System und auf diesem Weg gelangen mehr Nährstoffe in mein Gehirn. Trotz all der Anstrengungen, dem Stress und der Zweifel in den vergangenen Monaten — stieg ich aufs Fahrrad, waren diese Symptome des Alltags bald verschwunden. Ein Effekt, den Neurologen seit längerem Erforschen. Eine Ursache: während man Fahrrad fährt, werden im Gehirn die Areale für die motorischen Bewegungen beansprucht. Im Gegenzug legt das logische Denken eine Verschnaufpause ein, wodurch, wie es so schön heißt, "der Kopf frei wird". Außerdem regt Fahrradfahren das Verknüpfungen von Nervenzellen im Hirn an.
Fazit: Wer braucht schon Urlaub, wenn man ein Fahrrad sein Eigen nennt. Sobald ich zurück in Hamburg bin, melde ich mich für das nächste Rennen an!
+++ 01. August 2019, C'est achevé! +++

Lieber Leser, es ist vollbracht - ich habe mich erholt. Von 7:30:15 Stunden Fahrzeit, 40 Grad Celsius Mittagshitze und verbrannten 6.337 kcal.!
Belohnung: Rang 2.898 von 10.229 Finishern und eine Erfahrung, die ich niemals missen möchte. Challenge bestanden!

+++ 19. Juli 2019, Nur noch 48 Stunden +++

Lieber Leser, wahrscheinlich sind Sie nicht so aufgeregt wie ich, aber am Sonntag gipfelt meine monatelange Profi-Vorbereitung im TEAM ALPECIN im finalen Rennen, L’Étape du Tour.
Wie ist mein momentaner physischer und psychischer Zustand? Befriedigend, Note 3. Ich bin aufgeregt und freue mich. Aber je näher der Start rückt, desto mehr Respekt fordert mir die höllische Strecke ab. Vergangene Woche habe ich nur wenig trainieren können - ich habe mich auf dem Rad also bereits souveräner gefühlt. Aber es hilft nichts, "shut up, legs", wie Jens Voigt sagte, jetzt gilt es, sich auf das Training zu verlassen.
Live-Tracking
Da mich einige gefragt haben, kommt jetzt der Link zum Live-Tracking. Ja genau, ihr könnt am Sonntag, ab 7:52:30 Uhr live tracken, wo ich mich auf dem Kurs der Etappe befinde. Hammer, oder?
Die Eckdaten:
- Link: https://track.rtrt.me/e/ASO-ETAPEDUTOUR-2019#/tracker/RTSZEHJL
- Startnummer: 7955
- Start-Block: 7
- Start-Uhrzeit: 07:52:30
Wer ganz verrückt ist, kann sich auch die App zur L’Étape du Tour laden und darin nachschauen.
Wenn Sie das hier lesen, bin ich schon auf dem Weg von Hamburg zur Tour und Team-Vorbereitung. Meine Kollegen in der Redaktion haben mir zum Abschied viel Glück gewünscht. Lieber Leser: Sie haben mich hier über Monate begleitet und für diese Treue und Aufmerksamkeit möchte ich mich herzlich Bedanken! Nun liegt es an Ihnen, lassen Sie mir ein paar @aufmunternde Worte zukommen, ich und mein Durchhaltevermögen am Sonntag sind für jedes dankbar!
Ihr Maximilian Immer[Link auf https://www.instagram.com/maximilianimmer/]
+++ 12. Juli 2019, Ich präsentiere Ihnen: Das TEAM +++

Lieber Leser, so kurz der Titel, so ausschweifend könnte heute die Laudatio für eine Gruppe von Menschen ausfallen, die ich über das vergangene halbe Jahr kennen- und schätzen lernen durfte. Aber warum lange herunmfaseln, darüber, was (für mich) das Team im Radsport bedeutet, wenn das jemand bereits unschlagbar auf den Punkt gebracht hat:
"Einer steht und strampelt für den anderen, damit sich am Ende alle freuen können."
Das sagte einst Kult-Fahrer Rolf Aldag, zehnmaliger Tour-Teilnehmer, Fahrer an der Seite von Erik Zabel und Jan Ullrich und mit Zabel das Duo Infernale im geschätzten Dokumentarfilm "Höllentour" (2004) über die Tour de France 2003.
Wir gehen also direkt ans Eingemachte: Der Einblick ins TEAM ALPECIN 2019.

Das Wer, Wie, Was des TEAM ALPECIN
Sechs Länder sind im Teamjahrgang 2019 vertreten, darunter auch erstmals die USA. Eine strategische wichtige Rolle nimmt Bastian Picker ein. Er ist unser interner Teamcaptain. Heißt: Ansprechpartner fürs Orga-Team und Bindeglied unserer durchmischten Gruppe. Vermutlich würde das Team auch ohne ihn funktionieren, da wir ein kleines Team sind, jeder mit jedem direkt spricht und so kaum Probleme auftreten, die gelöst werden müssten. Basti hat seinen Aufgabenbereich deshalb erweitert auf die Rolle des Geldeintreibers! Das Team hat sich nämlich beinharten Regeln unterworfen. Hintergrund: Nachdem Lude (Jörg Ludewig) und Co. uns gesagt haben, dass die Bikes immer (!) sauber zu halten sind und wir niemals (!) unsere Teamkits (Klamotten) verlieren sollen und beim Teamevents auch stets (!) darin auftreten sollen, weil ansonsten fünf Euro pro Regelverstoß zu zahlen sind, haben wir diese Vorschriften in einem Moment des wahnhaften Ehrgeizes erweitert: auf 19 (!) Regeln…
Die 19 Gebote des TEAM ALPECIN
Für die Missachtung einer dieser Regeln zahlt der Betreffende fünf Euro in die Gemeinschaftskasse. Der Plan: Von dem Geld wird am Ende eine fette Party geschmissen. Mittlerweile haben wir schon ein paar Euro zusammen — wir sind daher noch unschlüssig, wofür wir uns Beglückwünschen sollen: für unsere Disziplin oder die, wie es bisher aussieht, magere Party-Ausstattung.

Regel 17? — Wir brauchten ein bisschen Puffer, also steht Regel 17 für all das, was wir vergessen haben.
Wichtige zusätzliche Personen / Betreuer:
Jörg (Lude) Ludewig — motivierende Seele hinter dem Team und sportlicher Leiter bei Alpecin;
Florian Geyer — Coach, Trainingsplan-Ersteller und Leiter des Radlabors in Freiburg;
Sascha Fölling & Steffen Rohlfing — helfen bei allem, was anfällt. Du hast ein Problem? Ruf Sascha & Steffen an, sie lösen sie;
Sarah Dörmann & Robin Holtkamp — Unterstützung durch Orga und Info-Weiterleitung und, und, und — ohne die beiden, würde nix funktionieren.
Sie sind neugierig geworden? Zu Recht. Hier finden Sie alle Name des TEAM ALPECIN
+++ 06. Juli 2019, Start der Tour de France und: So steht's um meine Power für die L'Étape du Tour +++

Lieber Leser, heute ist es soweit, die 106. Tour de France ist gestartet! Ab jetzt warten 3 Wochen Wettkampf, Leidenschaft und Triumphe auf die Profis, und natürlich auf uns, die Mitfiebern am Fernsehgerät und am 21. Juli den Mut haben, sich selbst aufs Fahrrad zu schwingen, um bei der L'Étape du Tour den ultimativen Test zu absolvieren.
Eines sei gesagt: Das Training zerrt an meinem Körper. Aber die Vorfreude ist so groß, dass ich am liebsten schon heute mit den Profis auf den Sattel und die Strecke würde. Der Vorbereitung entsprechend haben meine großartigen Trainer vom Team Alpecin einen letzten Stand zu meiner körperlichen Verfassung eingefordert. Sollen sie bekommen. Hier die Daten meines letzten Leistungstests von dieser Woche, dem sogenannten FTP-Test (Funnctional Threshold Power). Heißt im Deutschen soviel wie "funktionelle Leistungsschwelle" und bedeutet: Ich trete über einen bestimmten Zeitraum so doll ich kann konstant in die Pedalen.

Was mir auf meinem Monitor ausgerechnet wird, ist meine maximale Leistung in Watt über eben jenen Zeitraum. Es ist ein guter Wert, um zu sehen, zu welcher Leistung ich fähig bin und wo eventuell noch nachgebessert werden muss. Die Auflistung meiner insgesamt drei FTP-Tests:
Meine FTP Tests
-
1. April 2019
275 Watt bei 86 kg
3,19 W/Kg - 21. Mai 2019
288 Watt bei 84 kg
3,42 W/Kg - 2. Juli 2019
329 Watt bei 84 kg
3,92 W/Kg
Fazit: Ready to compete!
Das Training schlägt an, ich muss 2 Kilo weniger Gewicht den Berg hochschleppen und die Werte steigern sich; 329 Watt ist tipptopp :-)
+++ 27. Juni 2019, Der Countdown hat begonnen: 3 Wochen bis zur L'Étape du Tour +++
+++ 21. Juni 2019, Mein Trainingsplan für unter der Woche +++
Lieber Leser, die meisten ambitionierten Sportler stehen vor der gleichen Herausforderung: Training, Arbeit und Privates unter einen Hut bringen. Ich habe mir deshalb einen Trainingsplan erstellt, der mir das Wochenende für private Dinge freischaufelt, mich aber nicht von meinem Ziel abbringt, fit für die L’Étape du Tour im Juli zu sein. Ruhetage: Samstag, Sonntag, Montag. Aber schauen Sie selbst...

Zur Erklärung: Am Dienstag habe ich insgesamt 2:00 Stunden trainiert. Abkürzungen wie "EB-SB-EB" können Sie hier nachlesen. Viel Spass!
+++ 17. Juni 2019, Sommer, Sonne ... +++
Lieber Leser, Sie haben es selbst erleben dürfen, wir befinden uns auf dem Weg in den Sommer. Am Wochenende lud das schöne Wetter alle zum Grillen und Entspannen in die Parks dieser Republik ein. Alle? Nein, natürlich nicht ...
PS. Statt des erwähnten "Swipe" gibt's hier am Donnerstag oder Freitag meinen hammerharten neuen Trainingsplan zum Nachfahren für Sie, wenn Sie fit sind, an dem ich mich bereits abarbeite.... Bis dahin, bleiben Sie in meinem Windschatten.
+++ 05. Juni 2019, "Rund um Köln": brutal schnell und am Limit aufm letzten Kilometer +++

Lieber Leser, wie versprochen, diesmal wollte ich auf keinen Fall mit Energieüberschuss ins Ziel trudeln wie in Luxemburg. Deshalb: vom Start an Vollgas und aufs Ganze gehen! Ein Zufall sollte mir bei meinem Vorhaben unter die Arme greifen. Bei den Startblöcken A bis F, die absteigend nach Schnelligkeit geordnet werden (die schnellsten Fahrer starten vorne im Block A), hatte ich mich eigentlich in Block C oder D eingeplant. Unerwartet bekam ich die Möglichkeit in Block B zu starten und griff bei dieser Gelegenheit spontan zu —volles Risiko.
Fazit: Block B hat für mich richtig gut funktioniert. Ich merke, wie das Training anschlägt. Ich bin fast immer in Gruppe gefahren und konnte mich mit den Kollegen bei der Führungsarbeit abwechseln. Ergebnis: eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h! In Luxemburg waren es "nur" 30km/h — allerdings musste ich da auch deutlich mehr Höhenmeter klettern. Dennoch: ich bin super zufrieden. Auf den letzten Kilometern vor dem Ziel ging bei mir kaum noch was, ich war am Limit und kämpfte gegen Krämpfe, sodass ich kaum noch zum Sprint ansetzen konnte. Eine Grenzerfahrung, herrlich. Ich bin auf einem guten Weg.
Bleiben Sie bei mir im Windschatten, bis nächste Woche!
Lust zu sehen, was ich jeden Tag so abradel? Folge mir bei Strava
+++ 29. Mai 2019, Mein erster Formcheck in Mondorf les Bains (Luxemburg) beim Schleck Gran Fondo: 3 Krisen für eine Erkenntnis: Ich bin im Fieber! +++

Lieber Leser, ich bin mein erstes Radrennen gefahren! Vorweggenommenes Fazit: Meine gesamte Muskulatur zieht gewaltig, körperlich fühle ich mich am Ende und mental bin ich im Fieber, im Rad-Fieber. Und jetzt, tauchen Sie ein, ich erzähle Ihnen, wie es am vergangenen Samstag in Luxemburg war, Platzwunden, Krisen und Irrungen und Wirrungen inklusive und exklusiv für Sie als Men's Health-Leser!
Die Strecke
Im schönen Luxemburg warten 155 Kilometer und 2500 Höhenmeter auf insg. 1619 Teilnehmer. Am Vorabend des Renntages hole ich zusammen mit meinen Kollegen aus dem Team Alpecin die Startnummern ab (meine: 2535), wir schlendern über die Rennrad-Messe, lauschen dem Security-Briefing (zu beachtende Regeln für das Rennen etc.) und beenden den Tag mit einer Pasta-Party: Nudeln & Bolo en masse für ausreichend Kohlenhydrat-Energie am kommenden Tag.

Der Renntag
Der beginnt früh: um 09:30 Uhr ist Startschuss. Dafür finden wir uns mit einigen Teammitgliedern im 1. Start-Block ein für die Altersklasse 25–35 Jahre, so war die Ansage — bei der wir prompt übersehen haben: die Altersklasse ist korrekt, aber auf unseren Startnummern stehen kleingedruckt die Buchstaben "LR", was übersetzt "Leasure Ride" heißt: Freizeitfahrer. Diese starten nachvollziehbar in den hinteren Blöcken. Denn: Der 1. Block ist reserviert für alle, die sich für Weltmeisterschaft qualifizieren wollen! Als der Startschuss fällt, ist jeglicher Leasure-Gedanke fehl am Platze, es ist eng und geht kompromisslos zur Sache. Immerhin: Es gelingt mir unfallfrei in der Masse mitzuschwimmen. Mein Ziel für heute: Die 155 Kilometer in unter 7 Stunden befahren und sollte ich richtig gut drauf sein, sogar in unter 6 Stunden.

Die ersten Kilometer fühlen sich gut an, alles easy. Dann bei Streckenkilometer 30 erwischt es jemand aus unserem Team. Auf gerader Strecke wird er in Gruppe fahrend in einen Crash verwickelt. Ergebnis: Platzwunde, Abschürfungen, Kieferfraktur; Sanis kümmern sich um die Ersthilfe, danach geht's ins Krankenhaus. Der Alltag eines Rennfahrers.
Für die folgenden Kilometer ist es wichtig, eine Gruppe zu finden, der ich mich anschließen kann. Alleine fährt man zu langsam, vielleicht würde ich auf 32 km/h kommen; eine Gruppe bietet Windschatten, zieht einen mit und man wechselt sich bei der Führungsarbeit ab. So schafft man glatt 10 km/h mehr im Durchschnitt. Doch einige Gruppen sind zu schnell für mich, andere wiederum zu langsam, also fahre ich streckenweise alleine. Die ersten Bergabfahrten liegen vor mir. Ich nehme ich mich zurück, es ist viel los auf der Strecke, das Gewusel und die Geschwindigkeit ringen mir Respekt ab. Aber unterm Strich radel ich die kommenden 80–90 Kilometer gut weg.
Ab Kilometer 120 wird es plötzlich problematisch
Mich überkommt Übelkeit. Entweder ist es die körperliche Anstrengung oder mein Magen rebelliert gegen die Energieriegel, die ich in Häppchen auf den vergangenen Kilometern gefuttert hatte, vorbereitend für die letzten zwei harten Anstiege, die noch vor mir liegen, und zu dem Zeitpunkt noch mit einem Lächeln im Gesicht. Da ich nicht weiß, wie ich das flaue Gefühl loswerden kann, trete ich immer weiter in den Pedalen. Nomen est omen!

Streckenkilometer 130: meine Oberschenkel- und Wadenmuskeln meutern. Ich spüre, wie sie kurz davor sind "dicht" zu machen. Dabei hatte ich Energie gespart, um für die letzten zwei langen Anstiege ausreichend Power übrigzuhaben. Wer will bei seiner ersten Fahrt schon kurz vor dem Ziel schlapp machen?! Und nun das! Es geht nicht, ich fahre an eine Verpflegungsstation, fülle meine Wasserflaschen auf und esse zwei Stücke Orangenfilets. Danach geht’s weiter. Nach 5 Kilometern sind meine Muskeln back in business und laufen rund. Stark. Jetzt heißt es die Anstiege in Angriff nehmen!
Die letzten Kilometer
Dafür nehme ich mich erneut etwas zurück, nicht zu früh das Pulver verschießen, allerdings bringt mich mein selbst auferlegter Energiesparmodus aus dem Rhythmus. Andere Fahrer rauschen an mir vorbei. Endlich kommt der erste Anstieg. Der flutscht gut weg, kürzer und weniger stark, als eingeplant. Das verunsichert mich — Na gut, umso härter wird vermutlich der letzte Anstieg sein. Nicht zu früh die Zügel loslassen. Da, ich kann ich sehen, und ich hab ausreichend Power übrig, auf geht’s. Und erneut, auch dieser Anstieg ist deutlich kürzer und weniger stark als geplant. Verdammt, das ist bitter, ich kann doch nicht mit überschüssiger Energie ins Ziel einfahren. Ich lege den Sprint-Gang ein, pack alles rein, was die Muskeln hergeben. Die letzten Kilometer presche ich mit 50–60 km/h über die Strecke. Geschafft.

Nach dem Ziel (ist vor dem nächsten Rennen)
Lieber Leser, es-war-der-Wahnsinn. Ich bin noch nie so eine Distanz gefahren. Mein erstes Rennen habe ich als 1136. in 5:23:24 Stunden beendet — für mich ein Erfolg! Ich habe fast 500 Konkurrenten hinter mir gelassen; der Sieger benötigte für die Distanz knapp 4 Stunden. Das beste Team Alpecin Mitglied war nur 45 Minuten vor mir im Ziel. Am Ende waren es sogar 160 Kilometer und doch "nur" 2111 Höhenmeter.
Die Schleck Gran Fondo in Luxemburg war der perfekte Form-Test für mich. Jetzt weiß ich, dass ich die L'Étape du Tour am 21.07. schaffen werde, auch unter 10 Stunden! Am kommenden Wochenende greife ich das nächste Rennen an, den Klassiker am Rhein: die "Rund um Köln"-Fahrt. 127 Kilometer und 1800 Höhenmeter — die brenn’ ich ab. Solange bin ich noch angeschlossen am PowerDot, um meinen Muskelkater zu kurieren.
Also, bleiben Sie bei mir im Windschatten, bis nächste Woche!
+++ 22. Mai 2019, Kurzurlaub im heimischen Köln +++

Das Rheinland! Eine Landschaft zum idyllischen Entspannen, in den Tälern und auf den sachten Gipfeln will man verweilen, auf dem Wasser will man flussabwärts schippern, die Seele baumeln lassen und einfach sein. Es ist eine Genusslandschaft — für alle anderen . . .

Ich musste trotz redaktionellem Kurzurlaub übers Wochenende ran ans Rad, Kilometer und Tempo machen. Denn: In 8 Wochen ist es soweit, dann geht’s ums Ganze! So langsam fängt es an zu kribbeln . . . Dagegen hilft nur Radfahren. Erst draußen, dann drinnen, Tag und Nacht, immer.
+++ 13. Mai 2019, Kuchen, überall Kuchen und für mich nix als Training! +++

Liebe Leser, als wäre der Montag nicht bereits hart genug, wird meine Trainingsdisziplin momentan auf eine weitere Probe gestellt: Meine geliebten Kollegen tellern seit Tagen Kuchen in aller Form und Menge auf die Tische der hiesigen Redaktions-Flure.
Es begann vergangene Woche. Kuchen, immer wieder wurde via E-Mail Kuchen angekündigt. Die Anlässe rissen nicht ab. Mich empfing bei jedem Marsch zur Teeküche für eine Tasse Frischkaffee ein weiteres Kuchenblech und meine Kollegen, die herzlich zulangten und fröhlich im Zuckerwahn schwelgten ("Mmmh, ist-der-safffftig!"). Ich kämpfte an allen Fronten, gegen die Völlerei der Kollegen, den lieblichen Duft von Apfel, Himbeer- oder Himmel-weiss-was-für Kuchen, der mir samtweich den Magen kitzelte, und gegen meine bröckelnde Disziplin.
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Einzig unter Anwendung eisenharter Selbstdisziplin, und sehr viel Fahrtraining, konnte ich mich, ohne zu sündigen, ins Wochenende retten — und heute nun das: erneut Backbleche voller Kuchen! Der Weg eines Fahrrad-Profis ist auf beiden Seiten gesäumt mit Versuchungen. #EscapeTheCake
+++ 06. Mai 2019, Allergie und Fernsehen +++

Am Wochenende gab's Training in den eigenen vier Wänden statt im Freien: denn trotz des mäßigen Wetters in Hamburg machen mir die Allergien heftig zu schaffen — Nase läuft, Augen tränen und jucken, da strampel ich lieber ein paar Kilometer aufm heimischen Rollentrainer herunter. Aber mein Gesicht ist eigentlich das geringste Problem. Schon Rudi Altig wusste: "Ein Radrennfahrer muss seinen Hintern besser pflegen als sein Gesicht."

Das Motto habe ich mir am Tag der Arbeit zur Brust genommen. Um nicht ganz untätig zu bleiben und mein Theorieverständnis zu erweitern, Bildung muss schließlich sein, habe ich die Kollegen beim Radklassiker Eschborn–Frankfurt studiert. Wattzahl, Geschwindigkeit, Taktik. Ganz stark, wie die da Schwitzen!
+++ 29. April 2019, Schwitzen während der Mittagspause in Hamburg +++

Schöne Grüße in die Redaktion und alle Büros dieser Republik: Das war bei einer schönen Ausfahrt in der Mittagspause. Eine Stunde entlang der Elbe und den höchsten Berg Hamburgs hoch, runter und wieder hoch: den Waseberg. In Hamburgs gibt's Berge? Ja, durchaus. Der Waseberg steht im Hamburger Nobelviertel Blankenese und liegt 87 Meter über NN und noch besser für mich: er hat harte 18 Prozent Steigung! Jedes Jahr zu den Hamburg Cyclassics quälen sich hier die profis hoch — und heute ich.

+++ 19. April 2019, Trainingslager Zusammenfassung: Beeindruckend, tragisch und überwältigend +++
Diese drei Wörter beschreiben die Zeit im Trainingslager für mich am besten. Unser Kollege, Stefan Keul (Pro Sport Manager der Radmarke Canyon), ist hier bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Das hat alle im Team schwer mitgenommen. In dieser schlimmen Zeit hat man gemerkt, wie dieses Team —, das sich ja noch nicht lange kennt — zusammenhalten, wie es funktionieren kann und es trotzdem klappt, das jeder an seine mentalen und körperlichen Grenzen geht und darüber hinaus. Das hat mich beeindruckt. Der Zusammenhalt gibt Stärke um Krisen zu überstehen und hat mich unendlich gepusht.
Ein Beispiel aus dem Training: ich war auf einer Bergfahrt, wunderschöne Weinberge und gleichzeitig knüppelhart mit einem Anstieg von 20 Prozent. Ich kraxelte unten am Berg zum Aufstieg herum und das Einzige, was mühelos war, war das Schwitzen. Ich war auf dem kleinsten Zahnrad unterwegs, ackerte und kämpfte gegen das Brennen in meinen Oberschenkeln. Ich ließ nur noch mein Gewicht in die Pedalen fallen, statt aus Muskelkraft zu treten. Und was haben die Profis und Halbprofis vom Team Alpecin, wie Maurizio Fondriest und Jörg Ludewig und die Alpecin-Allstar gemacht, die uns unterstützen? Die waren natürlich längst oben am Berg. Sie sind dann für die weniger Fitten umkehrt, fuhren neben uns her und haben auf uns eingeredet, "Komm, du packst das!" — "Nimm dir kleine Ziele vor." — "Ja, los!!".
Lieber Leser, Sie glauben gar nicht, wie unfassbar geil das ist und wie heftig das einen nach vorne treibt. Die haben mich überwältigt in ihrer Motivation uns zu unterstützen und mit ihrer Hingabe an den Sport. Selbst während der größten Qual macht das dadurch Spass, Rennen zu fahren und sich zu quälen. Durch sie bin ich Strecken gefahren, von denen ich nicht dachte, dass ich sie schaffen könnte: 120 Kilometer — OK, aber gleichzeitig über 1000 Höhenmeter, nie hätte ich mir vorgestellt, dass ich solche Strecken so früh im Training bewältigen könnte.
Deshalb nehme ich aus dem Trainingslager, neben dem hervorragenden Essen, folgendes mit: was diesen Sport so faszinierend macht, von dem man annimmt, er sei ein Einzelkämpfer-Sport, ist das Team. Es ist der Support untereinander. Und auch wenn ich bereits einen Eindruck bekommen habe, wie derbe hart es werden wird im Juli: Ich bin jetzt noch heißer darauf die L’Étape du Tour zu fahren! Bleiben Sie dran, auch in bin gespannt, was ich als nächstes zu berichten habe.
+++ 08. April 2019, Südtirol — ES GEHT LOS!! — +++
+++ 01. April 2019, Hamburg +++
Liebe Men's Health Leser, hier berichte ich ab sofort für Sie über die Höhen und Tiefen meiner Challenge im Alpecin Jedermann-Team. Das ist kein April-Scherz.