Wie viel Klischee passt in einen Geburtstag? Neben dem neuen Sportwagen müssen ab 40 eine deutlich jüngere Freundin und eine dicke Armbanduhr her. Auch wenn Sie von der Midlife-Crisis verschont bleiben, sollten Sie beim Kraftsport einige Dinge beachten.
Weil es Ihnen Ihre Männlichkeit wert sein dürfte. "Intensives Training regt die Produktion von Wachstumshormonen und Testosteron an, gerade letzteres ist für Männer wichtig", erklärt Personal Trainer Detlef Romeike aus Hamburg (www.derstarkmacher.de). Ohne Workout bauen Sie ab 35 Jahren stetig ab. Die Muskeln werden schlaffer, die Haltung wird stetig schlechter und das Bindegewebe speichert nicht mehr so viel Wasser. Die Folge: Sie werden unbeweglicher. "All dem kann ein gutes Krafttraining entgegen wirken und mit gut meine ich funktionell, athletisch", so der Autor von dem "Trainingsbuch für echte Männer" (pietsch Verlag, um 8 Euro), das sich speziell an den Mann ab 40 richtet.
Jetzt ausprobieren
Du willst Gewicht verlieren, Muskeln aufbauen oder rundum fitter werden? Dann bist du bei uns genau richtig. Unsere Top-Trainer holen dich genau dort ab, wo du gerade stehst und schreiben dir einen maßgeschneiderten Trainings- und/oder Ernährungsplan - Motivation und Rückfragen inklusive.
Idealweise benehmen Sie sich nicht wie ein 16-Jähriger. Stattdessen gilt es laut Experte Körperweisheit zu entwickeln. "Ich muss lernen, auf meinen Körper zu hören und die Souveränität entwickeln, entsprechend zu handeln", sagt der physikalische Therapeut. Dazu gehört, dass Sie Ihren Trainingsumfang deutlich reduzieren, die Intensität aber erhalten und viel mehr Wert auf die Regeneration legen. "Wer früher 5 Einheiten die Woche auf dem Plan hatte, setzt jenseits der 40 besser auf 3 intensive Trainings", erklärt der Coach mit 30-jähriger Trainererfahrung. Für ihn ist es langfristig gesehen besser, zu wenig als zu viel und zu leicht als zu schwer zu trainieren. "Die Technik geht immer vor der Gesamtbelastung. Wer ständig hochtourig fährt, belastet seine Gesundheit", so Romeike. Erfahrungsgemäß sind die letzten Wiederholungen technisch selten sauber, was laut dem Fachmann so gut wie jedes Mal zu kleinen Mikrotraumata führt, die sich in der zweiten Lebenshälfte bemerkbar machen. Um diese schmerzhafte Erfahrung zu vermeiden, achten Sie auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Aktion und Regeneration. "Die Belastungsfähigkeit ist bei zunehmenden Alter sehr begrenzt, da muss man mehr im Bereich Erholung arbeiten", erläutert der gelernte Masseur. Was nicht heißen soll, dass Sie sich anders ausruhen sollten als mit 20 – die Sauna tut immer gut. Jedoch müssen Sie für sich herausfinden, wie Sie am besten und schnellsten regenerieren. Dazu gehört nicht, den Eiweißshake direkt nach dem Training zu trinken. "Das Blut steckt dann noch in den Muskeln, die Verdauung ist viel zu eingeschränkt, um die Proteine zu diesem Zeitpunkt optimal zu verwerten", betont der Experte.
Kommt darauf an, was und wie Sie vorher trainiert haben. Generell sind Sie als 40-Jähriger in der Lage, sehr gut Muskeln aufzubauen. Romeike beteuert, dass definitiv noch ein hohes Aufbaupotenzial vorhanden ist. Allerdings dauert es länger als es im zarten Alter von 16 tun würde, da der Hormonhaushalt nicht mehr ganz so rund läuft und Sie nicht mehr mit der gleichen Häufigkeit arbeiten können. Der passive Bewegungsapparat braucht mehr Erholung. "Wenn ich mir die nehme, dann habe ich durchaus die Chance auf mehr Masse. Vor allem, wenn ich bis dahin nur unterschwellig oder einen ganz anderen Sport trainiert habe"“, so der Trainer. Im Umkehrschluss heißt das leider (Achtung, es folgen harte Worte!): Wenn Sie bis dahin schon sehr intensiv trainiert haben, ist der Muskelmasseaufbau nicht mehr möglich. Dann kämpfen Sie nur noch gegen den Abbau“, sagt der 57-Jährige.
Falls Sie Haarausfall und Falten für Probleme halten, dann machen Sie sich auf was gefasst. Im Ernst: Welche Wehwehchen Sie jetzt treffen, hängt davon ab, ob Sie bislang aktiv oder eher passiv unterwegs waren. Doch auch Sport schützt nicht immer. Romeike beobachtet gerade bei älteren Tennis- oder Fußballspielern ein erhöhtes Aufkommen von Schulter-, Knie- und Ellbogengelenkproblemen. "Der größte Fehler ist, die Erholungsphasen nicht einzuhalten. Die passiven Strukturen brauchen einfach mehr Zeit als die Muskulatur selbst", betont der Therapeut. Fehlen die, kommt es zu Entzündungen und Schmerzen an den Sehnen und Gelenken. Zudem gleitet das zentrale Nervensystem ins Übertraining ab und die Leistung geht zurück.
Nicht solange Sie noch einen Pulsschlag feststellen können. "Jeder lebendige Mechanismus ist anpassungsfähig", erklärt der Trainerausbilder. Das heißt, Sie können jederzeit ins Krafttraining einsteigen, sollten jedoch verstärkt Rücksicht auf – falls vorhanden – degenerative Erkrankungen und Verletzungen nehmen. Ob Sie jetzt besser mit einem Trainer durchstarten, hängt von 3 Faktoren ab: 1. Von Ihrer Vorerfahrung, vielleicht haben Sie ja bereits in jungen Jahren die Hantel geschwungen und sind wegen der Job-Familie-Konstellation einfach nicht mehr dazu gekommen. 2. Von der Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten. Nicht persönlich nehmen, manche Männer kapieren einfach schneller als andere. Und 3. spielt Ihr Ist-Zustand eine Rolle. "Wenn Sie überhaupt keine Beschwerden und ein gutes Körpergefühl haben, dann ist ein Trainer nicht unbedingt nötig", sagt Romeike. Mit einer Einschränkung: "Wollen Sie komplexe Bewegungen wie klassische Gewichtheber-Übungen (Umsetzen und Reißen) lernen, was empfehlenswert ist, sollten Sie mit einem Coach zusammenarbeiten", rät der Experte. Und suchen Sie sich möglichst einen, der ebenfalls über 40 ist. "Der kennt die Probleme und weiß wie es ist, häufiger an seine Grenzen zu stoßen." Gerade Männer ab 40 tun nämlich so, als ob sie nochmal 20 wären. "Viele meinen, nochmal genauso durchstarten zu müssen wie damals und dann ist es gut, wenn jemand sagt: 'Nein, lass' mal und mach' langsam'", erzählt der Trainer.
Da gibt es klare Vorgaben: "Ab 40 Jahren sind drei intensive Trainingseinheiten pro Woche das Maximum, was ein Mensch ohne pharmazeutische Hilfe tolerieren kann", so Romeike. Gemeint sind Ganzkörper-Einheiten, Splits waren gestern. "In reiferen Jahren sollten Männer nicht mehr isoliert Muskeln trainieren, sondern auf athletische Attribute setzen", betont der Fachmann, der selbst seit 50 Jahren trainiert. Also verabschieden Sie sich besser von Bizeps-Curls, Butterflys & Co. und setzen Sie auf Komplexübungen, welche die ganze Athletik und das Körpergefühl verbessern. Laut Romeike genügen bereits 5 bis 6 Übungen, die Sie in unterschiedlicher Intensität ausführen. Ideal sind 2 schwere Einheiten, in deren Mitte eine Kraftausdauereinheit steht. Sie können dabei mit der Pausenlänge variieren. Wichtig ist, jeden Tag eine Gelenkmobilisation auszuführen. Das heißt, Sie führen Bewegungen mit einer hohen Wiederholungszahl ohne (!) Zusatzbelastung aus. Ziel dabei ist die Produktion der Gelenkflüssigkeit anzuregen, das Gelenk über den gesamten Bewegungsradius zu bewegen und flexibel zu bleiben. "Wie oft Sie die Übung ausführen sollten, hängt von Ihrem Alter ab – mit 45 sind 45 Wiederholungen angesagt", sagt der Profi. Planen Sie zudem vorm Workout mehr Zeit fürs Warm-up ein und leiten Sie die Regeneration schon während der Belastung ein. Wie? Indem Sie zwischen den Sätzen tief atmen und die Muskeln mit viel Sauerstoff versorgen. Kleine Mobilisationsübungen helfen dabei, Milchsäure abzubauen und die Gelenke beweglich zu halten.
Entwarnung, nicht viele. "Der Gesamtzustand entscheidet, was geht und was nicht“, erklärt der Experte. Jedoch gibt es eine Bewegung, die Romeike so gar nicht empfehlen kann – erst recht nicht ab 40: Dips an der Bank. "Der Schulterapparat ist nicht dafür vorgesehen, dass ich den Oberarm 90 Grad nach hinten abwinkele. Auf diese Weise kommt es zur Verengung des Gelenkspaltes, der die Bizeps- und Spinatussehne komprimiert", so der Therapeut. Auch Nackendrücken mit der Langhantel sei für die Schulter extrem belastend, genauso wie Latziehen in den Nacken, eben jede Bewegung, die die Schultergelenke in eine extreme Stellung bringt. Um einen starken Blutdruckanstieg zu vermeiden, führen Sie Bandrücken nicht auf der negativen Schrägbank aus. Für den Rest der Übungen gilt: Nur weil Sie heute Ihren 40ten feiern, müssen Sie sich nicht ab morgen ein komplett neues Trainingsprogramm zusammenstellen.
"Halten Sie sich an die grundlegenden Bewegungsmuster – gerade mit zunehmenden Alter sind weniger Übungen besser", rät der Personal Coach. Daher finden Sie im Folgenden Übungsbeispiele, die Sie alle 8 bis 12 Wochen variieren können. Zum Beispiel tauschen Sie Kniebeugen gegen Ausfallschritte, Klimmzüge lassen sich in verschiedenen Winkeln und mit diversen Grifftechniken ausführen und so weiter. Grundsätzlich kann es nie schaden, wenn Sie als erfahrener Ü-40-Kraftsportler mal einen ebenfalls erfahrenen Trainer über Ihre Übungsauswahl und deren Ausführung schauen lassen. Beispielsweise das Bankdrücken sollte nicht (mehr) bis auf die Brust ausgeführt werden, sondern kurz darüber. "Das entlastet den Bandapparat Ihres Schultergelenks", sagt Romeike. Er empfiehlt, sich ein 5 Zentimeter dickes, kurzes Brett auf die Brust zu legen, um erst gar nicht in die Versuchung zu kommen.
Tipp: Mit kleinen Geräten zu Hause fit werden
Die oben beschriebenen Übungen können Sie sehr gut im Fitnesstudio machen – klar. Aber es gibt auch Möglichkeiten, zu Hause effektiv zu trainieren. Besonders für vielbeschäftigte Männer, die froh über jede Zeit zu Hause sind, ist das zu empfehlen. Die Grundaustattung des Home-Gyms umfasst Hantelbank, Klimmzugstange, Kettlebell und Langhantel. [Link auf Container 357422] Damit können Sie die hier empfohlenen Übungen locker absolvieren und auch darüber hinaus vielseitig trainieren. Weitere wichtige Tools fürs Training zu Hause finden Sie hier.
Das liegt an Ihnen. "Ab 40 sollten Sie besonders auf Ihre Beweglichkeit achten, aber auch die anderen athletischen Attribute wie Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination im Blick haben", so der Fachmann. Kurz: Nicht der Muskelaufbau sollte Ihr Schwerpunkt sein, sondern die Flexibilität. Keine Sorge, Sie müssen jetzt nicht zum Yoga-Kurs. Es sei denn, Sie möchten. Gemeint ist vielmehr die Kraftübungen im vollen Bewegungsumfang auszuführen, beispielsweise bei der Kniebeuge mit dem Gesäß zu den hinteren Oberschenkeln zu kommen. Kettlebell-Training, das eiserne Yoga, bietet sich an. "Hier gehen wir über den vollen Umfang und arbeiten sehr konzentriert", betont der Trainer.
Damit Ihnen nie die Puste ausgeht, empfiehlt Romeike an jede Krafteinheit 10 Minuten Kardio in der entsprechenden Pulsfrequenz anzuhängen. Das genügt. Fast. "Ich rate meinen Kunden dazu, 2 Einheiten mit Schwerpunkt Hypertrophie auszuführen und die Einheit in der Mitte als Zirkeltraining für die Kraftausdauer zu gestalten", sagt der Coach. Für den Zirkel führen Sie jeweils 5 Wiederholungen einer Übung aus, machen aber zwischen den Sätzen nur 15 bis 30 Sekunden Pause und das insgesamt 10- bis 15-mal. So bleiben der Puls und die Qualität der Bewegungsausführung weit oben. "Exzessives Ausdauertraining schadet gerade uns Männern eher. Wenn wir längere Zeit laufen oder radfahren, steigt der Cortisolspiegel stark an“" gibt Romeike zu bedenken. Die ganzen Stresshormone machen es Ihnen dann schwerer, Fett abzubauen und verlangsamen die Regeneration.
"Gerade im Alter ist es entscheidend, sich möglichst natürlich zu ernähren, Sie sollten sicherstellen, dass der Körper alles bekommt, was er braucht", sagt der Fachmann. Für ihn ist weder der glykämische Index noch eine 16-stündige Essenspause entscheidend. Wichtig sei hingegen, nicht in die Proteinfalle zu tappen, denn zu viel Protein hänge oft mit Problemen mit dem Bindegewebe zusammen. "Ein zu viel an Eiweiß verstopft die Zellmembran, also der letzte Durchgang vom Blutstrom in die Zelle", erklärt der Experte. Essen Sie über längere Zeit zu viel Protein, dann kommt es zu Ablagerungen, die den Zellaustausch behindern. Abbauprodukte kommen also nicht mehr raus, Nährstoffe nicht mehr in die Zelle hinein. "Deswegen aßen die alten Strongmen, von denen ich lernte, einen Tag in der Woche, eine Woche im Monat und einen Monat im Jahr wenig Eiweiß", betont Romeike. Er rät es unbedingt auszuprobieren, der Unterschied sei deutlich spürbar. So erstellen Sie einen Ernährungsplan zum Muskelaufbau.
Ab 40 sollten Sie Ihr Krafttraining anpassen. Setzen Sie besonders auf die grundlegenden Bewegungsmuster wie Kniebeugen und lassen Sie der Flexibilität eine größere Bedeutung als dem Muskelaufbau zukommen. Der ist immer noch möglich, jedoch nicht mehr so schnell wie mit 16. Zudem können Trainierende mit aktuellem Superbody nicht noch mehr Masse aufbauen, sondern nur noch gegen den Verfall ankämpfen. Der Hormonhaushalt macht in höheren Semestern einfach nicht mehr mit. Bereits 3 Einheiten pro Woche – 2 mit Schwerpunkt Hypertrophie und eine Kraftausdauer-Einheit – genügen. Regenerieren Sie ausreichend! Denn Sehnen und Bänder passen sich nicht mehr so schnell an wie früher. Dennoch ist auch ab der 40. Geburtstagskerze der (Wieder-)Einstieg ins Krafttraining möglich und sinnvoll, um dem natürlichen Muskelabbau entgegen zu wirken.
Jetzt ausprobieren
Du willst Gewicht verlieren, Muskeln aufbauen oder rundum fitter werden? Dann bist du bei uns genau richtig. Unsere Top-Trainer holen dich genau dort ab, wo du gerade stehst und schreiben dir einen maßgeschneiderten Trainings- und/oder Ernährungsplan - Motivation und Rückfragen inklusive.